Zehn Jahre Walderholung

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich vertrete hier keinesfalls die Meinung von Leugner der von Menschen mit beeinflussten globalen Klimaerwärmung oder irgendwelche Verschwörungstheorien. Ich will nachfolgend überhaupt keine Meinung bilden sondern nur in wenigen Fotos dokumentieren, wie sich die Natur selbst erholen kann – mit und ohne Hilfe des Menschen.

Wir sind hier einmal nicht in der Sächsischen Schweiz sondern einige Kilometer weiter nördlich im Seifersdorfer Tal unterwegs. Einige IG-Mitglieder werden sich vielleicht noch an unsere Wanderung im Jahr 2015 erinnern. Im Mai 2010 zog ein Tornado durch das Tal und hinterließ eine Spur der Verwüstung. Fast genau zehn Jahre später habe ich versucht, die gleichen oder zunimdest annähernd gleichen Stellen zu finden, an denen damals einige Fotos entstanden. Andere Fotostandorte aus dem Jahr 2010 kann ich heute gar nicht mehr genau zuordnen, so hat sich die Flora (zum Glück) wieder erholt.

Kartenausschnitt - Copyright Open Street Map Karte: Creative Commons Attribution Share Alike-Lizenz 2.0

Kartenausschnitt OSM-Karte – Copyright Open Street Map: Creative Commons Attribution Share Alike-Lizenz 2.0

Zur besseren Einordnung soll der Ausschnitt einer OSM-Karte dienen, auf der ich die Fotostandorte mit V1…V6 gekennzeichnet habe. Das „V“ steht für Vergleich.

Zunächst zwei Fotos unmittelbar an der Röder in der Nähe von Grünberg. Die Gehrichtung ist hier allerdings in Richtung Grünberg festgehalten, die folgenden Bilder sind in Wanderrichtung „Marienmühle – Seifersdorf“ aufgenommen.

20102020Die folgenden Aufnahmen stammen von einem Wirtschaftswald wenige Gehminuten vom ersten Standort entfernt. Im Gegensatz zum flussnahen Gebiet der ersten Bilder wurde hier ein Mischwald aufgeforstet.

20102020Die beiden nächsten Vergleiche stammen aus der Umgebung der „Tanzwiese“ kurz vor der Marienmühle.

2010202020102020Die Marienmühle wurde 2010 vom Tornado nicht in Mitleidenschaft gezogen – und schloss im Jahr 2018, nachdem die Betreiber in den sicher wohlverdienten Ruhestand gingen. Mittlerweile gibt es wieder einen Imbiss neben der (ehemaligen) Gaststätte. Das erste Foto entstand aus besseren Tagen, das zweite Bild zeigt den Imbiss auf der rechten Seite. Zu wünschen bleibt, dass die neuen Wirte das ehrwürdige Gemäuer wieder in einen Zustand versetzen können, der den neuerlichen Gaststättenbetrieb ermöglicht.

Der letzte Vergleich zeigt die kleine Straße zwischen der Marienmühle und Seifersdorf. Hier hatte der Tornado damals besonders gewütet. Davon sieht man aktuell nichts mehr. Nach meinem Wissen hat hier keine Aufforstung stattgefunden.

20102020Hoffen wir, dass unser geliebtes Heimatgebirge den schlimmen Borkenkäferbefall in einigen Jahren ebenso übersteht, wie es das Seifersdorfer Tal zeigt. Auch wenn dieser Vergleich natürlich „hinkt“, wie der Fachmann sofort argumentieren wird…
Kommentare ausdrücklich erwünscht.

9 Gedanken zu „Zehn Jahre Walderholung

  1. Da erinnere ich mich an eine Wanderkarte zum Seifersdorfer Tal aus den 70er Jahren. Die Gegend kann nicht ganz unbedeutend zum Wandern gewesen sein. Leider waren nach der Wende die Leuchttürme wichtiger, als die „Fläche“, auch wenn diese Bemerkung hier schon ein bisschen weit führt. Das Ergebniss zeigt uns aber Zwillingsstiege.
    Mstreicher, was möchtest Du gerne gepflanzt haben, die Frage ist nicht nur hintersinnig (? 26.01.) gemeint.
    Vielleicht gehören dort und auch in Mordor eine Art geeignete Pilotbäume hin, unter deren Schutz sich passende Vegetation ansiedeln kann. Ich denk, so weit sind Fachleute schon lange, nur mangels Willen und Knete…..
    Zum Thema Wegeerhalt sind wir ja anderweitig im Gespräch, hoffe ich und erinnert mich mal an im persönlichen Gespräch, wie wir denn als IG damit umgehen.

