Neues Jahr – neuer Ärger im Nationalpark-Wald

Nun hat das Jahr erst wenige Tage hinter sich gebracht und schon wieder gibt es den ersten Aufreger im Nationalpark Sächsische Schweiz. Und schon betrifft es die streng geschützte Kernzone, in der die Natur sich selbst überlassen werden soll. Die Sächsische Zeitung (SZ) berichtete in dieser Woche über Baumfällungen im Ochel-Gebiet, die die Kernzone betrafen. Es handelt sich offenbar um ein Waldstück, das nahe eines Privatwaldstückes liegt. Nach Darstellung der Nationalparkverwaltung (NPV) soll der Borkenkäferbefall der Auslöser für die Fällung gewesen sein. Eine aufmerksame Frau hatte die Situation der SZ mitgeteilt – dies war schon vor zwei Jahren analog im Kohlichtgraben der Fall.

Forwarder-Einsatz mit Seilwinde und Holzpolter

Forwarder-Einsatz mit Seilwinde und Holzpolter

Nun muss man mal wieder die Frage stellen: Was treibt die NPV an, im Wald zu wildern, wo sie doch eigentlich weiß, dass sie nur mit Protesten zu rechnen hat? Und welches Recht nimmt sich diese Verwaltung raus, hier einfach in eine Naturentwicklung einzugreifen, die den eigenen Grundsätzen und Äußerungen widerspricht? Nationalpark-Sprecher Mayr äußerte sich ausweichend. Die SZ zittiert ihn mit den Worten, der “Schutz des Privateigentums geh[e] in diesem Fall über den Grundsatz: Keine Waldpflege in der Kernzone” und dies entspreche auch dem gegenwärtigen Stand der wissenschaftlichen Forschung. Na die soll er mal vorlegen! Gleichwohl sprechen sich in fast allen Nationalpark-Ecken in Deutschland Wander- und Naturschutzverbände gegen solche Maßnahmen aus.

Nationalparkchef Dr. Butter

Nationalparkchef Dr. Butter

Immer wieder kommt aber eine weitere Frage auf: Wenn schon solche Maßnahmen, warum dann nicht ordentlich kommunizieren, weshalb das in dem und dem Fall noch nötig war? Weshalb versucht man nicht mit den Menschen in Kontakt zu treten und Dinge zu erklären? Ich persönlich habe da ja meine Vermutungen. Man hört ja oft, dass es bei den Nationalpark-Mitarbeitern sehr viele unterschiedliche Interessen gibt. Zwischen Naturschutz- und Forstabteilung herrscht eine freundliche, gegenseitige Abneigung, die auch gern in Personalversammlungen mal hochkocht. Auf eine gemeinsame Linie konnte man sich da noch nie einigen. Einige bleiben ruhig und wollen sich noch ins Pensionsalter rüber retten, andere äußern in Hintergrundgesprächen ihre Skepsis gegenüber aktuellen Vorstellungen Vorgesetzter. In der NPV ist das so, wie in jeder anderen Verwaltung auch. Es gibt aber einen Unterschied: Das Ziel des Nationalparks ist ein höhreres und vor allem viel weiter gesetztes, als dass es die Menschen, die im Hier und Jetzt arbeiten, überhaupt erreichen könnten. Ein Nationalpark ist ein sich ständig in Bewegung befindliches Gebilde, dessen Maßstäbe sich immerzu ändern. Man kann zwar erfassen, wie viel Prozent der Nationalparkfläche nicht mehr bewirtschaftet werden, aber das sagt über die wirkliche “Naturausstattung” noch nicht viel aus – denn die Natur an sich ist mehr als die Summe der einzelnen, messbaren Teile. Und die Verantwortung für die Natur, die den Nationalparkverantwortlichen eigentlich mit der Einstellung eingeimpft werden sollte, ist nicht jedem gegeben. Man geht auch arbeiten, um Geld zu verdienen – das ist nur menschlich.

Doch zu wünschen wäre ein starker Charakter, der sich ausschließlich für die Umsetzung des Leitspruchs “Natur Natur sein lassen” einsetzt. Einer, der sich das rausnehmen kann und sich auch mal offen gegen den Einsatz schwerer Forstgeräte in sensiblen Bereichen verwehrt. Eine argumentative Kraft, die sich den Greifzangen des Sachsenforsts widersetzt und immer die Naturschutzziele als erstes im Psalmbuch stehen hat. Eigentlich müsste dieser Mann Dr. Dietrich Butter sein – der Nationalpark-Chef also. Er ist es aber nicht! Herr Butter, wann kümmern Sie sich endlich mehr um den Naturschutz als um die Forstbetrieb?

5 Gedanken zu „Neues Jahr – neuer Ärger im Nationalpark-Wald

  1. …genau, und das könnten doch die übernehmen, die uns damals schon immer hinterhergehechelt sind.
    Wandern im Kerngebiet? Geht, aber wirklich nur still und leise.
    Friedi

  2. So komisch wie es klingt: Die Wirtschaftsinteressen vom Sachsenforst bremsen die allereifrigsten Naturschutzfundamentalisten allemal noch aus.
    Sonst gäbe es, möglicherweise, schon ein totaaales Betrrretungsverrrbott für die Kerrrnzone. 😉

  3. Ich sag mal ganz unkorrekt: Ich hoffe, dass die nationalparkVERWALTUNG nie ein wirklicher NaturSCHUTZbetrieb wird.

    Denn dann, liebe Freunde, würden uns einige liebgewonnene Argumente wegbrechen. Oder besser gesagt, die Argumente für liebgewonnene Gehgewohnheiten. 🙂

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