Bei den Leuchterweibchen

Leuchterweibchen? Stehen da etwa Damen mit Kerzenleuchtern oder mit Laternen in der Sandsteinlandschaft, um in der Dunkelheit den Weg zu weisen? Natürlich nicht. Zumindest die Kletterer werden mit dem Namen etwas anfangen können. Das Hintere und das Vordere Leuchterweibchen und der Leuchterweibchen-Vorkopf sind Klettergipfel an der Oberen Affensteinpromenade zwischen der Häntzschelstiege und der Wilden Hölle in den Affensteinen. Sie liegen am Ende eines Seitenriffs, welches vom Hauptmassiv des Langen Horns abzweigt.

Aber eigentlich geht es hier gar nicht um die Felsen selbst, sondern um einen Pfad:

Vom Wanderweg auf dem Langen Horn zweigt ein Pfad ab, der auf dem Seitenriff bis ganz „nach vorn“ führt, bis zur Spitze dieses Riffs. Dieser Pfad schlängelt sich fast auf gleicher Höhe verlaufend zwischen Heidelbeersträuchern und Farn durch lichten Riffwald, hauptsächlich aus Birken und Kiefern. Ganz am Ende öffnet sich ein Felsplateau mit einem schönen Rast- und Aussichtsplatz. Aussicht am Ende des PfadesDieser schöne Ort liegt in unmittelbarer Nähe der genannten Klettergipfel, man ist also ganz nah bei den Leuchterweibchen.

Der Pfad und auch der Aussichtspunkt sind auf der Böhm-Karte „Schrammsteine, Affensteine“ eingezeichnet. Auch im Gelände ist der Pfad deutlich zu erkennen. Bei meinem Besuch im Juli 2018 war auch der Abzweig am Weg auf dem Langen Horn noch deutlich sichtbar.

Wahrscheinlich für manche Zeitgenossen zu deutlich! Und damit komme ich zu einem Wermutstropfen in dieser eigentlich schönen Geschichte. Ursprünglich wollte ich den Artikel mit „Missetat auf dem Langen Horn“ überschreiben. Er bekam dann doch einen freundlicheren Titel. Aber über das nachfolgend Beschriebene habe ich mich bei meiner Begehung vor einem knappen Monat trotzdem sehr geärgert:

VerhauVerhauDirekt am Abzweig des Pfades auf dem Langen Horn wurden abgestorbene Fichten gefällt. Dagegen ist nichts einzuwenden. Die „Missetat“ besteht darin, dass die Bäume genau auf dem abzweigenden Pfad liegen blieben. Es drängt sich der Gedanke auf, dass dieser Abstecher zur Leuchterweibchenaussicht „vergessen“ werden soll, indem man den Abzweig unkenntlich macht. Nach dem Motto: „Wenn weniger Leute den Pfad erkunden, wächst er vielleicht zu.“ Es wäre schade, wenn es so weit käme.

Noch ist der Pfad hinter dem Verhau gut zu sehen. Deshalb empfehle ich Wanderern, die aus Richtung Häntzschelstiege kommend das Lange Horn beschreiten, diesen Pfad zu erkunden und an dessen Ende eine Rast einzulegen. Dort hat man auf jeden Fall mehr Ruhe als am Ausstieg der Häntzschelstiege.
Um die liegenden Bäume herum schlängelt sich jetzt eine ganz dünne Pfadspur. Wenige Schritte dahinter, an einem Baumstumpf, gabelt sich der Pfad. Im Juli 2018 stand der Baum noch. Bild 6 zeigt diese Stelle 2018 und 2020. PfadgabelungEher leicht links haltend auf gleicher Höhe geht es auf dem beschriebenen Pfad weiter. Auch ein paar Schritte weiter hinten liegt noch Totholz auf dem ursprünglichen Pfad. Zum Glück ist diese unschöne Passage schnell vorbei, dann wird es der schon beschriebene schöne Pfad. Nach dem Besuch der Aussicht geht man den gleichen Weg zurück bis zum Langen Horn.

An der Gabelung des Pfades geht nach rechts unten auch ein interessanter Pfad weiter, auf dem sogar einige grob ausgehauene Steinstufen zu finden sind.Steinstufen Auch diese Stelle war völlig verhauen, eine Fichte wurde genau in die Spalte mit den Stufen hinein gefällt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt … Jetzt ist die Stelle aber wieder passierbar ;-). Nach dieser kleinen Steiganlage wird der Pfad zur Pfadspur und führt zwischen Felsbrocken hindurch hinunter zur Oberen Affensteinpromenade. Diese erreicht man genau an der Stelle, wo gegenüber der obere Ausstieg der Zwillingsstiege einmündet.

Weil man den Beginn des „Leuchterweibchenpfades“ am Langen Horn kaum noch sieht, folgen hier noch ein paar Hinweise: Die meisten Wanderer werden aus Richtung Häntzschelstiege die Stelle passieren. Aus dieser Richtung kommend senkt sich der Weg auf dem Langen Horn kurz vor dem Abzweig merklich ab, in einem leichten Rechtsbogen. Danach ist rechts der „Baumhaufen“ zu sehen, an dem der Pfad nach rechts vom Wanderweg abzweigt.


