Umstrittener Stiegenbau

Ich stelle diesen Text jetzt mal auf eigene Faust online, und ich hoffe, er repräsentiert die vorherrschende Meinung in der IG. Falls nicht – schmeißt den Mist einfach wieder raus. Also, worum geht es mir: am Fritschenstein ist eine Stiege gebaut worden. Heimlich, ohne jede Genehmigung, und damit illegal. Die NPV hat schon angekündigt, die Eisen zügig wieder zu entfernen, und sie hat dafür mehrheitlich Lob geerntet. Was also fällt mir zum Thema ein:

Häntzschelstiege

Häntzschelstiege (Quelle: Stiegenmatrix)

1. Alle, wirklich ausnahmslos alle, Stiegen in der Sächsischen Schweiz sind “illegal” entstanden. Entweder waren sie (die große Mehrheit) einfach Arbeitswege für Steinbrecher oder Forstleute, oder sie waren Abkürzungen für den sonntäglichen Kirchgang (die Heilige Stiege), oder sie wurden auf fürstlichen Erlass gar spezielle für den Tourismus angelegt (der leider nur noch in Rudimenten vorhandene Kerbensteig). Die bekannteste Stiege der Region, die auch republikweit vermarktet wird, ist gar ein richtig heimlicher Bau von Rudi Häntzschel gewesen. Also: ohne den spontanen Bau von Siegen, ohne jemanden links und rechts zu fragen, würde es heute wahrscheinlich keine einzige solche geben.

2. Aber, und jetzt kommt das große “Aber”: die Zeiten sind andere geworden. Es gibt einen Nationalpark, und auch eine Verwaltung desselben. Diese ist eine Behörde, die an gewisse gesetzliche Vorgaben gebunden ist, und selbige auch nicht einfach ignorieren kann. (“Da hat doch schon wieder einer Eisen in den Stein gebohrt. Lassen sie sich eigentlich immer auf der Nase herumtanzen?”) Seit einem guten Jahr hat diese Verwaltung einen neuen Chef, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger kein “Fundamentalist” ist, sondern gesprächs- und kompromissbreit. Dieser neue Chef hat aber innerhalb der Verwaltung immer noch eine alte “Hausmacht” seines Vorgängers vor sich, die die alte, harte und kompromisslose Linie gern fortsetzen würde. Jeder “illegale” Stiegenbau ist Wasser auf den Mühlen dieser Leute, und schwächt somit auch die Stellung des neuen Chefs.

3. Bis auf ganz wenige Ausnahmen (Großer Dom) gibt es keine wirklichen Gründe mehr, neue Stiegen anzulegen. Alle Ziele in der Region sind prächtig erschlossen, im Zweifelsfall muss man eben mal ein paar Meter Umweg gehen. Auch vom “Eventcharakter” her gibt es Stiegen in allen Varianten, von leicht für jedermann bis knackig.

4. Es ist keine Ruhmestat mehr, eine Stiege anzulegen. Haben unsere Altvorderen dafür noch richtig geschuftet, und hat auch Rudi Häntzschel noch Jahre seines Lebens in die Beschaffung von Material investiert, so kann man heute alles Nötige flugs im Baumarkt besorgen. Also: eine Stiege zu bauen, dass schafft heute fast jeder.

5. Ein heimlicher Wettbewerb: wer baut die schönste Stiege, wäre eine Kriegserklärung an die NPV, und somit ein absoluter Gau. Alle bisherigen Bemühungen der IG – und diese haben bisher kleine, aber erwähnenswerte Erfolge erzielt – könnten so schnell zum Teufel sein. Und ich möchte, und das sage ich hier als Privatperson, keinen Krieg mit der NPV. Ich möchte legal und ohne schlechtes Gewissen wandern, irgendwann auch mal wieder auf dem Grenzweg, auf dem Auerhahnsteig, im Försterloch oder gar auf dem Gratweg der Thorwalder Wände. Das sind Ziele, die derzeit weit in der Zukunft liegen, vieleicht auch nie realisierbar sind. Aber: wenn offener Krieg mit der NPV herrscht, dann rücken diese Ziele in noch viel weitere Ferne.

Ich bitte also alle Mitglieder der IG, und auch alle Leser dieser Seite: lasst die Finger vom Akkubohrer, baut keine neuen Stiegen.

