Über Mstreicher

Basislager in Westsachsen, "Draußenmensch" :-)

Die Unmarkierten (2)

Im Januar 2019 schrieb ich schon einmal einen Artikel mit diesem Namen. In der Regel sind die unmarkierten Wege und Pfade am stärksten vom Aussterben bedroht. Deshalb will ich hier immer mal wieder solche Wege ins Rampenlicht rücken, um zum Begehen anzuregen und damit die Erhaltung zu fördern. Je mehr solche „Nebenstraßen“ bekannt sind, umso besser kann man sie ohne Risiko des „Notfalls querfeldein gehen müssens“ oder des „Umkehren müssens“ in Planungen einbeziehen. Es schadet sicher nicht, wenn man von der einen oder anderen Passage schon mal gehört hat.

Genug der Vorrede, zwei solche Weglinien möchte ich heute hier vorstellen: den Habichtsgraben und den Lehmhübelweg, beide im Wildensteiner Gebiet. Unsere sehr schöne und abwechslungsreiche „Häntzschelstiegenrunde“ am 31.August verlief weitgehend abseits der markierten Wanderwege, unter anderem über diese beiden Wege. Der Bericht ist also noch relativ aktuell.

DeHabichtsgrabenr Habichtsgraben ist eine Verbindung zwischen der Zeughausstraße und dem Hinteren Kuhstallweg. HabichtsgrabenEr verläuft nahezu parallel zum Fremdenweg, senkt sich aber bis zum Ende immer weiter sanft ins Gelände ein. An der Zeughausstraße beginnt er nahe der Kreuzung von Fremdenweg und Zeughausstraße, genau am Forstgrenzstein mit der Nummer 35 (bei Rolf Böhm eingezeichnet, Detailkarte Schrammsteine/Affensteine). Das andere Ende ist an der Wegspinne südwestlich des Neuen Wildensteins. Der Habichtsgraben ist ein breiter Weg, der nicht mehr als Forstweg genutzt wird. Heute ist er dicht mit Gras bewachsen, aber trotzdem problemlos zu begehen. Auf dem Grasboden ist ein deutlicher Pfad zu sehen, also wird der Weg von Wanderern begangen. Habichtsgraben ganz untenKurz vor der Einmündung in den Hinteren Kuhstallweg liegt der Stamm einer einst mächtigen Buche quer über den Weg. Das dritte Bild zeigt diese Stelle.

Als wir Ende August im Habichtsgraben waren, war der große Regen erst wenige Stunden vorbei. Entsprechend nass war das Geläuf, weil der Wald noch „auslief“ und das Wasser teilweise den Pfad nutzte. Aber der Weg ist breit, so dass wir ganz gut durchkamen. Ich denke, bei normalen Wetterverhältnissen ist der Weg nicht so aufgeweicht. Weiterlesen

Die Murmelschlucht

eine Schlucht voller Murmeln

eine Schlucht voller Murmeln

Den Namen Murmelschlucht wird man auf Landkarten des Elbsandsteingebirges vergeblich suchen. Er fiel mir spontan ein beim Begehen einer steilen Felsspalte im Schießgrund, und ich finde ihn auch ziemlich treffend.

Diese Spalte hat es in sich im doppelten Sinne des Wortes: Einmal liegen auf dem Grund der engen Schlucht mehrere große Felsmurmeln, die irgendwann mal abstürzten. Sie hat also Felsmurmeln in sich. 🙂 Das ist natürlich nur eine nette Wortspielerei. Die Schlucht hat es aber auch in anderer Hinsicht in sich, und das ist diesmal sehr ernst gemeint: Es gibt zwei Stellen, die sehr schwierig zu ersteigen sind. Das ist hier also kein Wandertipp, sondern eher etwas für Wagemutige und positiv verrückte Erkunder, zu denen ich mich zähle. 🙂 Weiterlesen

Bei den Leuchterweibchen

Leuchterweibchen? Stehen da etwa Damen mit Kerzenleuchtern oder mit Laternen in der Sandsteinlandschaft, um in der Dunkelheit den Weg zu weisen? Natürlich nicht. Zumindest die Kletterer werden mit dem Namen etwas anfangen können. Das Hintere und das Vordere Leuchterweibchen und der Leuchterweibchen-Vorkopf sind Klettergipfel an der Oberen Affensteinpromenade zwischen der Häntzschelstiege und der Wilden Hölle in den Affensteinen. Sie liegen am Ende eines Seitenriffs, welches vom Hauptmassiv des Langen Horns abzweigt.

Aber eigentlich geht es hier gar nicht um die Felsen selbst, sondern um einen Pfad:

Vom Wanderweg auf dem Langen Horn zweigt ein Pfad ab, der auf dem Seitenriff bis ganz „nach vorn“ führt, bis zur Spitze dieses Riffs. Dieser Pfad schlängelt sich fast auf gleicher Höhe verlaufend zwischen Heidelbeersträuchern und Farn durch lichten Riffwald, hauptsächlich aus Birken und Kiefern. Ganz am Ende öffnet sich ein Felsplateau mit einem schönen Rast- und Aussichtsplatz. Aussicht am Ende des PfadesDieser schöne Ort liegt in unmittelbarer Nähe der genannten Klettergipfel, man ist also ganz nah bei den Leuchterweibchen.

