Das leidige Thema „Holzernte“
Ich war entsetzt, welch große Flächen nur entlang meiner aktuellen Wanderroute in den letzten Jahren komplett abgeholzt wurden. Beginnend mit dem Kahlschlag im Lindengründel (bis unmittelbar an die Kernzonengrenze!) vor einigen Jahren (die IG berichtete) über 2 große Kahlschläge unterhalb des Raumberges (ebenfalls bis unmittelbar an die Kernzonengrenze) und einen am Südende des Rapinzenweges gelangte ich zum Rapinzenberg selbst – hier ist eine riesige Waldfläche verschwunden, die bis zum Saupsdorfer Weg reicht. Mit den üblichen „Kollateralschäden“: tiefe Reifenspuren = irreversible Bodenverdichtung, Unmengen an Haufen dürrer Äste, zu erwartende Schäden bei künftigen Stürmen an den neuen Waldrändern etc.
Das Holz wurde bereits (größtenteils) abgefahren, einige Reste lagern noch am Berg. Und interessanterweise war die Zufahrt dorthin nach dem letzten Sturm bereits wieder geräumt, wohingegen an anderer Stelle noch Chaos herrscht …
Auch vom Großen Zschand wurden Holzfällungen und -abfuhr berichtet, die ich jedoch nicht selbst in Augenschein nehmen konnte. Was ich allerdings sehen konnte, war der „Ausbau“ der Zschandstraße hinab zur Neumannmühle auf maximal mögliche Breite – natürlich auch wieder entlang der Kernzonengrenze. Sieht nicht gerade naturnah aus und lässt sich auch nicht (mehr) schön laufen.
Jedenfalls hatte ich dort kaum den Gedanken, mich in einem Nationalpark (sprich Naturschutzgebiet) zu befinden, es sah aus wie in jedem beliebigem Wirtschaftsforst!
Bleibt die Frage: rechnet sich das überhaupt? Der Holzpreis dürfte aufgrund Borkenkäfer & Stürmen ziemlich im Keller sein – im Gegenzug müssen Maschinen und Menschen bezahlt werden für Holzernte und -abfuhr, die Wege müssen instandgesetzt werden, etc. Mal abgesehen von den bleibenden Schäden, die nicht so einfach in Euro auszudrücken sind … aber die betreffen die derzeit Handelnden ja nicht mehr, das ist genauso wie beim Klimaschutz …
Die Aktion an der Oberen Schleuse erwähne ich hier mal nur, da haben ja bereits andere dazu geschrieben …
Wird fortgesetzt …
edit by Admin:
Bildergalerie temporär entfernt wegen Script-Fehlern auf der Website
Alternativ nun eine verkürzte Fotoauswahl an dieser Stelle:
Je länger der Wald unberührt steht, desto geringer die Artenvielfalt, das stimmt. Zumindest für unsere heimischen Wälder. Aber bei der geringen Artenvielfalt sind dann einige wenige Spezialisten dabei, geschützte und wirklich seltene Tierarten. Die sind nunmal keine “Pioniere”, die sofort sich in neuen Gebieten wohl fühlen. Und diesen Aspekt sollte man auch beachten. Es gibt für alles ein Für und Wider.
Was mich stört, und das wird in Folge 1 und 2 deutlich, das ist die nicht vorhandene Information von NPV oder Sachsenforst. Im Nachhinein machen bestimmte Aktionen durchaus Sinn oder waren wirklich so und nicht anders notwendig. Andererseits kann man die allermeisten Aktionen auch anders, sogar kostensparender und naturverträglicher gestalten. Warum den ganzen Käferwald mit einer Aktion umkloppen? Klar das der Holzpreis im Keller ist.
So schnell fallen kahlgefressene Bäume auch nicht um. Jetzt sagt aber wer, die Bäume müssen raus, weil ja dort noch der Käfer überwintert. Man läßt aber einige Bäume an den Felsen oben liegen, jedoch als Schutz vor Erosion der Hänge auch quer im Hang. Klar, der Borkenkäfer ist in den Bäumen natürlich nicht drin (vorsicht, Ironie!). Man hätte durchaus etwas gegen den Käfer schon lange vorher tun können. Doch so kann der Wald auch in der Kernzone schneller von Fichten befreit werden. Das hätte sonst Jahrhunderte gedauert. Jetzt dauert es mehrere Jahrzehnte eh da wieder Wald steht. Höchstwahrscheinlich Fichtenwald, wie man am Unterholz schon sieht. Die paar “Einwanderer” sind von den Fichten nach paar Jahrzehnten plattgemacht und alles ist wie vorher.
Ein Hoch auf sorgfältige und vorausschauende Planung!
Mich stört der verschwindende Wald weniger, ich habe zum Kahlschlag sowieso eher positive Gedanken. Die mehr oder weniger kahlen Hänge wirken zwar erst einmal unnatürlich, weil sehr ungewohnt. Aber vor 30 Jahren wäre das ein ganz gewöhnlicher Vorgang im Wald gewesen. Und, dass eine abwechslungsreichere Waldstruktur für eine größere Artenvielfalt enorme Vorteile hat — ist absolut sicher. Nur leider wird heutzutage das “Zuwuchernlassen” also ökologisch wertvoller angesehen …. mag sein, dass damit der WALD als Ökosystem an Stabilität gewinnt, aber dann soll doch mal das verfluchte Gejammer um die schrumpfende Artenvielfalt aufhören. Übrigens ist dies an einer Schautafel im Nationalparkhaus sehr anschaulich dargestellt – je älter der Wald, umso so geringer die Tier- und Pflanzenvielfalt.
Zur Zschandstraße nur die Frage: Warst du solange nicht drauf unterwegs, oder ist der Ausbau wirklich schon wieder neu? Ich erinnere die letzte Neubeschichtung vor ca. 2-3 Jahren.
Liegenlassen des (gesamten) Totholzes wäre die meiner Meinung nach beste Variante – die Mineralstoffe bleiben dem Wald erhalten, Totholz ist zudem Lebensraum. Harvesterspuren sind dagegen kein LEBENsraum mehr.
Etwas mehr zum Totholz schreibe ich noch im dritten Teil.
Der Ausbau der Zschandstraße ist neu – laut eigener Webseite der NPV war Anfang April dort wegen Straßenbauarbeiten gesperrt. Und ich glaube mich da auf mein fotografisches Gedächtnis verlassen zu können – den Weg geht man ja öfters mal.
Krass! Aber logisch bei dem Schwerlastverkehr.