Money for nothing? (edit 19.06.)

Unter diesem Titel wollte ich mich eigentlich ganz schrecklich über die neuen Trekkinghütten im Cunnersdorfer Forst aufregen. Da hat der Sachsenforst zwei leere Hütten im fernen Wald, wo sich Hase und Fuchs Gute Nacht sagen. Zum Abreißen wahrscheinlich jemandem in der Verwaltung zu schade und zur richtigen Bewirtschaftung wahrscheinlich kein Mut vorhanden. Also lässt man die Hütten unverschlossen stehen, damit späte Wanderer oder Fahrradreisende ein Dach über dem Kopf haben können.Rastplatz

O.k., schöne Idee, dachte ich, als ich das zum ersten Mal hörte. Es war zwar klar, dass es sich um etwas festere Bauten handelte, aber ich dachte mir die Hütten ungefähr so leer und primitiv wie rechts im Bild. Deshalb war ich dann doch sehr empört, als bekannt wurde, dass man 10 € pro Person und Übernachtung zahlen solle.

Also Geld für Nichts? Denn kein Wasser, kein Strom, keine Matratzen und keine Reservierungsmöglichkeit. Also alles mitbringen und nicht mal Nutzungssicherheit? Und noch nicht mal, wie man es unter diesen Bedingungen für angemessen halten würde, eine Kasse des Vertrauens. Nein, man müsste die Übernachtungstickets auch noch im Voraus an einigen wenigen Stellen erwerben. Und dann wären die auch nur in dem Jahr gültig, danach futschi. Das ist doch eine absolut unstimmige Vermischung, von angestrebter unbürokratischer Nutzung der Hütten und realisierter Umständlichkeit in der Umsetzung.

Also nee, wenn ich das so schreibe, reg ich mich grade wieder so auf wie ich es eben fast schon vergessen hatte, weil ich die und die Innen-Bilder gesehen habe. Denn naja, ganz so primitiv ist das ja alles gar nicht. Schöne Tische und Bänke, einmal sogar mit Doppelstockbettgestellen und mit Ofen. Woher das Feuerholz kommen soll, will ich aber lieber gar nicht fragen, denn die Unstimmigkeit ist so schon groß genug. Warum schafft man nicht noch an, was fehlen würde und macht die Hütten zu einer richtigen Übernachtungsstätte? Mit Wasser, Feuerholz und gern auch abschließbar.

Das jetzige Angebot wäre auch ganz in Ordnung, fast schon zu schick, wenn es nichts kosten würde. Da könnte man nicht mehr über Fehlendes meckern. Aber die Vorverkaufsregelung, die 10 € und die Verfallsfrist passen einfach nicht zur gebotenen Leistung. Da müsste schon mehr geboten werden, was dann sogar einen höheren Preis rechtfertigen könnte. Die Bausubstanz gäbe es her. Eigentlich schade.

Edit 19.06.

Old Rolf hat mir ein schlechtes Gewissen gemacht, mit seiner bemerkenswert sachlichen Sicht- und Ausdrucksweise. Und jaa doch, ich war und bin ja genau so begeistert von dieser neuen, mutigen und unerwarteten Idee. Nur sehe ich in den angebotenen Buchungsbedingungen aus beruflicher Erfahrung gleich ein erhebliches Potenzial zum Scheitern der schönen Idee. Denn nach meinen Erfahrungen wollen Menschen, wenn sie etwas löhnen mussten, auch eine entsprechende Leistung und vor allem auch eine gewisse Buchungssicherheit. Bitte bedenken wir, hier werden nicht die leidgewohnten Boofer angesprochen, die vorher schon wissen, dass sie eventuell zur nächsten Boofe weiterlaufen müssen. O.k., die angesprochenen Radfahrer können sogar fahren und die nächste Hütte ist gar nicht weit. Ja, ich habe nun Zweifel, nach Lektüre des Testberichtes noch mehr. Vielleicht hat Rolf recht mit seiner Begeisterung.

Wenigstens kann ich die Idee zur Kasse des Vertrauens noch als realistisch behalten, denn nichts anderes ist es jetzt auch – hihihi – der Hüttennutzer soll sein vorher gekauftes Ticket beim Hüttennutzungsantritt selbst entwerten – hihihi – durch Einwerfen in eine Kasse des Vertrauens. Ich sagte ja schon oben – es fehlte hier nur noch ein kleines bischen Mut zur konsequenten Entscheidung. Und liebe Sachsenförster, ich will mich gern für mein Schwarzsehen entschuldigen, zeigt mir, dass ich irre. Meine Meinung, zumindest vom zuständigen Forstbezirk Neustadt, wackelt schon etwas. Die bieten immerhin sogar Forsthütten. Haut mir die Ticketverkäufe der ersten beiden Monate um die Ohren und stellt die Fotos und Erlebnisberichte der ausgelosten Testfamilien auf die Trekkinghüttenwebseite.

