Über Wegewächter

Seit 13 Jahren aktiv im Sandstein unterwegs ...

Abgesang

Inzwischen hat es sich ja weit herumgesprochen – in der Sächsischen Schweiz und insbesondere in deren hinterem Teil wüten Dürre und Borkenkäfer in den Fichten-Monokulturen. Mit der Folge, dass abgestorbene Bäume zuhauf abknicken und kreuz und quer in der Landschaft liegen.

Vor einigen Jahren begann dieser Prozess bereits – mit zunächst einzelnen kleinen Waldgebieten z.B. am Reitsteig (am Winterberg) und am Hinteren Raubschloss. Damals war das alles noch neu, es gab Erklärtafeln und kaum Einschränkungen.

Seit zwei, drei Jahren ist aber alles anders. Zwei heiße und trockene Jahre zogen übers Land, und die Fichten begannen zu leiden. Erst braune, dann kahle Wälder waren die Folge. Zunächst auch noch alles eher eine (böse) Kuriosität. Dann begannen Stürme, Schnee oder einfach die Schwerkraft die Bäume zu brechen.

Erste unmittelbare Folge waren die Sperrung besonders betroffener Wanderwege wie Reitsteig (am Thorwald) und Königsweg Nähe Frienstein. Ab Herbst 2020 wurde es dann richtig ernst. Viele Quadratkilometer toter Fichtenwälder prägten das Bild insbesondere zwischen den Zschands und Hinterhermsdorf, und sie begannen jetzt umzubrechen. „Fichtenmikado“ ist eine schöne Beschreibung dafür. Inzwischen sind ein gutes Dutzend Wanderwege und 4 Bergpfade (Stand Mitte März) unpassierbar geworden, und die Liste wird fast im Tagesrhythmus aktualisiert und immer länger. Und die Kletterzugänge werden dabei gar nicht genannt …

Doch das ist nur die eine Seite. Neben den offiziellen Wegen gibt es ja noch Unmengen alter kleiner Pfade im Sandstein, die nach Ansicht der NPV ja bereits gesperrt sind, aber vermutlich auch stark vom „Mikado“ betroffen sind. Und wenn die NPV für die Wanderwege eine Räumung „irgendwann“ zumindest ankündigt, werden diese kleinen Wege nie geräumt werden (zumindest nicht ohne persönliche Initiativen) und jetzt – nach 30 Jahren Nationalpark – endgültig unpassierbar, zugewachsen und dann vergessen sein. Ich denke da an die vielen Seitenschlüchte des Großen Zschand, z.B. Sandschlüchte, Schwarzschlüchte, Pechschlüchte, Erlenschlüchte … und wer weiß, welche Wege im Gebiet noch betroffen sein werden. Jahrhundertealtes Kulturgut wird verschwinden (mit wohlwollendem Blick der NPV) – wohl dem, der die Wege noch vor dieser Katastrophe kennenlernen durfte!

Wegesperrungen im NP und Zensur im Internet

Foto dient nur der Veranschaulichung (temporäre Sperrung der Zwillingsstiege 2014)

Eine Verschwörungsgeschichte

Wie an dieser Stelle schon mehrfach angesprochen, ist derzeit im Nationalpark die (Borkenkäfer-) Hölle los. Insbesondere in der Hinteren Sächsischen Schweiz sind in den letzten drei Jahren großflächig Fichtenbestände dem kleinen gefräßigen Sechsbeiner zum Opfer gefallen – bedingt durch die große Trockenheit in den Jahren 2018 und 2019 waren/sind die angelegten Monokulturen eben sehr anfällig.

