… der Borkenkäfer und seine Folgen – Teil 3

Der Borkenkäfer ist durch das Dürrejahr 2018 im Nationalpark sehr verbreitet. Neben den schon bekannten Stellen z.B. am Reitsteig, an der Lehne und Nähe Winterstein, welche sich deutlich vergrößert haben, sind kahle braune Fichten in der Hinteren Sächsischen Schweiz inzwischen schon fast Standard. Um nur einige von mir gefundene Plätze aufzuzählen: Heringsgrund und Rauschengrund, Großer Zschand beidseitig, Kirnitzschtal beidseitig, …

Steigschlüchte

Rapinzenberg

Vorderer Thorwaldweg

K-Tal, Westseite

K-tal, Ostseite

Was macht man da? Ich meine: Zuschauen und „Natur Natur sein lassen“ – außer in den Randzonen des Nationalparks. An den genannten Stellen ist die Grenze eigentlich weit genug entfernt.

Auch wenn wieder die „Wegsicherungspflicht“ vorgeschoben wird – im größten Notfall die wegnahen Bäume fällen und liegenlassen – Totholz bringt Leben und Artenvielfalt! Womit wir beim letzten leidigen Thema wären:

Die Wegsicherungspflicht / heimliche Stillegung

Fakt ist: Natur und Wald haben ein gewisses Gefährdungspotenzial auf den, der sich dort bewegt (wie Autostraßen auch …), und bei uns in der Sächsischen Schweiz kommt da noch das Risiko „abbröckelnder“ Felsen dazu. Dies sollte eigentlich jeder wissen, der hierher kommt, und oft wird er ja auch noch durch die Tafeln des Nationalparkes am Waldrand daran erinnert. Wie ein bekannter Geologe immer sagt: Unser Gebirge gibt es nur, weil ab und zu mal was abbröckelt und runterfällt :-).

Insofern ist es immer wieder kurios bis sehr ärgerlich, zu sehen, wie an alten Sandsteinbrücken Metallgeländer auf die Brüstung installiert werden, da diese Brüstungen nicht die DIN-Normhöhe erreichen und man 2 Meter tief in die Kirnitzsch fallen könnte. Oder an der Winterbergstraße in unregelmäßigen Abständen ein Metallgeländer an die Straße gesetzt wird, wenn der seitliche Wassergraben eine bestimmte Tiefenmarke unterschreitet. Dafür dürfen dann sogar historische Sandsteinsäulen mal eben so abgesägt werden.

Woanders, sprich außerhalb des NP, baut man dann wieder Stege, die sogar nur ein Geländer haben … und es funktioniert auch!

Im Bielatal

Die nächste Stufe sind dann Wegsperungen wegen „Felssturzgefahr“. Ja, die besteht aber großflächig im Elbsandsteingebirge, und nicht nur da, wo Schilder aufgestellt wurden (z.B. Haldenweg bei Wehlen). Wenn man ganz konsequent wäre, müsste man wohl 80% aller Wege im Nationalpark sperren und ein paar Straßen gleich noch dazu (praktisch alle Talstraßen inklusive der B172 – bei Königsstein hat es in letzter Zeit auch öfters mal „gebröckelt“ …). Von den Bahnstrecken ganz zu schweigen. Neuerdings werden auch noch Gaststätten Opfer des Sperrungswahns – ich sage nur Amselfall und Rathewalder Mühle. Am Ende passiert es dann sowieso woanders, wo keiner damit gerechnet hat (z.B an der Bastei, wo sich vor einigen Jahren eine Platte löste und eine Passantin verletzte.)

Stellt sich die Frage, woher dieser ganze Unsinn kommt – und die Antwort lautet wohl: vom großen Bruder USA. Wenn nur noch die Anwälte regieren und der gesunde Menschenverstand zu kurz kommt, dann ist dem Wahnsinn Tür und Tor geöffnet – ich sage nur „Vorsicht – Kaffee kann heiß sein!“

Und der Nationalpark kann natürlich auch anders als „offiziell“, wenn es darum geht, ungeliebte Wege stillzulegen: Lange bekannt ist ja schon die Tatsache, dass gerne mal ein paar Bäume gefällt werden und diese „ganz zufällig“ quer über Wege fallen, die nicht mehr begangen werden sollen. Was aber in der Regel nur bedingt hilft, da auf wenige Wegmeter vom Abzweig begrenzt. Inzwischen bekommt der NP da Unterstützung von Petrus: Ein kleiner Sturm, der schon mal einen oder zwei Bäume umlegt, und dann schnell noch mit der Säge ein paar weitere dazugelegt im Mikadomodus – schon ist der ungeliebte Weg verschwunden. Aktuelle Beispiele gefällig? Die kleine „Abkürzung“ an der Thorwaldbrücke (mit historischen Steinstufen!) oder der alte Flößersteig zwischen Reibetöpfel und E-Flügel.