Urteile ich zu hart und bin zu skeptisch? Ich bin sicher unfair, bekomme aber leider die Zahl 10 € nicht aus dem Kopf – in einer Berghütte im Kirnitzschtal zahle ich 16,50 € und bekomme dafür auch ein Frühstück. Das WC, Heizung, Trinkwasser, Heißes Wasser und die Dusche für 50 Cent kann ich auch nicht vergessen. Den Parkplatz vor der Tür will ich gar nicht erwähnen, denn natürlich möchte ich Willys Ruh auch nicht ernsthaft für Pkw erschließen. Das war nur ein Nebengedanke, falls man die Hütte richtig teuer vermieten wollte. Aber warten wir ab wie es läuft. Ich werde die Hütten jedenfalls selbst mal testen und natürlich kaufe ich Tickets. Die Lage ist zwar ziemlich abseits, aber so könnte man zumindest die Zschirnsteine und die Gegend um den Katzstein zu einer schönen 2-Tages-Runde verbinden.

10 Gedanken zu „Money for nothing? (edit 19.06.)

  1. Natürlich hat Old Rolf (ich nehme mal an, dass ich diese Formulierung verwenden darf als sein größter Fan) auch recht und wir natürlich auch alle, denn wir machen uns ja Gedanken über ebenjene Dinge die uns interessieren und am Herzen liegen. Jeder halt auf seine Weise und nach seinen Möglichkeiten – da können dann logischerweise auch recht unterschiedliche Meinungen dabei herauskommen.

    Meiner Meinung nach hinkt aber der Vergleich mit dem Pilgern, denn dort muss ich damit rechnen – wie beim Boofen auch – vor voll belegter Kemenate zu stehen. Im Gegensatz zur Treckinghütte habe ich dort aber noch nicht bezahlt! Also besteht in dieser Sache in irgendeiner Richtung Handlungsbedarf (verlängerte Gültigkeit, Rückerstattung nichtgenutzter Tickets, o. A.).

    Wie schon Andreas zusammengefasst hat – feine Sache, vielleicht nur noch nicht ganz zu Ende gedacht. Manche Dinge müssen ja auch – wie zum Beispiel guter Wein – ein Weilchen reifen und sich entwickeln (dürfen), wir behaltens mal im Auge.

    Nur ein Gedanke hat sich fest eingebrannt in meiner grauen Schwabbelmasse und wenn ich den jetzt mal aufschreibe, bin ich den hoffentlich los und kann wieder ruhig schlafen: Was ist denn, wenn die Testfamilien vor voller Hütte stehen?

  2. Aber, damit es im Meckern nicht untergeht. Die Idee an sich und der creative Geist im Amt verdient Lob. Man könnte regelrecht begeistert sein. Unser Schimpf gilt ja nur denen, die schließlich doch wieder Angst vor der eigenen Courage bekommen haben und dachten, mit den paar hundert Euro einen riesen Gewinn machen zu können. Ich fürchte nur, dass bereits der jetzige organisatorische Aufwand größer als die auch nur theorethisch zu erzielenden Einnahmen sein dürfte. Eine Kosten-Nutzen-Analyse ist hier also sicher nicht gemacht worden. Ganz sicher nicht, denn wenn, dann wären die Hütten einfach weggerissen worden, was zwar auch was kostet, aber nur einmal. Für alle anderen Lösungen müsste man solch revolutionäre Sachen wie Außenwirkung, Imagepflege, Eigenwerbung mal mit in die Rechnung nehmen – aber sowas lässt sich eben nur schwer in Geldwert ausdrücken. Und Buchhalter brauchen einen Geldwert. Hätte der Sachsenforst jemand für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, oder hätte sojemand was zu sagen – dann würden ja auch längst vollbärtige Holzfäller in karierten Hemden mit dampfenden Rückepferden zumindest an den touristischen Brennpunkten werbe- und publikumswirksam Stämme aus dem Wald ziehen.
    Hammse aber ne – deshalb schicken die Buchhalter eben stinkende Harvester mit grobstolligen Riesenreifen, die ölschillernde Gräben in den Wald pflügen. Das rechnet sich – im Geld zumindest – nur das Image ist eben im A….

