Brandstifter

Foto Archiv Nationalparkverwaltung - Maik Hille

rauchendes Riff

Nun sind wir hier bestimmt einer Meinung, dass wir nicht immer alle einer Meinung sind und mit den Interessen der Nationalparkverwaltung schon gar nicht immer übereinstimmen. Selbst zum Thema Lagerfeuer bin ich mit Herrn Dr. Butter nicht ganz einer Meinung. Genaugenommen bin ich dazu nicht mal mit mir selbst einer Meinung, zwischen gelernter deutscher Pflichttreue und angeborener Ur-Liebe zum menschmachenden Feuer.

Aber das soll hier und jetzt nicht das Thema sein. Sondern ich möchte mich mit meiner Empörung hinter die Nationalparkverwaltung stellen und die unglaubliche Dummheit der Brandstifter des kürzlich entfachten Feuers auf einem Felsriff in Nähe des Friensteins anprangern.

Foto Archiv Nationalparkverwaltung - Maik Hille (2)

der offensichtliche Ausgangspunkt

Besonders aussagekräftig ist das Bild der offensichtlichen Ausgangsbrandstelle.
Ist das zu fassen? Kann das ein halbwegs allgemeingebildeter Mensch begreifen? Nein. Dort wurde tatsächlich mitten zwischen dem (trockenen) Unterholz, dicht an, unter und auf den Wurzeln einer (harzhaltigen) Kiefer, auf Heidekrautwurzelgeflecht und Nadelstreu, also schlicht – auf brennbarem Untergrund – ein Feuer entzündet. Das ist eine derartig große Dummheit und Verantwortungslosigkeit, dass es ganz egal ist, ob den Brandstiftern das Feuer bereits in ihrer Anwesenheit entgleist ist oder ob sie es nur ungenügend gelöscht haben. Selbst wenn sie dies versucht hätten, soviel Wasser kann man im Rucksack gar nicht hoch schleppen, weil der trockene Riffboden doch wie ein Zunderschwamm die Glut speichert. Mann, mann , mann! Die Löschkräfte haben fast 23 t Wasser gebraucht um die schon auf ca. 2.000 m² ausgebreiteten Flammen zu löschen.

Und nun, ihr kokelfingrigen Pappnasen, stellt euch mal vor, in den 5 Gemeinden, aus denen die 49 Feuerwehrleute kamen um die 400 m lange Löschleitung zu legen, wäre in der Einsatzzeit auch noch was ernsthaftes passiert, ein Wohnhaus abgebrannt, Menschen zu Schaden gekommen. Was dann? Wäre eure Dummheit dann groß genug um mit dieser Schuld leben zu können?

Ich will hier keinesfalls, und in dem Zusammenhang schon gar, nicht zum Feuermachen aufrufen, aber der prinzipielle Hinweis muss vielleicht doch sein: Über viele viele Jahrzehnte brannten in unzähligen Boofen jede Woche hunderte Feuer. Angezündet von einfachen Menschen. Viele sicher ohne Abitur, nur mit 10, 8 oder weniger Schuljahren. Aber wenn von all denen nur ein Bruchteil so dämlich gewesen wäre wie die neuerdings umherstreifenden Brandstifter, dann hätten wir wohl heute nur noch eine Sandsteinwüste ohne Wald. Nein, früher hat man Feuer nur in windgeschützten Lagen, auf tiefgründigem Sand oder massiven Fels entzündet. Und man hatte auch die entsprechende Menge Löschwasser mitgebracht oder soviel getrunken, dass es gereicht hat.
Kein vernünftiger Mensch macht ein Feuer im Gras oder Heidekraut, auch nicht auf kahlem Waldboden und auch nicht auf Waldwegen und schon gar nicht oben auf furztrockenen Festriffen, wo der Wind die Funken um so leichter in darunterliegenden Wald pusten kann.

Gelege-Waldschnepfe Foto Archiv Nationalparkverwaltung Frank R. Richter

Waldschnepfen-Gelege – tot

Wieviele Kleinstlebewesen gestorben sind ist nicht zu sagen, aber man kann sehen, dass die noch ungeschlüpften Kücken der Waldschnepfe nicht weglaufen konnten und in ihren Eierschalen bei lebendigem Leib verbrannt sind.

Dafür bedankt man sich nicht. Das ist einfach nur traurig. Sehr traurig.

 

 

Dank hingegen an Hanspeter Mayr für die freundliche Erlaubnis zur Verwendung der Bilder aus dem Nationalparkarchiv von Frank R. Richter und Maik Hille.