Erste Sperrungen wegen toter Fichten und daraus resultierender Umsturzgefahr bzw. wegen bereits umgestürzter Bäume bestehen bereits seit dem Frühjahr 2019 (siehe z.B. hier: https://www.sandsteinwandern.de/wandern/?p=21695). Auch der Königsweg nahe des Friensteins und der Reitsteig am Thorwald sind bereits seit 2019 offiziell gesperrt. Im Herbst 2020 kamen viele weitere Wege, insbesondere zwischen Weberschlüchten, Thorwald und Kirnitzschtal dazu. Dort ist inzwischen ein großes Waldareal praktisch vor Wanderern „verkehrsberuhigt“. (Mehr dazu z.B. hier: https://felsenheimat.de/2020/11/23/exkursion-ins-sperrgebiet-thorwald/)

Zuletzt wurde dann noch auf Anordnung der Stadt Sebnitz der untere Teil des Großen Zschands gesperrt (siehe hier: https://www.sandsteinwandern.de/wandern/?p=22818), so dass praktisch das gesamte Tal des Großen Zschands kaum noch erwanderbar ist. Wann dies wieder möglich sein wird, steht derzeit in den Sternen … denn der NP hat ja angeblich keine Kapazitäten zur Beräumung.

Inwieweit alle diese Sperrungen berechtigt sind, kann ich persönlich nicht beurteilen, da ich aufgrund eines anderen kleinen Mistviehs mir leider nicht selbst ein Bild machen kann. Worüber ich mir aber auch von zuhause aus ein Bild machen kann, ist das virtuelle Abbild unseres Sandsteingebirges im Internet. Dazu muss ich nochmal kurz etwas weiter ausholen: Letztes Jahr wurde im Nationalpark die Stelle eines „Digitalbeauftragten“ ausgeschrieben und anscheinend vergeben (siehe z.B. hier: http://sandsteinpfade.de/2020/07/23/die-npv-im-netz/). Vorher „glänzte“ die Webseite der NPV meist durch Unaktualität und monatelangen Stillstand – seit Sommer 2020 ist dort etwas mehr Bewegung drin und beispielsweise die Rubrik „Aktuelles“ meist doch aktuell. Das ist das Positive.

Andererseits werden seit letztem Jahr massiv Zensurversuche, u.a. bei Youtube, betrieben. Alle Videos, die nach Meinung der NPV nicht ganz „koscher“ sind, werden nach und nach markiert bzw. entsprechend kommentiert – ein wild herausgepicktes Beispiel hier: https://www.youtube.com/watch?v=2oLJlnbyIRA. Glücklicherweise geht das Ganze noch nicht soweit wie bei angeblichen „Corona-Fake-News-Verbreitern“, die gleich mal auf staatliche Anweisung von Google gelöscht und/oder gesperrt werden.

Desweiteren geht auch der Kleinkrieg im Bereich „Kartographie“ in eine neue Runde. Nachdem bislang nur der durch seine Detailkarten der Sächsisch-Böhmischen Schweiz bekannte Kartograph Rolf Böhm insgeheimen Schikanen seitens der NPV ausgesetzt war, wird derzeit (von wem ist allerdings unklar) auch in den Online-Kartenwerken gelöscht, z.B. sind bei OpenStreetMap alle momentan gesperrten Wege im Bereich Großer Zschand/Thorwald komplett gelöscht worden (und nicht nur als gesperrt markiert) Siehe hier, Stand 15.02.21: https://www.openstreetmap.de/karte.html?zoom=16&lat=50.89527&lon=14.32428&layers=B000TT. Nur die Kletterzugänge sind noch erhalten und enden derzeit im Nichts …

Was für mich nur zwei Möglichkeiten zulässt: Entweder hat der Digitalbeauftragte doch nicht soviel Ahnung vom Fach und es müssen die Wege nach einer Wiedereröffnung wieder zeitraubend eingearbeitet werden – oder die NPV weiß bereits mehr als wir und WILL diese Wege gar nicht wieder öffnen…!? Ist der Plan ein neues „Totalreservat Thorwald“? Hier sollten alle Betroffenen (Tourismus, SBB, …) ein waches Auge haben!

edit by Admin: Ich mag keine Blogbeiträge ohne Foto 😉

Urlaub im “kleinen Schwestergebirge”

Im Oktober 2020 haben wir – erstmals – ein paar Tage im Zittauer Gebirge verbracht. Gut ausgerüstet mit den beiden Böhm-Wanderkarten und Axel Mothes’ Buch “Stiegen und Steige im Zittauer Gebirge” ging es ans Werk.

Quartier hatten wir im Oybiner Ortsteil Hain bezogen – am Fuße des Hochwalds. Am Anreisetag ging es entsprechend dort hinauf über die “Hexenstiege”. Glücklicherweise gab es an diesem Tag auch die beste Fernsicht – wenn es auch bereits auf dem Gipfel recht windig-kühl war. So konnten wir weit ins Böhmische hineinblicken.

