Tom – Wanderatlasredaktion

Zwischendurch mal was anderes. Kann man sich auch drüber aufregen, ärgern oder nur den Kopf schütteln. Aber vielleicht kann man auch Bedauern empfinden? Vielleicht sitzt da jemand im Rollstuhl und träumt sich im Netzt durch die Welt. Vielleicht sind aber auch nur ein paar Algorithmen am Werk? Jedenfalls gibt es da die Webseite „ich-geh-wandern.de“. Wenn man die aufruft steht dann als Überschrift „GPS WANDERATLAS“ und das erklärt auch recht umfänglich den Inhalt. Soweit ich es verstehe, können da verschiedene Personen Wanderrouten mit GPS-Daten und Fotos hochladen. Eine Wegbeschreibung ist auch dabei und beim Lesen derselben ist es dann für mich fragwürdig geworden. Aus naheliegenden Gründen hatten mich ein paar Touren im Sandstein interessiert und der „Tom – Wanderatlasredaktion“ ist offensichtlich der Meist-Schreiber auf der Seite. Ob die beschriebenen Touren aber wirklich vom Beschreiber abgelaufen wurden – das scheint mir doch sehr unwahrscheinlich.


Wer sich im Gebiet einigermaßen auskennt wird beim Lesen von Text und Karte schnell extreme Widersprüche erkennen und vielleicht auch mal laut auflachen müssen.
Alle die sich nicht so auskennen seien bitte gewarnt, z.B. die oben verlinkten Touren vertrauensvoll nachzulaufen. Alles was im Text beschrieben wird, ist virtuell auf der Karte wunderbar nachvollziehbar, aber im echten Leben beginnt es in der Tour „Bastei mit Amselsee und Gamrig“ bereits mit dem Startpunkt. Der Tom will vom Parkplatz Füllhölzelweg mitten in Rathen starten. Ich bin sicher, wenn er als Pensionsgast irgendwo eingemietet ist, dann darf er da vielleicht wirklich sein Auto abstellen. Davon steht aber nix im Text und alle Tagesbesucher bleiben besser oben auf dem Parkplatz am Gamrig, weil die Ortseinfahrt ohne Sondergenehmigung schlicht verboten ist. Dann steigt er auf dem Alten Basteiweg hinauf – kein Hinweis, dass der Weg schwer zu finden sein könnte, weil nicht mehr beschildert. Gleich nach der Basteibrücke „biegt“ der Tom einfach mal in die Vogeltelle ab – kein Hinweis auf die extreme Steilheit und dass es kein Wanderweg ist. Dann durchquert er gleich mal, ohne das Theater zu bemerken, den Wehlgrund und dann die Kleine Gans – hoppla, sag ich da, das könnte schon gehen, wäre aber einige Hinweise wert, denn wieder sind es keine Wanderwege und es werden einige Stellen dabei sein, die etwas Klettern erfordern. Ich weiß es selbst nicht besser, aber zwischen Scheich und Emir hindurch … ?

Nach Raaber Kessel und Amselsee geht er auch ein Stück des Höhenweges über die Honigsteine – wieder ohne Hinweis oder Erwähnung der Schönheit und Besonderheiten des Weges. Junge junge … !

Schaut euch selbst ein paar Tom-Runden an und findet die Widersprüche. Das macht auch irgendwie Spaß. Hier nur noch die Warnung vor der Tour „Bastei-Rundwanderung“. Da wird der interessierte GPS-Freund weitergeführt: „Wir umrunden die Aussicht Kanapee und gelangen auf den Weg Rahmhanke, kommen am Neurathener Tor und der Steinschleuder vorbei sowie am Felsen Basteiturm.“ Liebe unkundige GPS-Wanderer, auf der Karte kann man tatsächlich das Kanapee umrunden, im Leben aber nicht, zumindest würde man das nicht so bezeichnen. Der „Weg Rahmhanke“ ist wirklich ein Weg, aber was für einer, nichts für schwache Nerven und weiche Knie. Man sollte wenigstens erwähnen, dass es ein recht ausgesetzter schmaler Weg in großer Höhe an einer Steilwand ist und absolute Trittsicherheit und vielleicht auch ein wenig Erfahrung hilfreich wäre.

Die Bilder dienen nur der Illustration, haben mit den Tom-Touren nichts zu tun, sind aber wenigstens aus der Gegend und von mir selbst gemacht. Der Tom benutzt oft nur eine Wiki-Bild. Noch ein Indiz, dass er selbst nie vor Ort war.

3 Gedanken zu „Tom – Wanderatlasredaktion

  1. Wirklich sehr seltsam, was der im Elbsandstein für gewisse Stellen im Routenverlauf anbietet. Die hat er doch nicht selber begangen? Sieht so aus, als wäre alles nur bei OSM aufgezeichnet worden. Noch eine Beispiel-Wanderung: Breite Kluft und Starke Stiege: Der Pfad zum Elbtalwächter ist nicht leicht und kaum zu finden und zu sehen. Dann will er die Starke Stiege runtergeklettert sein, ein besonders schwieriges Stück, aber kein Wort drüber. Und der Rauschenkopf und der Pionierturm sind vom Rauschengrund aus kaum zu sehen. Da hat Karl May realistischer geschrieben.

    • Na genau, sag ich doch, rein “virtuell interpretierte” Routen. Der Karl hat wenigstens noch zitierend/interpretierend auf Beschreibungen von Leuten zurückgegriffen, die selbst wirklich vor Ort waren. 🙂

  2. Gute Beobachtung und Recherche und treffend geschlußfolgert. Warum sollten Fakes ausgerechnet hier halt machen.
    Was tun?
    Alles auf Anfang! ( Reset- für die Jüngeren 🙂 ) . Internetkarten, Handy-Kartenprogramme ; alles hilfreich aber die gute alte Wanderkarte oder ein Meßtischblatt gehören unbedingt dazu.
    Dank Internetz kann man sich aber auch ortskundigen Wanderfreunden anschließen.
    Gründlich nachdenken hilft sicherlich auch hier. 😉

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