Der Pfad und auch der Aussichtspunkt sind auf der Böhm-Karte „Schrammsteine, Affensteine“ eingezeichnet. Auch im Gelände ist der Pfad deutlich zu erkennen. Bei meinem Besuch im Juli 2018 war auch der Abzweig am Weg auf dem Langen Horn noch deutlich sichtbar. Weiterlesen

Zerbrechliche Schönheiten

Wenn wir zur Zeit schon nicht „unser“ Felsengebirge besuchen dürfen, so sei es zumindest erlaubt, ein bisschen darüber zu philosophieren …

Es gibt Orte im Elbsandsteingebirge, die eine magische Wirkung ausüben. Alle, die das Elbi lieben, werden solche Stellen kennen, zu denen sie immer wieder gern gehen, weil diese irgendwie faszinierend sind. Bei mir ist das natürlich auch so. Einen dieser Orte möchte ich heute hier beschreiben. Er ist weder besonders spektakulär noch besonders einsam gelegen, sondern liegt eher mal so an einem markierten und gut begangenen Wanderweg. Es handelt sich um ein Felsgebilde an der Oberen Affensteinpromenade. Auf einigen Karten wird es als Kleines Prebischtor bezeichnet. Die Fotos entstanden im Herbst 2012 bzw. 2015, im Sommer 2017 und im März 2020.

Felsentore gibt es viele im Elbsandstein, warum also gerade dieses? Das Besondere für mich ist hier die enge Verflechtung von zwei völlig verschiedenen Schöpfungen der Natur. Da ist einmal das Felsentor als eine nette Laune der Natur. Schon dieses allein ist beeindruckend.

Kleines Prebischtor

Kleines Prebischtor

Aus allen Richtungen sieht es anders aus: einmal zerbrechlich wie eine uralte Steinbrücke, dann wieder wie ein gewaltiges da hockendes Tier von hinten. Darüber thront die mächtige Buche, deren Wurzeln zum Teil durch das Tor verlaufen. Die Buche scheint das Felsentor zu bewachen. Beide, sowohl der Baum als auch das Felsentor, sind schon für sich allein bemerkenswert. Die Kombination von Fels und Baum ist ein Gesamtkunstwerk, das mich immer wieder beeindruckt. Eine interessante Abrundung des Ganzen ist noch, dass es einen Standort gibt, von wo aus man links das Kleine Prebischtor und rechts oben im angrenzenden Felsmassiv noch ein kleines Felsenfenster sehen kann. Weiterlesen

Willkommen in Mordor

Das Thema „Gruselwald“ wurde im vorherigen Blog-Beitrag „Baumartenstreit (2)“ schon angerissen und beschäftigt mich immer noch. Deshalb soll es hier noch mal aufgegriffen werden. Man kann versuchen, das Elend mit Worten zu beschreiben. Es wird beim Versuch bleiben. Hier sollen ein paar Bilder das geschriebene Wort bekräftigen, aber auch die Bilder können das ganze Ausmaß nicht richtig vermitteln. Nur vor Ort kann man sich ein eigenes Bild machen. Aber Vorsicht: Es könnte ein niederschmetterndes Erlebnis werden …

Willkommen in Mordor? Was für eine schreckliche Überschrift! Natürlich verbietet sich der Vergleich des Märchenlandes Sächsische Schweiz mit Tolkiens Mordor, dem „Schwarzen Land“ in Herr der Ringe. Schon deshalb, weil es bei Tolkien in Mordor keine oder kaum Wälder gibt. Trotzdem, als wir am Freitag am Zeughaus vorbei weiter dem Großen Zschand aufwärts folgten, stellte sich bei mir genau diese düstere Stimmung ein, die ich empfand, als im Film Frodo und Sam in Mordor unterwegs waren. Das trübe Wetter mit Getröpfel passte „perfekt“ dazu. Der Anblick des Waldes war einfach nur trostlos und grauenhaft. Auch die Kletterzugänge bleiben zum Teil nicht verschont (Bild 3). Und das ist vermutlich nur der Anfang.


Großer Zschand Großer Zschand Kletterzugang Sommersloch

Nun könnte man wieder die Diskussion entfachen „Was wäre gewesen, wenn … ? Hätte man das nicht durch früheres Eingreifen mildern können?“ und so weiter. Ich ziehe hier einen klaren Strich drunter und sage: Diese Diskussion wäre nun müßig, diese Dinge liegen in der Vergangenheit und sind nicht mehr zu ändern. Es ist jetzt so, wie es ist.

Wichtig ist jetzt, wie es weiter geht und was aus dem Haufen Elend gemacht wird.

Man tut sicher, was man kann. Hut ab vor der Arbeit der Forstleute! Aber man tut auch Dinge, die man nicht tun sollte bzw. man tut Dinge nicht, die man tun sollte:

Einmündung RichterschlüchteAbzweig Kletterzugang SommerslochWarum schafft man die gefällten trockenen Fichtengerippe nicht aus dem Wald, sondern lässt sie an vielen Stellen in den Kahlschlägen neben dem Wanderweg liegen?  Früher hieß es immer: „Das Holz muss schnell aus dem Wald“. Heute nicht mehr? Will man Wanderer abschrecken? Es leben in dieser Gegend auch Menschen, die vom Tourismus leben! Weiterlesen