Zufällig ein Stück Forststeig

Wir hatten eine Bielatalrunde geplant, weil Ende April die frischen Blattaustriebe im Wald durch besonders viele unterschiedliche Grüntöne einen sehr malerischen Eindruck vermitteln. Der in der Luft liegende Blütenduft und das weit über Mittag anhaltende Vogelgezwitscher ist auch recht schön. Da muss man dann auch in Kauf nehmen, dass die Luft blütenstaubgesättigt ist und man bepudert wie ein Müller unterwegs ist. Erst oberhalb der Kletterfelsen, einen steilen Abstieg an der Falkenwand hinunter und nun unten an den Kletterfelsen lang. Südlich der Mittelwand plötzlich ein gelber Pinselstrich am Baum.

Ach so, der Forststeig? Wir wurden nun, da wir gleich gegenüber vom Aufstieg zum Ameisenstein durch Horstschutzhinweise abgehalten wurden und im Dürrebielegrund blieben, zu Forststeigeröffnungsmitwanderern. Auch der Grenzweg, an den „Griechen“ hinunter und drüben wieder hinauf bis zur Grenzplatte, war mit gelben Strichen markiert. Hier kam uns eine durchnummerrierte Wandergruppe unter Nationalparkzeichen entgegen. Denn an diesem Samstag, 28. April, wurde der Forststeig offiziell mit über 150 Gästen eröffnet und in mehrere Gruppen verteilt auf die einzelnen Etappen begangen.

Komisch nur, was dazu noch in den Zeitungen steht. In der SZ wird behauptet: „… Im Nationalpark Sächsische Schweiz können Naturliebhaber erstmals über die Grenze hinweg auf einer Route durch das Elbsandsteingebirge wandern. …“

Das wäre natürlich schön, wenn es stimmen würde. Leider ist es aber gleich dreifach falsch.
1. Wir wissen genau, dass man schon immer über die Grenze hinweg wandern konnte und dies auch im Nationalpark – nur eben nicht gewollt, sondern verboten. Und daran ändert auch der neue Forststeig nichts, denn
2. dieser liegt ja gar nicht im Nationalpark. Die Zeitungsschreiber wissen das alles natürlich nicht, da fehlen Fachwissen und Interesse an der Sache.
3. Haben die Schreiber den sächsischen Nationalpark mit ihrer Formulierung gleich mal über die Grenze ausgedehnt. Eijeijei.

In den DNN weiß man es auch nicht besser. Man zitiert den sächsischen Landwirtschaftsminister zur Eröffnung: „… Schmidt betonte, dass der Forststeig weitgehend außerhalb der Nationalparks der Sächsisch-Böhmischen Schweiz verlaufe.“
Nun, da weiß der Herr Minister wohl mehr als wir, denn bisher liegen beide Nationalparks rechtselbisch. Da warten wir mal ab, ob das so bleibt.

Wir sind nun auf der Grenzplatte und haben einen besonders schönen  Rundblick auf den einen Bestand von Lärchen (edit: für Lerchen) mit ihrem speziellen frischen Zartgrün. Doch leider sieht man auch grau-braune Farbtöne. Da sind ca. 30-40% der Lärchen irgendwie geschädigt. Man kann erkennen, dass die neuen Nadeln noch ausgetrieben aber dann vertrocknet sind. Einige Stämme unterwegs sahen aus wie borkenkäfer-befallen. Aber befallen die auch Lärchen? Oder können das Frostschäden sein? An manchen Bäumen ist nur eine Seite betroffen. Hoffentlich erholen sich die Bäume wieder.

Auch Sturmschäden kommen natürlich ungerufen, machen viel Arbeit und da bleibt auch mal was länger liegen – aber auf einem Hauptwanderweg???