An der Thorwaldbrücke – hier ist ein Weg versteckt

An der Thorwaldbrücke – Weg verschwunden, Mission erfüllt!

 

Zum Schluss noch ein Nachtrag zu Teil 1: Die Wegesperrungsseite vom NP wurde nach dem 12.04. erst am 30.05.19 wieder “aktualisiert” … d.h., eine Änderung! Kein Kommentar.

14 Gedanken zu „… der Borkenkäfer und seine Folgen – Teil 3

  1. Wege verschwunden? Aber ja doch! Hier kann ich die Pechschlüchte, die Hilleschlüchte, kleiner Hochhübelweg, Röhrkieferschlüchte und Weißtannenschlüchte anführen, alle bei der Aktion “Verkehrssicherungspflicht Zschand” endgültig verhauen. Da wurden nicht einfach Baumstämme reingehauen, sondern gleich die ganze Krone des Baumes oder mehrerer Bäume. Ein Durchkommen ist vorerst unmöglich. Weiter hinten im Zschand wird noch dran gearbeitet.

    Was das Geld angeht… Früher gabs nicht diesen riesengroßen Verwaltungsapparat, der Unmengen von Geld frisst. Außerdem, wie bereits im anderen Posting beschrieben, die Löhne der Arbeiter waren wesentlich geringer. Doch dafür schafft heute mittels Maschinen ein Arbeiter in einer Stunde das, was früher eine ganze Brigade in einer Woche wegdonnerte. Insofern hat der Arbeitslohn eher eine untergeordnete Bedeutung.

    Der Borkenkäfer, der NPV allerliebster Mitarbeiter, überwintert unter der Borke des gefällten Baumes. Es macht also nur Sinn den Baum liegenzulassen, wenn die Borke abgeschält wird. Und das wird vielerorts nicht getan (weil echt eine schwere Arbeit).

    Momentan habe ich jetzt wieder mal bissel Wut im Bauch…

  2. Doch Andreas, da hat es ganz schön was umgehauen. Als Axel und ich im Januar dort waren, sah es verheerend aus. Lauter umgestürzte Bäume. Es sah nicht so aus, als ob man noch durchkommt. Wir haben es auch wegen des (schweren, nassen) Schnees auch nicht versucht. Leider haben wir kein Bild gemacht.

    • Na da müssen wir das mal begutachten und abwägen … aber ich habe so einen Gedanken, dass der Weg vom Forst aus eigenem Interesse erhalten werden wird, denn der Weg am Felsfuß erleichtert doch sehr diverse und unvermeidliche Sicherungsarbeiten für die Straße weiter unten. Die Arbeiter müssen ja auch irgendwie da hinkommen und die vorletzten Baumstürze und Erdrutsche sind auch sehr ordentlich beräumt worden. Ein Stück weggerutschter Weg ist sogar richtig mit einem Balkenbauwerk abgefangen worden.