    • Ich hätte gern Wildkirsche, Walnuss und Edelkastanie, da hätten wir zumindest zeitweise im Wald einen Pausensnack zur Hand. 🙂
      Nein, im Ernst: Ich kann und möchte hier keine Baumarten festlegen, weil mir das forstwirtschaftliche Hintergrundwissen dazu fehlt. Dafür sind die Fachleute da. Oft kommt man aber mit gesundem Menschenverstand ganz gut weiter. Und der sagt mir, dass es nicht gut ist, eine historisch gewachsene Kulturlandschaft komplett verwildern zu lassen. Und er sagt mir auch, dass nicht überall nachgeholfen werden kann, schon auf Grund der mittlerweile gewaltigen Größe der betroffenen Flächen. Es wird hoffentlich eine gesunde Mischung aus beiden werden. Zumindest entlang der Wanderwege würde ich mir eine ordnende Hand wünschen. Solche Passagen wie im oberen Großen Zschand mit Riesenmikadoflächen wirken nicht einladend, und das wächst sicher auch nicht so schnell zu. Das ist mit Sicherheit auch in der Behörde bekannt, aber, wie du richtig angemerkt hast: mangels Willen und Knete …

      Aber ich will hier keine miese Laune verbreiten. Wie ich schon schrieb, gibt es auch viele Stellen, die Hoffnung machen. Der „Zwischenzustand“ führt manchmal zu sehr interessanten Landschaftsbildern. Als wir Mitte Juni im Urlaub mal in der Böhmischen Schweiz unterwegs waren, kamen wir durch einen Wald, wo die abgestorbenen Fichten noch standen, allerdings mit relativ großen Abständen zueinander. Am Boden wuchs üppig grünes Gras, das Unterholz aus jungen Laubbäumen mit dem frischen Grün leuchtete regelrecht in der Sonne. Weißer und roter Fingerhut brachten weitere Farbtupfer ins Spiel. Es wirkte wie ein surrealistisches Bild. Trotz der extremen Gegensätze strahlte dieses Waldstück eine angenehme Ruhe aus. Das war beeindruckend, und zu solchen Stellen schwirrt mir seit einiger Zeit ein Artikel im Kopf herum, der noch zu schreiben wäre …

      🙂

      • Sag mal Mstreicher, bist Du etwa verfressen??
        Nee Quatsch, ich frage mich nur, wollen wir persönlich auch schon Gott spielen und das pflanzen, was wir denken, verstanden zu haben?
        Ich denk da an Wohlleben, der da meint, der Wald übersteht den Klimawandel……
        Vielleicht wollte Zwillingsstiege uns trotz Kommentaraufforderung die Selbstheilung der Natur zeigen. Und wer will in DE schon „richtig und nachhaltig“ aufforsten. Das kann gar keiner, da bleiben nur ein paar Pilotbäume als Cluster mit dem hohen Risiko, ob es dann auch die richtigen sind, die auch noch zu unserer Kulturlandschaft passen bzw in unser Bild.
        Mal sehen, ob das Töchterchen eine Meinung hat und ich freu mich wirklich schon ganz ohne Hintersinn auf Deinen angedrohten Artikel.

        • @Fossil: Na ja, manchmal bin ich schon etwas verfressen, verrat`s aber bitte niemandem. Ich habe aber meinen Proviant im Rucksack und bin nicht auf die Schätze des Waldes angewiesen. Nur bei Heidelbeeren (sind jetzt gerade reif!) kann ich schlecht vorbei gehen. Und keine Angst: Wenn wir irgendwann mal gemeinsam auf Tour sein werden, fresse ich dir deinen Proviant nicht weg. 😀
          Das mit dem Artikel wird noch ein wenig dauern. Aber ich werde es in naher Zukunft angehen.