Wenn man auf dem Langen Horn aus Richtung Reitsteig/Zurückesteig kommt, passiert man wenige Meter vor dem Abzweig die kreuzende Wolfsfalle (auf Böhm-Karte als Pfad eingezeichnet). Aus dieser Richtung ist der Abzweig links bei den gefällten Bäumen zu suchen. Bild 4 zeigt diese Stelle.

Dass die gefällten Bäume gerade auf den Pfad fielen und dort liegenblieben, war nach meiner Meinung kein Zufall. Vielleicht irre ich mich auch, wir sollten aber trotzdem wachsam bleiben und die gefährdeten Weg-Kandidaten im Auge behalten. Auch aus diesem Grund entstand dieser Artikel, um auf diesen schönen Pfad aufmerksam zu machen. Er ist es wert, erhalten zu werden.

9 Gedanken zu „Bei den Leuchterweibchen

  1. Ich möchte mich ganz herzlich für diesen Beitrag bedanken. Ich bin gefühlt schon hundert Mal den Weg aus Richtung Häntzschelstiege langgelaufen, aber dieser Pfad ist mir noch nie aufgefallen. Ich habe es vergangene Woche gleich mal probiert – eine wunderschöner Weg.
    Meine Wanderungen beginnen meist mit Häntzschelstiege (einer der schnellsten Aufstiege auf die Affensteine). So werde ich vermutlich den “Leuchtenweibchenpfad” künftig öfters in meine Wanderungen einbauen.

    • Na, da freue ich mich aber, wenn so eine positive Rückmeldung kommt. 🙂 Die „Saat“ des Artikels scheint aufzugehen, das ist prima.
      Wir sind am 31. August auch die Häntzschelstiege hoch gegangen. Den Abstecher zur Aussicht ließen wir zwar dieses Mal weg, hielten uns aber ein paar Minuten am Abzweig des Pfades auf. Als wir weiter zogen, war der Durchgang am Verhau deutlich besser zu sehen und zu begehen als bei meinem Besuch im Juli …
      🙂

    • Ja, deine Beobachtung war richtig: die Wolfsfalle ist nicht betroffen. Der Verhau ist etwa 100m nördlich der Wolfsfalle. Am Verhau zweigt etwa in westlicher Richtung der von mir beschriebene Pfad zur Aussicht ab. Und von diesem Pfad zweigt nach wenigen Schritten (max. 50m, eher weniger) wiederum ein Pfad in nördlicher Richtung ab (siehe Bild 6 des Beitrages), der zu den Steinstufen führt und danach nur noch als Pfadspur weiter hinunter bis zur OAP (am oberen Ausstieg der Zwillingsstiege ankommend). Der Pfad zur Aussicht ist auf der Böhm-Karte durchgehend gepunktet eingezeichnet bis zum Aussichtssymbol. Der Beginn des abzweigenden Pfades zur OAP ist auch „eingezeichnet“: Auf der Karte ist der Name „Wolfsspitze“ vermerkt. Der ganz linke Strich des Buchstaben „W“ zeigt etwa den Pfadverlauf an, und das obere Ende dieses Striches markiert ziemlich genau die Stelle, wo die Stufen sind. Der Rest bis zur OAP hinunter ergibt sich von allein. Es ist nicht spektakulär, aber eine interessante Querverbindung in diesem Gebiet. Geheimnisvoll, geheimnisvoll … 🙂

      Aber bitte nicht den Pfad zu den Leuchterweibchen vergessen. 🙂

  2. Mstreicher, ein schöner Beitrag, der Dir da im Kopf umherschwirrte. Hast Du auch gut umgesetzt und macht neugierig. Weniger schön die „Beiträge“ anderer. Wege zu sperren, scheint leichter, als frei zu halten?. Das eine hat zwar mit dem anderen nicht unmittelbar zu tun, aber die Häufung der selbstgeschaffenen Mikadospiele haben ja mehrere hier schon festgestellt, siehe Dein „Mordor“. Da sind natürlich Akzeptanzprobleme eingeplant.

  3. Vielen Dank für Deine Forschungsexpedition rund um die OAP. Ich habe beim Lesen festgestellt, daß ich schon sehr lange nicht mehr da oben war. Es war wohl auch eine Flucht vor den Menschenmassen die sich im Sommerhalbjahr an der Häntzschelstiege versuchen.
    Ich werde Deine Anregungen mal an einem Wochentag ,frühzeitig , in neue Erfahrungen für mich umsetzen.

    🙂 😉

    • Ganz neu dürften die Erfahrungen eigentlich nicht sein, auch wenn es schon 8 Jahre her ist, an der Aussicht am Ende des Pfade (Mittelbild obere Reihe) haben wir schon mal gerastet als wir die Drillingsstiege besucht von unten erkundet hatten.

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