Vertikal…

…zumindest ein paar Meter. Und ganz ohne Eisen. Dafür mit Seil. Das aber nur zum Abstieg.

So könnte die Kurzzusammenfassung unseres Beitrages „IG on Tour“ lauten. Wenn das vielleicht auch wegen der geringen Teilnehmerzahl (Eric im Vorstieg und ich) etwas übertrieben erscheint. Das war aber auch keine gewöhnliche Wandertour und deshalb sicher nicht jedermanns Sache. Wir bewegen uns wieder einmal im Grenzbereich zwischen Stiege und „richtig Klettern“, wobei hier das Pendel eher zum „Klettern“ ausschlug.

Wanderkarte aus einer längst ergangenen Zeit

Wanderkarte aus einer längst ergangenen Zeit

Start war für uns schon 8.00 Uhr am Parkplatz in Pfaffendorf in unmittelbarer Nähe des Pfaffensteins.  Da für die Mittagszeit Temperaturen von 30° C zu erwarten waren, wollten wir die früheren Tagesstunden nutzen. Los ging es zur Aufwärmung über einen ganz steilen – dafür aber kurzen – Aufstieg zum Pfaffensteinplateau. Unser Weg führte uns an einer nostalgischen Karte aus DDR-Zeiten und der Beschilderung „Opferkessel – Dom – Luftballon“ auf den sogenannten „Romatikerweg“ in den Königsgarten. Leider ist der Zugang heute nicht mehr markiert und deshalb bleiben Dom und Luftballon nur Kundigen vorbehalten. Aber genau da wollen wir hin. Hier befinden sich die beiden Klettergipfel „Ratte“ und „Bilch“. Zwar lassen die Namen bei einigen sicher nicht gerade behagliche Gefühle aufkommen, dafür scheinen uns aber die mit „I“ gekennzeichneten „Alten Wege“ gut kletterbar zu sein.

Als kurze und treffende Beschreibung zitiere ich jetzt einfach die Kommentare in der Wegedatenbank auf Teufelsturm.de, die auch nachfolgend alle von Eric stammen.

Gipfelbucheintrag auf der Ratte

Gipfelbucheintrag auf der Ratte

abwärts

abwärts

Ratte: Kante links oder rechts ganz gängig. Danach versperrt momentan eine abgeknickte Birke den Wanderweg zum Gipfelkopf. Sind dann nach links die Rinne vom Leichten Weg hoch.” Kurze Ergänzung von mir: “Wanderweg” ist der üblich Jargon im Teufelsturm-Forum, für einen Kletterei I, bei der ein in höheren Schwierigkeiten Geübter die Hände “nicht aus der Hosentasche nehmen muss”. Also wir mussten das schon. Die Hände aus der Hosentasche nehmen und in den Fels greifen.

 

 

Blick von oben auf Band

Blick von oben auf Band

Gipfelblick vom Bilch

Gipfelblick vom Bilch

Bilch: “Gutmütiger und kurzer Kamin, nachher Band, welches man abwechselnd gut und breit treten kann. Übertritt und kurzer Kamin, kann auch außen geklettert werden.“

Ergänzende Bemerkung von mir: Von beiden Gipfeln bot sich an diesem Tag eine überragende Fernsicht mit den scheinbar greifbar nahen Tafelbergen Königstein und Lilienstein. Getrübt wurde unsere Gipfelfreude von zwei Jagdfliegern, die im Tiefflug vorbeischossen. Leider hatte ich meine Digicam schon für den Abstieg eingepackt. Deshalb kein Bildbeweis.

 

 

enger, unangenehmer Kamin

enger, unangenehmer Kamin

Gipfel Nummer 3 sollte der Vierling für uns werden. Er wurde es nur für Eric.

„Schulterkamin in diesem Grad und ohne nennenswerte Griffe auf den ersten Metern eine Sauerei. Der sehr steile Kaminboden nur bedingt eine Hilfe. Ab dem ersten Absatz wird es besser, oben Wanderweg. Zum GB auf dem südlichen Gipfel nochmal abenteuerliche Hopserei, besser mal anleinen, man will ja auch heil zurückkommen zur AÖ.“

Das unschöne Wort „Sauerei“ sagt alles. Schmierig und kaum Griffe und Tritte, nix für mich. Da wir nur solo und (bisher) ungesichert gehen, lasse ich das mal lieber. Mit Seilzug von oben jedenfalls nicht. Wenn schon, dann ehrlich erstiegen.

 

Zugang zum Bundesfels

Zugang zum Bundesfels

Nach einem Mittagsbier in der Gaststätte auf dem Pfaffenstein machten wir uns noch zum Bundesfels auf den Weg. Allein der Weg (sprich Zustieg) ist schon ein Erlebnis – Schwierigkeit 0,5 auf der Kletterscala, wenn es so etwas gäbe. Wir sind hier die kürzlich im Fotorätsel veröffentlichte kurze Stahlleiter abgestiegen.

 

 

 

Einstieg in den Kamin

Einstieg in den Kamin

Nun wieder die Kurzbeschreibung Erics zu seinem Soloaufstieg: „Immer gute Tritte, allerdings kann man auch nach 4m links zum Westweg queren, wenn es einem zu moralisch wird (Weiterweg dann recht einfach). GB von 1989 und prima Aussicht.“

Abseile - Bundesfels

Abseile – Bundesfels

Am Fuß des Kletterfelsen gibt es übrigens ebenfalls eine phantastische Aussicht. Also der Weg bis hierher ist in Verbindung mit dem Romantikerweg durch den Königsgarten und vor dem Abstieg durch das Nadelöhr – auch unser Rückweg – eine durchaus lohnende Wanderung ganz ohne Kletterseil.

 

Eine Bemerkung zum Schluss:
Unser Blog soll Nichtmiglieder unserer IG und gelegentlichen Lesern dieser Seiten das breite Spektrum unserer Freizeitbetätigungen näher bringen und so das Interesse wecken, vielleicht demnächst hier mitzumachen. Dieser Beitrag soll nicht zum „Nachmachen“ ohne Grundkenntnisse des Kletterns und ohne ausreichende Sicherungstechnik – besonders beim Abstieg/Abseilen – animieren.

3 Gedanken zu „Vertikal…

  1. Großartig. Einerseits bin ich neidisch, andererseits bekomme ich schon ein flaues Gefühl im Magen, wenn ich Eric so auf der Kante stehen sehe. Nee ne ne. Und dann in den Kamin rein?

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