          Zwillingsstieges Artikel habe ich auch so verstanden, dass er uns die Selbstheilungskraft der Natur zeigen wollte. Es ist gut zu wissen, dass die Natur sich selbst helfen kann und es im Ernstfall immer wieder grün wird. Nur was es genau wird, weiß niemand. Auch wenn neu gepflanzt wird, weiß natürlich niemand, welche Arten bestehen werden und welche nicht. Im Elbi gibt es jetzt so viele „Versuchsflächen“, da könnte man doch schön experimentieren: Hier die eine Baummischung, dort eine andere Baummischung, woanders noch eine andere usw. Dann das Ganze 20 oder 30 Jahre weitgehend sich selbst überlassen, vielleicht auch 50 Jahre. Der Rest darf verwildern. Dann weiß die nächste oder übernächste Generation, was sich bewährt hat. Da könnte sich der Nationalpark profilieren: weitere Lehrpfade anlegen, Forststudenten hinführen, … Klar würde das viel Geld kosten. Es wäre aber eine Investition in die Zukunft, um mal diese Worthülse zu bemühen. Vielleicht macht man es ja auch so oder so ähnlich wie das, was da gerade aus mir als Laien heraus sprudelte. Und wenn nicht, wird es trotzdem wieder grün. Und wer weiß, vielleicht wird ja aus Mordor am Ende sogar noch das Auenland. Ach, ist das ein schöner Traum … 🙂

  2. Auch ich möchte Zwillingsstiege für diesen interessanten Beitrag danken. Ich bin auch ein Freund von Vorher-/Nachherbildern. Die Vergleiche sind manchmal erschreckend, meistens aber irgendwie faszinierend. Die Bilder von Zwillingsstiege geben meiner Hoffnung weiteren Auftrieb. In meinem Blog-Beitrag „Wilkommen in Mordor“ im Februar war ich am Tiefpunkt meiner Empfindungen über die „neuen Waldbilder“ an vielen Stellen im Elbsandsteingebirge angekommen. Dort wünschte ich mir, dass die Natur einen grünen Elbenmantel über das Hässliche legen soll. Seit dem sind einige Monate verstrichen und eine ganze Anzahl von Touren gegangen. Ich kann nur immer wieder staunen, wie schnell manche „Wunden“ im Wald verheilen (zuwachsen). Zum Beispiel auf dem Höllriff in den Affensteinen: Bei unserer gemeinsamen Wanderung vor einer reichlichen Woche sah man keine Spuren mehr von einem großen Waldbrand, alles war grün. Auf meinen Fotos von 2015 sah das ganz anders aus!
    Mittlerweile bin ich viel zuversichtlicher, dass wieder ein Wald heranwächst und keine Savanne. 🙂 Ich bin aber auch immer noch der Meinung, dass man an bestimmten Stellen mit Neupflanzungen nachhelfen sollte, mit verschiedenen Baumarten und nicht in Reih’ und Glied! Ich würde nicht alles verwildern lassen. Aber das ist nicht unsere Aufgabe, dafür werden andere bezahlt.

    Für viel wichtiger halte ich das, was Andreas P. schrieb, und diesen Gedankengang möchte ich noch etwas verstärken: Wir sollten nicht nur dankbar sein, dass die Wege erhalten bleiben, sondern wir müssen dafür sorgen, dass sie erhalten bleiben.

  3. Sehr schöner Beitrag. Danke dafür Zwillingsstiege . Der ehemalige Kunstgarten ließe sich tatsächlich nur mit Mühe ( Im Fernsehen gabs zu den fleißigen Ehrenamtlichen mal `nen Beitrag) im englischen Stil halten. Rechte Winkel sind in der Natur nicht die Regel.
    Dank des tollen Bildmaterials keimt Hoffnung in Bezug auf die Selbstheilungskräfte der Natur auf. 🙂
    …..wer braucht dann eigentlich noch die NPV? Eine Oberförsterei zur Verwaltung des Naturschutzgebietes sollte ausreichend sein.