10 Gedanken zu „Brandstifter

  1. Ich denke, daß viele unserer Zeitgenossen für den Umgang mit der Natur zu unsensibel sind. Wieso auch? Wer von den Kindern und Heranwachsenden spielt denn noch den ganzen Tag im Wald oder einfach nur „Draussen“. Bei meiner Generation war es die Fähigkeit ein Feuer überhaupt in Gang zu bekommen. Feldlager NVA: Feuermachen im Kanonenofen. Da konnte man den Unterschied zur Plattenbaugeneration erkennen. Diesen Verlust von „Urfähigkeiten“ möchte ich hier Keinem vorwerfen weil nicht jeder Mitmensch(Heute und Hier) im Wald aufwachsen kann. Das Erlernen und die Sensibilisierung dazu ist aber die Aufgabe von Eltern. Ach so: Wer von unseren Kindern könnte denn noch selber mit Rohprodukten sein Essen zubereiten? 😉

      • Oooch, so eine „Straße der Besten“ bei Gesichtsbuch und so … ist bestimmt nicht ganz wirkungslos. Unsere Altvorderen haben sich bestimmt was dabei gedacht, Leute an den Pranger zu stellen.
        Finger abhacken nur im Wiederholungsfall 😉

        • Aber, lieber Karsten, denke dran – du hast im Alter vielleicht mal so einen als Pfleger. und ob’s da besser geht, wenn er dir deine Suppe ohne Finger servieren muss 😉

  2. Ich hab erst heute den Artikel gelesen.
    Wir standen an einer Aussicht auf dem Langen Horn, und haben den Qualm bemerkt, konnten aber nicht genau bestimmen, wo und was da räuchert.Wir haben dann die Nationalparkverwaltung informiert. Ich bin entsetzt, dass es wohl „Brandstiftung“ war, zu mal es an diesen Tagen extrem trocken war. Als wir an der Stelle auf dem Reitsteig später vorbei kamen, stand jedoch „nur“ ein Auto der NPV da, so dass wir annahmen, dass es nicht so „schlimm“ ist.
    Hat jemand noch einen Tipp, wen man in diesem Gebiet anruft, die 110 ging nicht, da tschechisches Netz. Die Nummer von Nationalparkzentrum hatte ich zufällig noch im Handy.

    • Die 112 müsste auch in Tschechien funktionieren. Ob die dann jedoch zur deutschen Leitstelle weitervermitteln, weiß ich nicht.
      Auf Grund Deines Hinweises habe ich mir jetzt die Rufnummer der Leitstelle Dresden ins Handy programmiert (+49351 501210). Da dies nicht die Notrufnummer ist, kann es etwas länger dauern, bis jemand rangeht.
      Zum Thema Brandlegen fällt mir nur ein, daß ich letztens mal gelesen habe, wie die Menschen sich immer mehr von der Natur entfernen, also evtl. gar nicht wissen, worauf man beim Feuer machen achten muß. Dazu kommt noch die „Eventkultur“: „Ich habe JETZT Urlaub und will deshalb JETZT feuern, klettern usw.“
      Das soll das Verhalten nicht entschuldigen, ich fürchte eher eine Zunahme.

      • „…wie die Menschen sich immer mehr von der Natur entfernen, also evtl. gar nicht wissen, worauf man beim Feuer machen achten muß….“ Genau das ist es und da steckt aus meiner Sicht auch die Lösung drin. Wissen geht verloren, weil Kontakte weniger werden. Wird der Mensch von Natur, Wald, Wild und Feuer ferngehalten, ausgesperrt, wegverboten, dann kann er es nicht mehr voll umfänglich kennenlernen, dann kann er es eben nicht mehr kennen und lernen. Also – Menschen nicht aus der Natur aussperren.
        Dass soviel „Ungelernte“ trotzdem in die Natur ausschwärmen, dass liegt an der oberflächlichen Propaganda. Denn jede bekannte touristische Werbung zielt ja immer nur auf oberflächliche, vordergründige, schicke, geile, tolle Fassade. Also – Werbung für Natur-Events entsprechend entschärfen und statt dessen mehr Wissen vermitteln.

    • Also Brandstifter war hier sinngemäß gemeint. ich bin mir fast sicher, dass die Verursacher keinen Waldbrand geplant hatten, aber wie will man so ein Verhalten nennen? Fahrlässig ist mir zu entschuldigend.

  3. Feuer in dieser Art zu machen ist in meinen Augen nicht nur eine Straftat mit Vorsatz. Aber ich möchte jetzt keine Wertung abgeben, der Beitrag sagt ja alles.
    Wenn ich die Boofen sehe, wie viele rußgeschwärzte Felsen sind da? Das ist wirklich nicht gut. Solch Ruß wird auch in Jahrhunderten nicht verschwinden. Besucht man z.B. die Bellohöhle (wie ich 2014), so hatten vorger paar Idioten Teelichter abgebrannt und diese auch noch rumstehen lassen. Nicht nur der für ewig anhaftende Ruß war nun da, auch der Müll. Sogar Bierbüchsen fanden sich (ich habe alles eingesammelt und ordentlich entsorgt). Weiter, wie viele Taschentücher in prächtigstem Weiß „zieren“ die Wegränder? „Das vergammelt ja schnell“ hört man immer. Nein! So ein Taschentuch aus Papier braucht Jahre um zu „verschwinden“ wenn an der Oberfläche liegt.

    LG Sel

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