5 Gedanken zu „Umstrittener Stiegenbau

  1. Hallo zusammen. Etwas überrascht von den großen Wellen um die neue Stiege an Fritschenstein war ich schon. Vielleicht schaffe ich es noch rechtzeitig, sie mir mal anzuschauen, bevor sie wieder abgerisssen wird. Da hat die NPV ja Erfahrungen… Klar muss der Herr Butter seinen Gesetzen genügen, aber in einem Naturpark gibt es halt immer Veränderungen. Wenn neue Steighilfen punktuell, in dezenter Ausführung und handwerklich gut gemacht sind und es so auch kleineren Leuten ermöglichen, schwierige Passagen zu meistern, sehe ich da kein Vergehen. Im Gegenteil: man sollte dem Erbauer danken, denn wie hier schon festgestellt wurde, gibt es heute keine Enthusiasten mehr, die in ihrer Freizeit und mit hohem Aufwand neue Aufstiege ermöglichen oder alte herrichten. Aber wir alle gehen sie doch gerne? Insofern ist die ganze Aufregung um zwei, drei neue Eisen doch pure Heuchelei. Schlimm war nur die Werbung der Familie Leuner, die aus dem stillen Ort ein Massenbegängnis gemacht hat, um “ihr” Gebiet attraktiver zu machen… Ein letzter Punkt: Die neuen Eisen sind zwar eine neue Art des Aufstieges, es gab dort aber bereits früher eine Steighilfe in Form einer Holzleiter (siehe Mothesbuch Heimat- und Naturgeschichte Band 2 – Albertpromenade).
    Dem gegenüber stehen die Eisenabsäger (die sind in meinen Augen wirklich erbärmlich), die Bergsteiger (von denen sich einer im Forum schon abfällig über Wanderer geäußert hat, die “keine poplige 1 schaffen..” – merke: die Wanderer sind seit Jahrhunderten da, die Bergsteiger erst seit einigen Jahrzehnten) und die NPV (die gibt’s sogar erst seit rund 20 Jahren!) mit ihrer Sperrungswut und Rückbaumentalität. Und wenn schon ausgebaut wird, dann mit Gigantismus (Falkenschlucht, Mittelwinkel usw.). Aber das ist ja allgemein bekannt.
    Also, die Kirche im Dorf lassen und die alten Wege entweder offiziell wieder begehbar machen oder im Einzelfall mal ein Auge zudrücken. Wenn das nicht so an die große Glocke gehängt wird, bleiben diese Dinge auch nur wenigen vorbehalten, da die Masse dran vorbeiläuft.

  2. Ich sehe die ganze Sache nicht so verbissen. Warum nicht mal hin und wieder eine neue Stiege. Oh!, nun wird der Aufschrei groß sein. Na, von einem MIMO ist ja nichts anderes zu erwarten. Aber die NPV baut ja selber neue Stiegen. Die Krönung der Unzumutbarkeit ist ja der Klettersteig am “Lorelei-Felsen”. Ach ihr lieben Kinderchen, so sieht ein Klettersteig aus. Diesen dürft ihr mal benutzen, aber wehe ihr latscht einfach so in der Natur herum. Und gleich noch ein Hinweis an die Stiegenbuchkonkurrenz: Ich bin froh, wenn nicht alle Stiegen so verschandelt werden, wie einige Klettersteige. (Originaltext Herr B. : “Leider wurden nur sehr wenige Steiganlagen des Gebirges bislang auch wirklich mit derart neuen stählernen Hilfmitteln ausgestattet!”)

  3. Gelöscht wird hier nichts, nur ein Bild eingefügt und den Rudi richtig geschrieben 😉

    “… bitte also … alle Leser dieser Seite: lasst die Finger vom Akkubohrer, baut keine neuen Stiegen.”

    Aber beschädigt auch keine alten Steiganlagen. Die Liste solcher Beschädigungen ist eben auch nicht kurz:
    – Annenlochstiege (Eisen abgesägt)
    Wolfsstiege (Spreizhölzer herausgerissen)
    – Riegelhofstiege (Balken entfernt)

  4. Wie schon geschrieben in meinen Thread möchte ich die Sache entschärfen,und mitteilen das der Verursacher kein Mitglied unserer IG war.Ich werde mich dazu zu gegebener Zeit dazu äußern.

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