 

Am zweiten Tag gab es neben Wellness im “Trixi” Großschönau noch die Burg Oybin zur Besichtigung – wenn diese dann auch wegen der nahenden Schließzeit etwas “zügig” ausfiel. Ist schon ein wirkliches Kleinod – die Reste der Burg, die Ruine der wirklich riesigen Klosterkirche, die vielen Wege und Steige im Gelände, u.a. eine Art Terrassenweg um einen großen Teil des Felsens herum.

 

Die nächsten beiden Tage galten dann der Felsenwelt, zunächst ging es nach Jonsdorf in die Felsenstadt / Mühlsteinbrüche und zum Nonnenfelsen (Felsengasse). Alles sehr interessant, z.B. der tiefste Steinbruch “Schwarzes Loch” war 50 Meter tief und hatte einen Tunnel zur Abfuhr der gebrochenen Steine durch das Felsmassiv. Den geplanten Aufstieg auf dem Klettersteig am Nonnenfelsen musste ich leider wegen merklich “müder Füße” auf einen späteren Besuch verschieben.

Die andere Tour führte uns von Hain über die Oybiner/Lückendorfer Felsengasse zum Aussichtsfelsen “Scharfenstein” mit einem sehr bemerkenswerten Felsblock. Weiter ging es noch zum Töpfer, dort eine Runde herum mit Aufstieg auf der “Krieche”. Der Rückweg dann über die Böhmische Aussicht und auf bequemem Weg weiter über Lückendorf nach Hain. Zu erwähnen ist unbedingt noch der “Muschelsaal” mit vielen sehenswerten Brauneisenabscheidungen am Fels.

Das Wetter an den beiden Wandertagen war leider ortstypisch – kräftiger böhmischer Wind mit trüber Luft und nur wenig Sonnenschein.

Diesen kurzen Bericht mitsamt der Fotos gibt es auf meiner Privatseite zu sehen.(externer Link, öffnet auf neuer Seite)

Arbeitseinsatz bei Porschdorf

Am vergangenen Samstag trafen sich 9 Mitglieder der IG zu einem Wegebau-Einsatz in der Nähe von Porschdorf. Organisiert wurde das Ganze vom Stiegenfreund “Polenztaler”, nicht nur material- und werkzeugtechnisch, sondern auch die Verpflegung und die Aufwärmmöglichkeit – letzteres dringend erforderlich bei Temperaturen von 4°C, frischem Wind und leichtem Regen. Gebaut wurde am “Hornleitenweg” oberhalb des Lachsbachtales (Link zur OSM – Weg hier als “Kirchleite” bezeichnet).

Im ersten Abschnitt wurde ein Stück des alten Wegverlaufes neu angelegt, da dieser über die Jahre durch Bewuchs verschwunden war. Im zweiten Abschnitt wurde in einem kleinen Seitental ein Holzsteg über den kleinen Graben errichtet und der östliche Zugang zusätzlich durch Einbau von Stufen und Wasserableitung versucht zu “entschärfen”, denn dort war es bei der Nässe sehr rutschig gewesen.

Am Ende kamen 75 reparierte Wegmeter zustande, und wir setzten abschließend auch eine kleine Wegmarke mit einer Erinnerung an die fleißigen Helfer. Zudem hatten wir auch die SZ eingeladen, um von unserer Arbeit zu berichten – vielleicht erscheint der Artikel ja dann in den nächsten Tagen tatsächlich auch.

Baumartenstreit im Nationalpark (2) – die Datenlage

Wie versprochen habe ich ein wenig im Internet recherchiert und bin auf einige interessante Beiträge zum Thema Baumarten und Klimawandel gestoßen – allerdings sind diese teilweise nicht ganz aktuell oder undatiert gewesen. Aber sei es erstmal drum … aus zweien möchte ich hier Auszüge darstellen.

Die erste Untersuchung stammt aus heimatlichen Gefilden von Prof. A. Roloff und B. Grundmann aus Tharandt, verfasst bereits 2008. Angereichert mit ein paar Daten aus der Schriftenreihe des NP.