  4. Ja, danke schön, das ist wirklich interessant und bestätigt die Hoffnung, dass sich am Ende Natur nicht zerstören lässt, sondern nur verändern.
    Leider hat PapstStein mit seiner Idee der englischen Gartengestaltung zwar ganz recht, denn soweit ich weiß waren weite Teile des touristisch erschlossenen Tales in der ursprünglichen Anlage genau in dieser Richtung angelegt worden. Man kann es noch an den vielen erhaltenen Skulpturen usw. erkennen.

    Aber leider – wer kann denn heute sowas noch erhalten? Rein finanziell und personell. Wir dürfen froh sein, wenn die Spuren noch erkennbar und die Wege begehbar bleiben.

  5. @Zwillingsstiege, danke für den topaktuellen Beitrag, der hält den Spiegel allen Verantwortlichen vor und der Kommentar von Papststein passt dazu.
    Eine Frage zum Betrag, ich habe bei den neuen Bäumen Ahorn und Robinie gesehen, kannst Du schauen, was da noch so dabei war.
    Wäre schon interessant, das mit dem Baumartenstreit in Zusammenhang zu bringen.
    Dazu vielleicht eine Buchempfehlung zu (Andreas Kieling) „Kielings kleine Waldschule“.
    Bin zwar noch nicht durch, aber der schreibt schön sachlich, dennoch unterhaltsam und es fehlen die manchmal erstaunlichen „Erkenntnisse“ Peter Wohllebens.
    Übrigens, Kielings Bäume der Zukunft sind Wildkirsche, Walnuss und Edelkastanie, evtl noch die Robinie.

  6. Hallo Zwillingsstiege,
    vielen Dank erstmal für die mit diesem Beitrag verbundene Arbeit und die tollen Vergleichsfotos aus diesem schönen Tal. Besucht habe ich es bisher noch nicht, aber schon einiges gelesen. Wie man sieht, auf jeden Fall einen Ausflug wert. Wenn man den Bogen zum Heimatgebirge und seinem Waldumbau spannen will, muss man sicher eines festhalten. Das, was sich der Mensch von der Natur wünscht, bewegt sich in der Bandbreite zwischen Nutz-/Forstwirtschafts-Natur – Kultur-Landschaft und reiner Wildnis. Ich denke, die IG möchte Kultur-Landschaft mit kräftigen Einschlag zur Wildnis – also die reine Freude für den interessierten Wanderer. Diese Kulturlandschaft ist ja unzweifelhaft vorhanden und verdient es meines Erachtens nach mit ihrer Geschichte und ihrem Landschaftsbau erhalten zu werden. Alles einigermaßen verbunden mit ausreichend Raum für Mensch – Tier – Pflanze… Allerdings – der NP möchte überwiegend wohl nur reine Wildnis. Und daraus ergeben sich halt am Ende die teils widersprüchlichen Positionen über Sinn und Unsinn mancher Aktion im Heimatgebirge.
    An Deinen Bildern kann man gut sehen, was möglich wäre… Nehmen wir diese “Tanzwiese”. Das Unwetter hat diesen schönen Platz mit Fels, Wiese, Bäumen und dezenter menschlicher Dekoration “frei” gelegt und sichtbar gemacht. Menschen mit Sinn für englischen Landschaftsbau hätte diese Chance genutzt und ein “Naturerlebnis” mit zwar künstlichen, aber wie natürlich wirkenden Sichtachsen und Blickpunkten geschaffen. Laut den Bildern hat aber mangels Willen und Wirkens wieder die Wildnis Besitz von dem schönen Ort ergriffen und lässt ihn bald im überwuchernden Grün verschwinden. Auch am Bach wohl nur Wildwuchs und florales Chaos… Geht das nicht an vielen Stellen besser? Auch im Elbi – mit wenig Aufwand die ein oder andere Steinstufe vom Dreck befreit oder die mühevoll errichteten Stützmauern eventuell erhalten? Unser heutiges Denken über den Einklang von Mensch und Natur ist zu sehr von ideologischen Extremen oder kurzfristigem ökonomischen Denken über Kosten-Nutzen-Verhältnisse geprägt.
    Am Ende aber bleibt festzuhalten – die Natur interessiert das menschliche Wirken in der Regel wenig – sie holt sich am Ende alles zurück und nutzt es bestmöglich für Vielfalt aus.
    VG aus dem Vogtland

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