  3. Bei dem Thema fragt man sich manchmal: Wie haben die das früher gemacht, vor 100 oder 150 Jahren? Da gabs auch schon Waldwirtschaft und manchmal Borkenkäfer und Sturmschäden. Aber die Bäume mußten alle noch mit der Hand umgesägt und mit Pferden abtransportiert werden, ohne Motorsäge, Forwarder und Lkw, und der Wald sah gepflegter aus als heute. Es gab früher auch einen Waldheger, warum hieß der bloß so? Auf der Kirnitzsch wurde geflößt, heute würden die Holzstämme an der ersten Ecke hängenbleiben wegen umgestürzter Bäume über dem Bach, die nicht entfernt werden. Bachmauern, Brücken, Stützmauern, Waldwege, Treppen und Leitern wurden immer in Ordnung gehalten und bei Bedarf schnell repariert, das war damals selbstverständlich, ohne solche dämlichen Begriffe wie “DIN” oder “Wegesicherungspflicht”. Nach Starkregen oder Erdrutschen hat man betroffene Wege mit Hacke und Schaufel neu befestigt oder neu angelegt, heute werden sie einfach gesperrt und abgeschrieben. Es gab kein Internet und keine Seite mit “Wegeinfo” oder “Wegesperrungen”, man ist einfach gewandert, und das auf viel mehr Wegen und grenzüberschreitender als heute mit EU. Und bei umgestürzten Bäumen ist man einfach drüber, hat vorsichtshalber noch nach oben geguckt und ist weiter, es gab keine Absperrbänder oder Schilder mit Androhung von Bußgeld. Es gab auch keinen Nationalparksprecher und kein Gesülze wie “Der Borkenkäfer hilft uns beim Waldumbau”. Es gibt Förster, die mit dem Vorgehen der Nationalparkverwaltung in Zusammenhang mit dem Borkenkäfer in der Kernzone nicht einverstanden sind und das als Verbrechen bezeichnen. Früher hat man gegen Waldbrände sogenannte Brandschneisen angelegt, zu sehen auf alten Meßtischblättern, z.B. im Gebiet Partschenhörner und Auerhahnsteig. Felsstürze gabs auch schon immer, man hat einfach versucht, damit zu leben, manchmal wurde auch vorgebeugt, z.B. durch Stützmauern aus Naturstein, siehe Lokomotive in Rathen. Heute gibt es Felsmeßgeräte, wie in Herrnskretschen, am Prebischtor und Gabrielensteig. Warum gibt es bei uns an heiklen Stellen keine davon? Und die Leute hatten früher bestimmt nicht mehr Geld als heute, wie haben da die ganzen Gaststätten bestehen können, Großer Winterberg, Kirnitzschschänke, Böhmische Mühle, Hinterdaubitz usw.? Ja, der Wirt der Grundmühle durfte nebenbei mit Schnaps brennen, daran wirds gelegen haben. Heute hört man bei allen Problemen nur noch, wir müssen erstmal sperren, welches Amt ist zuständig, bei Reparaturen wer soll denn das bezahlen, wir können nicht, weil dieses und weil jenes, und außerdem gibts sowieso noch zuviele Wege im Nationalpark. Man kanns nicht mehr hören. Kein gesunder Menschenverstand mehr, nur noch Paragraphen, Amtsschimmel und Phrasendrescher. Das muß am System liegen, und das wird irgendwann zu Ende gehen. Vielleicht trägt der Borkenkäfer ja seinen Teil dazu bei.

    • Nanana! Ganz so ist es doch nicht.
      – das Thema Felsüberwachung war erst kürzlich im Forumsteil “Neues aus den Medien” mit einem Link präsent, da wird es gar eine App zur Frühwarnung geben … und einfache Bewegungskontrollpunkte gibt es an mehreren Stellen., z.B. am Eingang zu den Bösen Gräben
      – die Geldzusammenhänge lassen sich in jeder Hinsicht, Gastronomie wie Waldarbeiter, ganz grob mit dem Lohnniveau erklären. Was “früher” mal ein Wochenlohn war, ist heute schon der Stundensatz und eine Bockwurst hat im anderen “früher” nur 65 Pfennige gekostet. Heute wird sie wohl leicht > 2 € kosten, also fast 5 DM, also ca. 20 Ostmark, also soviel wie “füher” 30 Bockwürste 🙂
      – was mancher Förster als Verbrechen ansehen kann bleibt für mich eine zu beobachtende Veränderung, die ich in einem Nationalpark akzeptieren kann und will. Dass uns die Veränderungen optisch nicht gefallen, weil der Eindruck erst mal deprimierend und nicht mehr sehr lebendig wirkt ist klar, aber da habe ich großes Vertrauen in die Kräfte der Natur
      – anders sieht es schon mit dem Verschwindenlassen von Wegen aus, da wird sich wohl ein Mittelweg aus Ertragen und Bekämpfen ergeben müssen. Also viel zu tun.
      – und ganz und gar abzulehnen ist natürlich das Verschlampen lassen des Flusslaufes. Das ist extrem ärgerlich und man kann hier nur hoffen, dass beim nächsten Flutwasser möglichst dramatische Bilder ohne allzu dramatische Schäden entstehen. Ich wünsche keinem Flussanlieger irgendwelche Verluste an seinem Eigentum, aber ein paar zerstörte Brücken im Stadtgebiet wären wohl mal wieder hilfreich, um den zuständigen Behörden die Notwendigkeit der regelmäßigen Pflegearbeiten am bewohnten Flusslauf zu verdeutlichen. Allerdings hat die letzte Flut auch nicht lange nachgewirkt. Wenn ich nicht falsch informiert bin, war die Ursache für die Zerstörung der Brücke an der Buschmühle ja wohl weniger im Wasser allein, als vielmehr in der Masse mitgeführten Treibgutes zu erkennen.

