SSI-Heft 2015

Über unseren Arbeitseinsatz im Bielatal wurde bereits an dieser Stelle ausführlich berichtet. Im diesjährigen SSI-Heft erscheint dazu ein Beitrag, den wir mit freundlicher Genehmigung der Redaktion vorab veröffentlichen dürfen.

Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 32 (2015)

Stiegenbau im Bielatal

Wenn man etwas mehr als zweimal macht, wird es zur Tradition. So gesehen gehört der jährliche Arbeitseinsatz der IG Stiegen- und Wanderfreunde zur Tradition. Angefangen hat alles vor zwei Jahren mit der Instandsetzung der Schutzhütte Großer Zschand / Richterschlüchte. Die Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung und dem Staatsbetrieb Sachsenforst war völlig problemlos. Vergangenes Jahr wollten wir die Schutzhütte Großer Zschand / Zeughausweg instandsetzen, aber es war Baumaterialtransport zur Schutzhütte Aussichtspunkt Hockstein angesagt. Unser Enthusiasmus für Arbeitseinsätze in Namen NPV / Sachsenforst ging langsam in den Keller. Im Sommer letzten Jahres war unser anvisiertes Objekt vom Erdboden verschwunden und wir hatten kein Interesse mehr, irgendwo im Nationalpark unsere Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen.

So entstand die Idee, sich im Bielatal umzusehen. Von Wanderungen war uns bekannt, dass einige Wege dort dringend repariert werden müssen. Über die Gemeindeverwaltung Rosenthal kam die Verbindung zum Tourismusverein Rosenthal-Bielatal e.V. zustande. Dessen Vorsitzender, Jürgen Gottschald, fand die Idee gut, und bei einem ersten Vororttermin haben wir die Stiege aus dem Bielatal zur Kaiser-Wilhelm-Feste ausgewählt. Wer sie kennt, weiß, dass an ihr eigentlich gar nichts mehr intakt ist. Aber der lange Arm, nein, nicht des Gesetzes, sondern vom Sachsenforst reicht bis ins Bielatal. Eine Woche vor dem geplanten Einsatz mussten wir unseren Plan ändern. Sachsenforst erlaubt es nicht, die Stiege zu reparieren, sondern plant, sie zurückzubauen. Ein Ersatz war aber schnell gefunden, die Stiege am Schraubenkopf. Der Eigentümer des Flurstückes, ein Agrarbetrieb, war froh, dass die Stiege, besser das, was davon übrig war, wieder in Ordnung gebracht wird. Die Stiege wurde vor 15 Jahren als ABM letztmalig instandgesetzt.
Am 24. Juni 2015 trafen sich elf Stiegenfreunde, männlich wie auch weiblich, um 8 Uhr oberhalb der Stiege. Das Material, Rundhölzer, Erdnägel und zwei Sack Trockenbeton (?) hatte der Bauhof der Gemeinde Rosenthal bereits geliefert. Im oberen Teil der Stiege waren nur ein paar Stufen auszuwechseln, aber im mittleren und unteren, steilen Teil war so gut wie nichts mehr vorhanden, außer ein paar gefährlich aus dem Erdreich ragenden Erdnägeln. Eine kurze Einweisung durch Herrn Gottschald und bei leichtem Nieselregen, der aber recht schnell verschwand, ging es in kleinen Gruppen los. Da wir nicht nur Stiegengeher, sondern auch Stiegenbauer unter uns haben, waren die fachlichen Grundlagen schnell weitergegeben. Als unlösbar erwies sich das Entfernen der alten Erdnägel; also wurden die Stufen diesen angepasst. Da Stiegenbauen hungrig macht, kam zur Mittagszeit die Pausenversorgung aus der Gemeinde Rosenthal. Obwohl mitten in der Woche, kamen immer wieder Wanderer vorbei, die sich für unsere Arbeit interessierten. Da Wasser bekanntermaßen immer bergab fließt, mussten wir uns etwas einfallen lassen, damit bei einem Sommergewitter die Wassermassen geordnet den Weg nach unten in die Biela finden. So entstanden im Verlauf der Stiege mehrere recht breite Stufen, die dafür sorgen, dass das Wasser den Weg in den daneben liegenden Wald findet. Uns fehlten nur noch einige Stufen zur Perfektion, als wir wieder Besuch bekamen. Dieses Mal vom Bürgermeister der Gemeinde Rosenthal, der sehen wollte, wie unsere Arbeit voranging und er schien zu wissen, dass Stiegenbauen auch Durst macht – die Aufteilung des Durstlöschers war kein Problem für uns. Gegen 14 Uhr zog wieder Ruhe im Bielatal ein, unserer Arbeit war geschafft. Nach unserer internen Zählung haben wir 73 Stufen instandgesetzt. Am Abend erreicht mich noch ein Anruf von Herrn Gottschald, der unsere Arbeit begutachtet hatte und sehr zufrieden war.
Eine Frage bleibt, wozu brauchten wir zwei Säcke Trockenbeton? Ganz einfach, Wege brauchen Wegweiser und der am oberen Ende der Stiege musste wieder fest verankert werden, was für uns kein Problem war.
Fazit des Arbeitseinsatzes: Es hat uns Spaß gemacht, nicht umsonst sind wir Stiegen (!) – und Wanderfreunde. Wir können uns vorstellen, nächstes Jahr wieder im Bielatal zu sein und vielleicht ergibt sich auch eine Zusammenarbeit mit dem Tourismusverein Rosenthal-Bielatal e.V., um unter Umständen ein größeres Projekt in Angriff zu nehmen.

Dietmar Schubert, IG Stiegen- und Wanderfreunde

Die Vorabveröffentlichung des Beitrags erfolgte in Abstimmung mit der Redaktion des SSI-Heftes. Das Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 32 erscheint am 19.November im Handel. Bezugsmöglichkeiten und Inhalt sind auf der Internetseite des SSI-Heftes zu finden.

(edit by Admin) Als Ergänzung noch die beiden veröffentlichten Fotos:

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