Gans, schön steil – Eine Erkundung

Allen Ratgebern aus dem Forum einen Dank, denn die Informationslage zu diesem kleinen Gebiet ist doch recht dürftig. Was ich mir dann so zusammengetragen habe macht aber sehr gespannt und ungeduldig, nur krankheitsbedingt hat war es jetzt erst so weit, dass wir die Begehbarkeit der Wege zwischen den Rathener Gänsen zu erkunden beginnen konnten. Der erste Erkundungsgang gilt der Kleinen Gans.

Unmittelbar hinter dem Theaterkassenhäuschen, beginnt der Kletterzustieg, gleich ordentlich steil, hinauf, wie auf dem Schwanz eines Riesendrachens. Links und rechts wird der Abgrund immer tiefer, bald gehen wir über erste gehauene Steinstufen und man überlegt, ob der historische Ganssteig, der von oben zur sogenannten Südaussicht geführt haben soll, nicht vielleicht komplett über die Kleine Gans geführt haben könnte. Doch selbst hier – Rotzfahnen! Etwas weiter oben erklimmen wir die erste größere Klippe und mit perfekt gewachsenen Wurzelgriffen macht das richtig Spaß. Kurz danach erreichen wir die richtigen Felsen. Rechtsrum könnte man weiterführende Wege erkunden, aber heute nur kurz die Gansscheibe umrunden, wo es an der Südostseite einen schönen sonnigen Aussichtsrastplatz gibt.

Wir gehen aber links am Felsen vorbei und verhalten kurz vor eine Gedenkstele, die wohl mit ziemlicher Sicherheit an den wirklich tragischen Unfalltod einer Kletterin am Ganskopf im letzten Spätsommer erinnert. Die sehr anschauliche Symbolik der in massiven Eichenholz gestaltete Stele hat mich berührt. Da hat jemand seine Gedanken und Gefühle in künstlerische Form gebracht, schlicht, schön, natürlich und mit gedanklicher Tiefe, obwohl man vielleicht Tischler- oder Zimmermannskenntnisse haben muss, um das so zu erkennen. Ich habe ein Foto gemacht, aber es scheint mir unpassend, es hier zu präsentieren. Es gehe selbst hin, wer sehen möchte.

 Wir gehen bequem an der Wand weiter und auch am baldigen Abzweig in Wandnähe, hinauf zu einer größeren Felslücke, in der sich wohl der gesuchte Plattenstein erhebt. Ich habe den noch nie gesehen, war mir aber beim ersten Blick sicher, dass er es sein muss. Denn oben auf der Spitze des Steins liegt eine Platte. Aber was für ein Drum. Ca. 5-6 t, bedrohlich überragend und nach unten geneigt. Wer baut denn sowas? Wir wollten nun den gesuchten Aufstieg finden, der uns etwas mehr für die Hände zu tun geben sollte. Nur gab es da links eine Möglichkeit und rechts auch, aber keine sah aus wie auf einem der wenigen verfügbaren Bilder. Rechts leuchten in der Sonne kleine Tritte auf steilen, schroffen Stufensäulchen, die ca. 6-8m nach oben führen. Na? Nö! Nicht die erste Wahl. Wir wollten zwar ein wenig Klettern, aber nicht gleich soo. Links scheint man die dortigen 4-5m auf rundlichen Blöcken in einem heimeligen Winkelchen erklimmen zu können. Naja. Direkt davorstehend sind die Blöcke viel höher und die letzten 1,5m haben die Tritte links und die Griffe auch … Menno! Wer baut denn sowas? Soviel Körperspannung bringt meine Schreibtischmuskulatur nicht zusammen … und in dem heimeligen Winkel ist es unheimelig feucht und kühl. Das kühlt auch mein Klettermütchen deutlich ab, es reicht aber noch für eine unentschlossene Zuwendung zu den sonnigen Stufen, die zwar steiler, aber doch wenigstens trocken sind. Da kommt ein älterer Bergsteiger des Weges, wir wechseln ein paar Worte und er bestätigt uns zumindest, dass wir zur Südaussicht auf dem richtigen Weg sind. Sich nochmal umdrehend meint er, dass es untenrum und an der Wehlnadel bequem hoch ginge.   Danke, genau so machen wir das.

Nun, bequem in Bergsteigerklassifizierung … aber wenigstens auch für uns begehbar, immer noch ordentlich steil, gehauene und Naturstufen, eine morsche Holzleiter, schöner Aufstieg. Oben an der Nordseite des Plattensteins der Indianerkopf. Komantsche vermutlich, weil er seinen Blick von unserem Bühnen-Apachen abwendet. Ein Stück noch durch den Wald und wieder Stufen, hier nun die historisch verbürgten, zu dem schönen Aussichtsplateau der Südaussicht.

Durch die Schwedenlöcher absteigend, wollten wir eigentlich noch den Kletterzugangsweg um die Nordseite der Großen Gans als Rückweg nutzend erkunden, um vielleicht auch noch einen ersten Blick auf den dortigen Aufstieg zu werfen, der ja als schwieriger beschrieben wird. Wir haben auch ein paar der tropfnassen Stufen am Schwedenturm erstiegen, es aber dann doch lieber bleiben lassen. Nach fast sechs Wochen Wanderabstinenz meinten die Kniegelenke, es würde eigentlich schon ausreichen. Also mit den, durch das perfekte Frühlingswetter herausgelockten, Menschenmassen am halb ausgebaggerten Amselsee vorbei zur vorfristig geöffneten Fischräucherei. Ein Kunstlachsbrötchen (Forelle schmeckt mir nicht, egal ob Kult), ein Radler und ab zur Fähre.

Fazit:
In der Klettersaison ist die Tour nicht zu empfehlen. 1. ist dann die Ruhe vorbei und 2. wäre es störend und mir zumindest auch peinlich, durch die Familienlager zu latschen, über und unter Kletterseilen durch … nee. Und 3., wer will schon, dass sich einem am Kassenhäuschen gleich noch eine Gruppe Theaterbesucher in Sonntagsschuhen anschließt? Aber in der Nebensaison eine empfehlenswerte Tour für Stufensucher und -Zähler oder für kletterambitionierte Wanderfreunde. Ein besonderer Reiz ergibt sich aus der Tatsache, dass man den erlebnisreichen Aufstieg in Ruhe und fast komplett allein erleben kann, obwohl man ja von Bastei, Kneipenmeile, Amselsee und Schwedenlöcher quasi umzingelt ist.

Ein Gedanke zu „Gans, schön steil – Eine Erkundung

  1. Vielen Dank für den Hinweis mit der Stele, möchte ich mir auch mal ansehen.
    Wir waren im letzten Jahr noch in Richtung Totenkirchl unterwegs und haben wegen Horstschutz aber dann dort hinten abgebrochen.
    Das passieren der Klettererbasislager ist speziell, sehe ich ähnlich.
    Haben wir letzten Sonntag am Lilienstein erlebt…

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