In die geheimnisvollen Schlüchte des Großen Zschands …

… war das Thema meiner Wanderung für den 116. Deutschen Wandertag in Sebnitz. Ich wollte den Gästen des Wandertages ein Stück der Sächsischen Schweiz zeigen, wo sie noch ursprünglich und nicht durch Treppen, Stufen und Stiegen technisch entschärft ist, sondern noch jeder Schritt zu überlegen ist und auch ab und zu die Hände gebraucht werden. Für solch ein Unternehmen bietet sich das Gebiet des Großen Zschands an – naturbelassen und ein bißchen geheimnisvoll ist diese Ecke schon. Vor zwei Jahren dem Orgbüro die Idee geschickt und ins Programmheft als schwere Wanderung aufgenommen, was sich nur in unscheinbaren drei Strichen neben dem Titel im Programmheft widerspiegelte.
Da tausende Wanderer für den Wandertag im Vorfeld avisiert waren, kann man getrost von einer Bewährungsprobe für die Felsenwelt des Nationalparks sprechen; mal sehen, wie tausende Wanderer den Sandstein umformen.

Um auf jeden Fall noch einen Parkplatz an der Neumannmühle zu ergattern, plane ich extra eine halbe Stunde früher ein – und habe dann völlig freie Parkplatzwahl, es standen gerade erst vier Autos auf dem riesigen Platz. So nach und nach tröpfeln weiter Autos ein, an deren Kennzeichen (und der Liste des Orgbüros) ist zu erkennen, das sind die Wanderer, die heute in den Großen Zschand wollen. Ich kann nur hoffen, dass unsere Gäste nur im Unterbewusstsein mitbekommen haben, was dann mit lautem Getöse aus dem Großen Zschand kam und die Sandsteinbrücke einem Belastungstest unterzogen haben – zwei vollbeladen Holzlaster.
Los ging es nach einer kurzen Begrüßung und Erklärung, was wir heute vorhaben, mit 30 Wanderern (männliche wie weibliche) und meinen zwei Begleitpersonen Matthias und Frank Heyne in die Spitzsteinschlüchte. Auf dem Knorreweg angekommen, geht es zügig weiter in Richtung Winterstein/Bärenfangwände. Natürlich haben wir auch einen Blick in den “Vorratskeller” und vorgelagerten Beobachtungsposten des Hinteren Raubschlosses links neben der Buchschlüchte geworfen.
Nein, das war kein Spass, als ich den Aussichtspunkt auf dem Riff der Bärenfangwände als nächstes Ziel vorgestellt habe. Da geht es jetzt hoch, aber wo und wie?

Wie kommt man da hoch?

Wie kommt man da hoch?

Rast vor dem letzten Drittel

Rast vor dem letzten Drittel

Natürlich durch den steilen Aufstieg, der als Bergpfad markiert ist. Die ersten zwei Drittel des Anstieges waren ja noch ohne Probleme machbar. Aber dann kam er, der definitve Knackpunkt des Anstieges. Mit welchem Fuss in welches Loch, welcher Fuss zuerst und wohin mit den Händen waren die Fragen an dieser Stelle.

Manche brauchten mehr als einen Anlauf für diesen Felsen, aber mit Schieben und Ziehen sind alle über dieses Hindernis gekommen, auch wenn an manchem T-Shirt etwas Natur hängengeblieben ist.

Der einzigen Aussichtspunkt der Wanderung war das nächste Ziel. Da die Holzbrücke ihre Nutzungsdauer überschritten hatte und abgerissen wurde, stiegen wir über drei Eisenklammern eine Etage tiefer, bevor wir auf dem Riff standen. Wir wurden mit einer wunderschönen Aussicht belohnt. Das Hintere Raubschloss döste noch ohne einen Besucher auf dem Plateau vor sich hin. Ob da heute noch jemand vorbeikommt? Auf dem Gehackten Weg ging es weiter zur Marienhöhle und zum Kleinen Kuhstall.

Aussicht auf den Bärenfangwänden

Aussicht auf den Bärenfangwänden

Besuch der Marienhöhle

Besuch der Marienhöhle

Am Felstor haben wir uns erlaubt, den Bergpfad zu verlassen und ein Stück auf einem nichtmarkierten Pfad unterwegs zu sein. Aber ein Felstor zu erklären, ohne darunter zu stehen, wollte ich unseren Gästen nicht anbieten.