Hier wurden zum einen Frostresistenz (Winter- und Spätfröste) und zum anderen Trockenresistenz untersucht. Letzteres braucht ja nicht näher erläutert zu werden; Frostresistenz ist aber ebenfalls wichtig, da in unseren Breiten auch künftig durchaus noch Fröste zu erwarten sind, wenn auch vielleicht nur noch selten – aber ein Zitronenbäumchen würde wohl auch einen Nachtfrost von -5°C nicht überstehen. Besonders empfindlich gegen Winterfrost zeigt sich die mediterrane Flaum-Eiche; gegen Spätfröste ist eine ganze Reihe von Bäumen empfindlich, dazu gehören sogar einheimische Arten wie die Rotbuche, die Weißtanne und die Gemeine Esche sowie z.B. Edel-Kastanie (Marone), Walnuss, Wildapfel und -birne, Zerr-Eiche.
Was sagen unsere einheimischen Hauptbaumarten zu Trockenheit? Die Fichte (Anteil in der Sächsischen Schweiz 1995: 46,2%) ist extrem anfällig, das ist bekannt und inzwischen auch zu sehen. Künftig ist sie wohl nur noch in den Kammlagen der Mittelgebirge und vielleicht in den feuchteren Schlüchten des Elbsandsteins zu finden. Sie wächst normalerweise in Lagen von 1200 bis 1700 Meter bei JN > 1000 mm (!) und eher kühlen Temperaturen. Stiel- und Traubeneiche haben tiefe Pfahlwurzeln und sind deshalb gut an trockene Standorte angepasst – sind aber bislang im Elbsandstein nicht so verbreitet (Anteil: 2,8%). Wegen ihrer Lichtbedürftigkeit haben sie einen deutlichen Wachstumsnachteil gegen Buche und Fichte. Auch die Waldkiefer (Anteil: 14,9%) ist sehr trockentolerant – nicht umsonst wachsen in den deutschen „Sandbüchsen“ vorrangig Kiefern und Eichen. Differenziert muss die Rotbuche (Anteil: 11,8%) gesehen werden. Diese wächst auch derzeit schon bestandsbildend außerhalb ihres Optimums, ein weiteres Vordringen auf trockenwarme Kalkstandorte wird beobachtet. Allerdings kann sie längere Trockenphasen nicht tolerieren – wie letztes Jahr an vielen Standorten zu sehen war (JN > 600 mm erforderlich). Perspektivisch wird sie wohl an schon jetzt trockenen Standorten wieder verschwinden. Die Rotbuche ist vor ca. 5800 Jahren aus Südosteuropa eingewandert und die damit die jüngste „heimische“ Baumart.
Zusatzinfo: weitere Baumanteile: Birke 12,9%, sonst. Laubbäume 3,8%, fremde Laubbäume 1,4%, fremde Nadelbäume 6,2%. Quelle: Der Wald im Nationalpark Sächsische Schweiz, Schriftenreihe Heft 7

Aus der Zusammenfassung möchte ich nun die Arten nennen, die sich für eher trockene Standorte qualifizieren. (Die Einteilung nach Feuchte erfolgte in 4 Stufen, ich erwähne hier nur die beiden trockenen.) Für trockene und sehr trockene Standorte – dazu gehören sicher auch viele Flächen im Elbsandsteingebirge – werden als geeignet bezeichnet: Feld- und Spitzahorn, Sandbirke (Pionierbaum), Hainbuche, alle Kiefernarten, Zitterpappel (Pionierbaum), Vogelkirsche (Pionierbaum), Traubeneiche, Robinie, Mehlbeere, Speierling, Elsbeere und Winterlinde.
Für mäßig frische bis mäßig trockene Standorte werden empfohlen: die gerade genannten + Bergahorn, Europ. Lärche, Zirbel-, Schwarz- und Waldkiefer, Traubenkirsche, Roteiche, alle Sorbus-Arten (Vogelbeere & co), Eibe und Sommerlinde.
(kursiv: europäische Arten, aber nicht in Deutschland beheimatet, unterstrichen: amerikanische Arten)
Es müssten also quasi Fichte, Tanne und Rot-Buche komplett ersetzt werden, mithin 58% aller Bäume …

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