Wieviele Stiegen braucht die Sächsische Schweiz?

Es muss Zeiten gegeben haben, da wurde mächtig gewerkelt im Sandstein. Ohne Rücksicht auf Naturschutz, den gab es vor fast 200 Jahren noch gar nicht, oder einen Nationalpark, davon wusste man damals auch noch nichts, wurden Steiganlagen gebaut, um möglichst viele Punkte dieser Landschaft zugängig zu machen – irgendwann war dann alles erschlossen und das Wandern muss grenzenlos gewesen werden. 200 Jahre später sieht das ganz anders aus, gewerkelt wird im Sandstein kaum noch, Naturschutz und Nationalpark stehen dem entgegen und vom grenzenlosen Wandern, im übertragenen, wie im Sinne einer Landesgrenze, kann heute nur schwer die Rede sein. Wieviele Stiegen brauchen wir heute, um grenzenlos wandern zu können? Und brauchen wir neue?

Die Frage lässt sich mit keiner Zahl beantworten, Wandern kann nicht rein mathematisch betrachtet werden. Zudem ist die Motivation des Wanderns sehr unterschiedlich; Urlauber und Tagesbesucher wollen die Hauptwanderwege, die empfohlen wurden, erwandern und stören sich nicht daran, dass andere auch dieselbe Idee haben. Besucher, die hier wohnen oder wiederholt in den Sandstein kommen, wollen den Sandstein als Rückzugsgebiet nutzen oder tiefer in die Ecken eindringen, in denen nicht unbedingt die Frühstückstischnachbarn vom Hotel über den Weg laufen. Die ersteren brauchen Stiegen auf den Hauptwanderwegen, gut ausgebaut und immer in Schuß gehalten. Die letzteren brauchen nicht die teuren, gut ausgebauten Stiegen, sondern die, die unsere Altvorderen irgendwann angelegt haben und die, da selten jemand vorbei kommt, oft ein langes Leben haben und manchmal sogar in Vergessenheit geraten.
Es sollen alle Stiegen, die heute noch in irgendeiner Form existieren, egal ob auf einem Hauptwanderweg oder auf einem nicht markierten Weg in der Kernzone, erhalten bleiben; Flex und Eisensäge haben in der Sächsischen Schweiz nichts zu suchen. Sanierungen, die notwendig sind, sollen so durchgeführt werden, dass bei Besuchern nicht der Eindruck entsteht, “man sei hier sehr stahlverliebt”. (Ist mir tatsächlich von Besuchern schon so gesagt wurden.) Bei Stiegen, die nicht mehr existieren, aber mit denen die Möglichkeit gegeben ist, die Besucherkonzentration auf mehrere Wege zu verteilen, sollte über deren Reaktivierung nachgedacht werden.

Der Nationalpark wird offensiv beworben und ist ein dominantes Urlaubsziel in Sachsen. Wer will, dass der Nationalpark ein Aushängeschild des Freistaates ist, darf sich nicht wundern, wenn dann Besucher kommen und das Aushängeschild erleben wollen. Bei der Abwägung zwischen Naturschutz und Naturerleben, muss der Kompromiss gefunden werden, der es ermöglicht, die Vermarktung nach außen und den Naturschutz nach innen, so ausgewogen wird, dass der Kompromiss glaubwürdig ist.

Die Sächsische Schweiz hat genügend Stiegen, in allen Schwierigkeitsgraden, die man von einem Gebirge dieser Struktur erwarten kann, die Sächsische Schweiz ist zu 100% erschlossen. Es ist nicht notwendig, neue zu bauen – es ist aber notwendig, das Vorhandene so einzusetzen, dass auf keiner Seite der Eindruck entsteht, benachteiligt zu werden.

2 Gedanken zu „Wieviele Stiegen braucht die Sächsische Schweiz?

  1. Der Naturschutz wird bei solchen sinnlosen Aktionen mit den Füßen getreten.
    Zu dieser Stiege am Fritschenstein führt kein offizieller Weg.Man muss also Querfeldein durch den Wald laufen.Erste Spuren von Erosion sind schon da.Nur um einen Ort attraktiver zu machen ?

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