Auf dem breiten Roßsteig angekommen, vorbei am Katzenstein, war das nächste Ziel das Krinitzgrab. Interessant, dass der Fremdenweg heute nicht mehr am Prebischtor endet und die Bäume alle genau auf den Weg gefallen sind. Warum kann man eigentlich nicht diesen Zugang ins Nachbarland zugängig machen? War gar nicht so einfach zu vermitteln. Die Richterschlüchte und der Grabstein an dieser Stelle gaben schon die nötige Kulisse für die Story aus meiner gut sortierten Sächsischen-Schweiz-Bibliothek her.

Krinitzgrab

Krinitzgrab

Mittagspause in der Richtergrotte

Mittagspause in der Richtergrotte

Brauneisenstein in der Richterschlüchte

Brauneisenstein in der Richterschlüchte

Nach dem steilen Abstieg zur Richtergrotte war die wohlverdiente Mittagspause und genügend Platz für alle.

Im weiteren Verlauf der Richterschlüchte, die eher einer Strandwanderung gleichkam, denn der Regen der letzten Tage und Wochen hatte für genügend Wasser und Sand auf dem Weg gesorgt,wurde dann auch noch die Frage beantwortet, ob der Sandstein rosten kann.

Im Großen Zschand an der Schutzhütte angekommen, ging es zur nächsten Schlüchte, der Weberschlüchte. Die kurzen Steilstücken haben es mittlerweile in sich und die dazwischen liegenden ruhigen Abschnitte lassen einen Blick in die Wildnis zu. Am Ende angekommen erwartete uns die Webergrotte. Den Besuch des Prebischtores und der Aussicht “Neues Kanapee” mussten wir leider ausfallen lassen, da die fehlende Leiter vom Felsblock in die darüberliegende Schlucht immer noch nicht wieder aufgetaucht ist. Der Stängelumfassende Knotenfuss war pünktlich zum Deutschen Wandertag aus seinem Versteck hervorgenommen und hält sich überhaupt nicht an die ihm zugewiesene Absperrung, sondern wächste mittlerweile auch in voller Pracht mitten in der Grotte. Einen kurzen Abstecher zum Lössnitzturm war auch drin, um Sandstein mal von “Innen” zu sehen und wie es aussieht, wenn die Felsen nach und nach zerfallen. Auf dem Rückweg durfte die Story zum Brandstein nicht fehlen, bevor es in Richtung Zeughaus zurück ging.

Stängelumfassender Knotenfuss

Stängelumfassender Knotenfuss

Brandstein in den Weberschlüchten

Brandstein in den Weberschlüchten

Am Zeughaus hatten wir Glück, dass es noch nicht 17 Uhr war und so bekamen wir zumindest noch Kuchen und etwas zu trinken. Den Rest des Weges bis zur Neumannmühle setze ich als bekannt voraus und verzichte auf die Erklärung.

Wieviel Betrieb war nun im Großen Zschand?

  • Katzenstein – 4, oder waren es 5, Wanderer
  • Großer Zschand, Rückweg zwischen Weberschlüchte und Zeughaus – 1 Wanderin und 2 Radfahrer
  • Zeughaus – 5 Wanderer

Wo waren eigentlich die restlichen Wandertagsgäste an diesem Tag? Auf jeden Fall nicht im Großen Zschand in der Kernzone des Nationalparks.

Abschließend möchte ich mich bei meinen Gästen, die diese schwierige Tour ausgewählt haben und am Donnerstag hoffentlich keinen Muskelkater hatten, und meinen beiden Begleitpersonen bedanken.

3 Gedanken zu „In die geheimnisvollen Schlüchte des Großen Zschands …

  1. Eine sehr gute Geschichte und auch schön beschrieben. Regt zum Nachdenken an und hat auch sicher bei allen Beteiligten der Tour zu differenzierten Erkenntnissen geführt. 😉
    Prima gemacht Dietmar

  2. Klasse geschrieben, Dietmar. Das Phänomen mit den Bäumen ist wirklich seltsam, aber an einigen Stellen im Elbi zu beobachten. Und dass die Leiter immer noch verschollen ist, das ist wirklich schade!:wink:

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