Das Omen

Ihr kennt solche Geschichten, oft mit Vampieren und ähnlichen Erscheinungen, wo sich nach und nach heraustellt, dass der Antichrist oder eine andere böse Macht oder der, dessen Namen wir hier nicht nennen wollen oder einfach DAS Böse am Wirken ist und das allgemeine Verderbnis anstrebt.

Anfangen tut es eigentlich immer mit ganz nebensächlichen Ereignissen. Im Film klatscht eine Motte an die Auto-Frontscheibe, Spinnen laufen in Gänsereihen, vielleicht sitzen mehr Vögel als sonst auf der Stromleitung. In der Realität fallen Bäume aus verschiedenen Richtungen immer genau auf bestimmte Wege, genau an einem unbeliebten Zugangsweg erweist sich eine Wasserdurchführung als zu eng und muss als offener Graben umgebaut werden oder es werden andersdenkende Ehrenamtler aus Arbeitskreisen entfernt.

Nun glaube ich zwar (noch) nicht an eine Verschwörung, aber im Film wie im Leben ist ein Schema zu erkennen: Immer wird zuerst die abweichende Meinung ignoriert, dann verunglimpft, dann mundtot gemacht und schließlich überhaupt verboten. Dann ist das Ziel erreicht: Alle Menschen haben die EINE MEINUNG – die richtige. Die einzig richtige.

Aber das ist gar nicht richtig: Egal ob sich andere Meinungen trumpelig manifestieren, als (vielleicht nur vermeintliche) Alternativen daher kommen oder montags demonstrieren – es sind Menschen – nicht gleich DAS Volk, wie manche irrtümlich behaupten, aber sie sind immer alle Teil der Gesellschaft und als solcher muss die abweichende Meinung in die Vielfalt und Buntheit einer demokratischen Meinungsfindung einfließen können. Die so zustande kommende Meinung wird endlich auch nicht allen Teilen der Gesellschaft 100%ig gefallen – aber solche Beschlüsse haben doch wenigstens ein breite Basis und damit die größten Chancen auf längeren Bestand.

Wir haben bereits erlebt, welchen Bestand die Einheitsbeschlüsse einer gleichgeschalteten Minderheitsbeschlussfassungsriege hatten.

Wenn wir es als sogenannte demokratische Gesellschaft nicht mehr schaffen, egal ob es um außen- oder innenpolitische Schwergewichtsthemen oder nur um Wegekonzepte geht, abweichende Meinung mit Toleranz, Akzeptanz und Kompromissbereitschaft in der gedanklichen Mitte des gesellschaftlichen Körpers zu halten, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn verprellte Meinungen und ungenutzte Kräfte in die Extremitäten abwandern. Bestenfalls bleiben sie in der Körpermitte und werden ein fauler fetter Bauch. Der ist dann zwar ungesund und träge, macht aber bequem und entwickelt keine Dynamik. Linke oder rechte Arme, wenn diese zu stark werden kann viel Dynamik entstehen. Wo schließlich sich verselbständigende Beine hinlaufen – wer weiß?

In unserem Fall wird sicher kein fauler Bauch entstehen, die Beine laufen hoffentlich über die weißen Flecken noch-nicht-gezeichneter Landkarten und die Hände füllen dies Flecken dann mit Informationen, Symbolen und Farben, bunt und vielfältig und ohne Lügen und Unterlassungen.

5 Gedanken zu „Das Omen

  1. Wir haben keine Lobby…

    Wer latscht denn schon von früh bis spät auf Wegen rum, die man kaum sieht, nicht ausgeschildert sind, als Ziel weder direkt eine Gaststätte, noch eine Ausruhbank an einem Aussichtsplatz haben? Wege, die obendrein eine gewisse Trittsicherheit erfordern, von diversen Pflanzen (und waagerechtem Totholz) besiedelt sind? Wege, die nicht einmal immer zu einem Kletterfelsen führen, nicht immer schöne Aussichten bieten, nicht immer die kürzeste Verbindung darstellen?

    Wer will da schon hin? Dann kann man diese Wege/Orte doch gleich verbieten. Sie sind nicht stark begangen, unbequem, haben ein gewisses Sicherheitsrisiko. Braucht kein Mensch! Außer man hat den Namen Harvester.

    Andererseits, warum gibts eigentlich noch (viele) Kletterpfade? Vielleicht weil es paar hundert Kletterer mehr gibt als uns verwegene stille Wanderer? Weil Klettersport eben eine anerkannte Sportart ist, Bergwandern aber nicht?

    Ich denk nicht weiter nach. Ich gehe meine Wege, freue mich an der Natur mit ihren Pflanzen und Tieren. Genieße die Ruhe fernab des Touristenlärms, die Freiheit vor dem Dreck bei den offiziellen Raststätten oder Raststellen (offiziell oder inoffiziell), das Nichtvorhandensein der Papiertaschentuchwegmarkierungen, das unbekümmerte Wandern ohne Gedanken über unangeleinte Köter…

    LG Sel

  2. Aus sicherer Quelle weiß ich,das die Angelegenheit von langer Hand vorbereitet wurde.Rolf wurde vom Naturmarkt in Wehlen verbannt,weil er dort seine Karten angeboten hat.In der Nationalparkverwaltung gibt es Mitarbeiter, die den Nationalpark-Partnern anraten keine Böhm Karten zu verkaufen.Ich habe noch eine im Nationalparkhaus als Bückware gekauft.Warum verbannt keiner die Harvester?

  3. Ja ,sehr gut geschrieben. Jedes Ereignis in der Vergangenheit fing mit einer Kleinigkeit an. Ein Anlaß eben. Aber die Ursachen sind immer eine oder mehrere der “7 Todsünden” gewesen. Warum sollte das rund um den Nationalpark anders sein? 😉

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