      • Genau, den Kräften der Natur kann man vertrauen. Laut Stephen Hawking wird sich die Menschheit durch ihr ignorantes Verhalten vielleicht schon in 100 Jahren selbst zugrunde gerichtet haben. Warum sich also Gedanken machen über Borkenkäfer und verschwindende Wege und wie könnte man die erhalten, es wird doch dann sowieso niemanden mehr geben, der diese Wege gehen kann.

        • Mir kommt es etwas zu pessimistisch ‘rüber, auch wenn es vielleicht nicht ganz so gemeint war und auch wenn ein Stück Wahrheit in Rolands Aussagen steckt. Der Mensch ist nun mal die bekloppteste Art im Tierreich, leider! Welche Tierart sonst zerstört ihren Lebensraum bewusst?! Aber so lange wir noch da sind, sollten wir die Zeit nutzen und wenigstens im Kleinen unsere Welt erhalten. Das geht auf vielfältige Weise, unter Anderem auch durch die Erhaltung der kleinen Wege. Es gibt sicher Wichtigeres als Wege erhalten, aber Letzteres ist auch eines der Hauptziele der IG, wenn ich mich nicht irre. Also positiv denken! 🙂

          • Wenn sich die Erde mal schüttelt, sich ein reinigendes Fieber leistet, kann sich eine neue Spezies bilden. Vielleicht machen die es dann besser.
            Es würde aber schon reichen wenn zw. 1,5 bis 3 Mrd. Menschen überlebten. Die Evolution wäre gesichert. Das hat mal irgendein Wissenschaftler geäußert. Na, mal sehen: Sprechen wir uns in 100 Jahren wieder !

  4. Guter Beitrag von Karsten. Die Bilder von den befallenen Gebieten wirkten auf mich schon etwas verstörend. Mir wäre es zwar lieber, wenn die „Baumleichen“ zum großen Teil umgelegt werden und liegen bleiben. Dazwischen könnte man gewünschte Baumarten nachpflanzen. Somit ginge der Waldumbau schneller, und die gruseligen Bäume würden eher im neuen Unterholz verschwinden. Aber auf den Waldumbau haben wir sowieso keinen direkten Einfluss.

    Viel wichtiger fand ich Karstens Beschreibung vom „Verschwinden lassen“ von Wegen. Die beiden genannten Stellen kann ich nicht beurteilen, aber das Prinzip ist klar. Bei der Größe der befallenen Flächen besteht zunehmend die Gefahr, dass Bäume auf unerwünschte, aber legal begehbare Wege und Pfade „fallen“. Und hier haben wir (natürlich nur begrenzte) Möglichkeiten der Einflussnahme, zumindest wenn die Wege außerhalb der Kernzone liegen. Wir sollten solche Beobachtungen an einer Stelle (z.B. im Mitgliederforum) sammeln und zeitnah Maßnahmen ergreifen, bevor die Pfade unter den Bäumen wirklich zugewachsen sind. Solange die Wege noch im Gelände erkennbar sind, dürfen sie ja bis zum „Hindernis“ auch legal begangen werden, und “danach” vielleicht wieder durchgehend. Mehr möchte hier lieber nicht schreiben … Aber ich wäre dabei, wenn es nötig werden sollte …

  5. Wegesperrung nach politischen Erwägungen sind an der Tagesordnung. Bei Waldbrandstufe 4 und 5 ist das Betreten und das Befahren der Wälder üblicherweise verboten und bußgeldbewährt. In der sächsischen Schweiz wird der Wald zwischen 21.00-06.00 Uhr gesperrt ! Der Geldtourismus geht eben vor.

    Irre ich mich da ??

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