    • … sehr wissenschaftlich & ökonomisch zusammengefasst, Andreas. Ich fasse dann mal zusammen, wenn man die Hütten für sich vor buchen könnte, wären die vermutlich über Jahre zu mindestens jedes WE voll…

      Vereinfachen würde das auch ein Hüttenpreis (ähnlich Ferienwohnung) den man dann auch tatsächlich überweist

      … wer schreibt nun eine sinnvolle Mail an Sachsenforst ?
      (ich schlage Andreas P. vor, da er der eigentliche “PS” sein sollte)

      Schöne Woche – Jochen

      • “… wären die vermutlich über Jahre zu mindestens jedes WE voll…” – aber was Schlechtes wäre das doch nicht? Das würde den Bedarf kenntlich machen – Nachahmer ermutigen – die Wirtschaft fördern.
        Und der Preis (ohne eine Vorgabe machen zu wollen, weil extrem von der jeweiligen Ausstattung und den Nutzungsbedingungen abhängig) dürfte bei einer nutzbaren Ausstattung für eine Wochenend-24h-Nutzung kaum unter 100 € anfangen. eine 80%ige Jahresauslastung würde ich dabei fast garantieren – dafür allerdings müsste wenigstens für einen Pkw die Anfahrt erlaubt sein.
        Vielleicht schreibe ich wirklich mal eine Mail, aber erstmal das wirklich Wichtige. Es ruft die Natur, wo an der Boofe hoffentlich noch kein Preisschild pappt 🙂 .

        • viel Vergnügen in der noch kostenlosen Boofe (!) Öffentliche Feuerstellen in DD müssen ja nun auch schon bezahlt werden … (für Abschlussfeier meines Sohnes)

          …zum eventuellen Preis:
          Staffelung nach Familie (1-5 Personen) & nach Gruppe, dann gerne 100,- Euro würde ich vorschlagen …

          Du schreibst sicher einen wunderbaren Text, dem der Sachsenforst nicht widerstehen kann …

          Schönen Abend – Jochen

  3. … der war richtig gut picus ! … nein so einen Unsinn zu erfinden ohne mögliche Reservierung. Normal wäre das eine hübsche Übernachtung für ne Gruppe (Feier o.ä), aber wenn da schon welche Vorort sind, soll ich dann mit meinem Klappgrill & Gruppe wieder abziehen … ??? (für 10,- Euro x Gruppenstärke)

  4. 5,- Euro die Ü-Karte und ich wäre zufrieden. Da die Billetts auch im Indernetz angeboten werden; warum wird dann das Ganze nicht mit dem berühmten Ausguck-Kalender kombiniert? Dann wüßte jeder Käufer wann er dort noch Platz findet. Klick und für alle ist klar wann die Bude voll ist. Sollte meistens klappen und einen gewissen Überblick ermöglichen

  5. Ja, da beißt sich die Katze mal wieder sprichwörtlich in den eigenen Schwanz und dann soll das auch noch nicht weh tun? Wer kommt eigentlich auf solch wundersam Ideelein? Ich muss erst sonstwo hin, um mir ein Ticket zu kaufen, nur um dann vor voller Hütte zu stehen und mir im selben Jahr so was vermutlich noch mehrere Male anzutun, damit mir mein Hüttenticket nicht verfällt! Unter dem Gesichtspunkt ist es für mich fraglich, ob dieses Angebot überhaupt rege genutzt wird. Vielleicht dringen ja in ein paar Jahren dann mal Zahlen an die Öffentlichkeit, würde mich sehr interessieren. Die Idee an sich find ich aber prima und werde, falls ich mal in die Verlegenheit komme, dort zu übernachten, meinen 10€ – Schein in ein Stück Papier wickeln und meinen Namen drauf schreiben, damit ich nachweisen kann, dass ich den Beitrag in voller Höhe beglichen habe. Ich kann ja an das Papierlein mit dem innewohnenden Scheinlein ein Bindfädlein dranpfriemeln, damit ich den nach nicht erfolgtem Kontröllchen am nächsten Tägelein wieder aus dem Kässlein herausfummeln kann, um mir dann das Geldelein für die vielen verfallenen Hüttenbestellundbezahlabernichtnutzenkonntekärtleins zurückholen zu können.
    Hallelujah, das iss’n Ding!

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