Um den schrecklich lang werdenden Wormsbergweg zu vermeiden wollten wir einmal die Begehbarkeit oberhalb der Kletterfelsen erkunden. Das schlechte Gewissen durch den Böhmkarteneintrag „Wildruhezone Bitte nicht betreten“ wird von gelben Strichen ausgeräumt. Immer noch sind wir auf dem Forststeig unterwegs und zuerst auch noch ganz gängig, solange der Weg noch den Spuren der Kletterfreunde folgt. Aber je weiter wir uns vom Wachsamen Förster entfernen, um so weniger begangen wirkt der Weg. Hier liegen weniger, dann gar keine Klettergipfel mehr und jetzt braucht man die gelben Striche auch wirklich um den gedachten Weg zu finden. Auf dem Boden markiert sich fast nichts und da denke ich, lasst mal Brombeeren und Farne richtig austreiben …

Da müssten noch mehrere 150-Leute-Eröffnungsgruppen drüber geschickt werden, bis der Weg wenigstens eine Pfadspur bildet. Und wenn man jeder Eröffnungsgruppe eine Harke, eine Astsäge und ein paar Gartenscheren mitgegeben hätte, dann wäre schon viel gewonnen. Jetzt sind da noch viele Unlänglichkeiten und das Wegstück, welches mit Hilfe von einigen Stiegenfreunden auf den Quirl hinauf gehackt wurde, war dagegen eine Flaniermeile. Hier, durch den Schaftwald, steigen wir über grobes Unterholz und werden vom Gelbstrich zwischen Nadelzweigen durchgetrieben … wir verlieren die Geduld und weichen noch vor der Waldnadel auf einen Saupfad aus, der uns recht direkt nach unten bringt. Von der Steilheit, der Feuchte und dem Umstand mal abgesehen, dass die Schwarzkittel nicht so hochgewachsen sind und unter einigen Ästen bequemer durchkommen, ist der Pfad so gut begehbar, wie der Forststeig. Allerdings ist so ein steiler Abstieg genau so anstrengend wie sonst ein Aufstieg und das herrlich frische, kalte Wasser aus dem Singeborn eine willkommene Labung.

Nur noch gekrönt vom Angebot am Kiosk vor der Ottomühle … wie gut doch so eine Abschlussbockwurst schmecken kann 🙂

8 Gedanken zu „Zufällig ein Stück Forststeig

  1. Was glaubt ihr wie verdutzt die Leute geguggt haben, als der große OVPS-Bus am eigentlich abgelegenen Taubenteich anhielt, und die Schneeberg-Gruppe ausstieg 🙂
    Ich kann euch beruhigen, das Wegstück zwischen Kletterfelsen und “Alte Eins” war bisher relativ unbegangen. Aber es macht Sinn. Allein die Markierung zieht eh Tagestouristen an und übers Jahr verteilt wird auch eine vierstellige Zahl an Trekkern da durchlaufen.
    Die Formulierungen würde ich nicht auf die Goldwaage legen. Es war bei der Eröffnungsfeier schon so manch nicht ganz korrekte Äußerung dabei, was daran liegt, dass einige Redner nicht so fest Stoff stehen. Pech, wenn die Medien dann gerade das ungeprüft aufgreifen.

    • @markus…..kann da nicht eine” OVPS-Forststeig-Etappenlinie” eingerichtet werden? Da könnten dann der Trekkkker und die Trekkkerinnen(hauptsächlich) vom weichen Hotelbett aus , frisch geduscht und fett gefrühstückt, die Runde ablaufen. 🙂 😉

  2. Natürlich können Borkenkäfer auch andere Bäume als Fichten befallen. Da gibt es sehr viele verschiedene Arten und jede hat so ihren Lieblingsbaum (z. B. der Große Lärchenborkenkäfer).

        • Ich war ein wenig sensibilisiert. Als Hobbyzaunbauer habe ich mal auf der Interentseite eines in Heidenau ansässigen Unternehmens gestöbert und vor einer Woche eine richtigstellende Mail geschrieben. Und siehe da: “Ihre Zäune zwitschern immer noch!” 😎

  3. Zur kleinen Ergänzung: Die Forststeigeröffnungsrunde hatte wohl, so meine Wegespurenbildinterpretation , die Wegstrecke oberhalb des wachsamen Förster ausgelassen. Da lief , uns überholend und schwer bepackt, nur ein “Dolph-Lundgren-Double” den Forstweg entlang. Der Kollege war dann aber so konsequent auf dem “Gelben Strich” unterwegs, daß er den 100m abseitigen Singeborn auch ausließ und statt dessen an der” Futterkrippe” neben der Wegekreuzung rastete. Ja, auch gut. 🙂

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