Homo Silvestris Cryphalus

Kürzlich konnten Stiegenfreunde ein freilaufendes Exemplar des noch nicht allzu häufigen Homo Silvestris Cryphalus ganz dicht vor der Grenzlinie des gefährlich zu begehenden Käferwaldes fotografisch nachweisen. Der Homo Silvestris Cryphalus, oder eben HSC, oder zu deutsch, der BorkenkäferWaldMensch, ist in sächsischen Wälder noch gar nicht lange beheimatet, kommt vornehmlich in Nationalparks vor, weil die jeweils Verantwortlichen durch ein vorbildlich zurückhaltendes Verhalten erst die geeigneten Voraussetzungen zur Entstehung des erforderlichen Biotopes schaffen (lassen). Denn, wie der Name schon vermuten lässt, steht das Auftreten des HSC in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Vorhandensein bzw. mit dem Wirken des Borkenkäfers. Allerdings braucht es zur Bildung des perfekten Verbruchbiotopes auch noch die Zurückhaltung durch moderne, naturschutzgerechte Forstwirtschaft. Der sogenannte Mikadowald ist demzufolge auch der beste Ort um einen HSC aufzuspüren.

Das im Bild festgehaltene männliche Exemplar, Weibchen werden übrigens sehr selten gesichtet und es gibt die Meinung, dass es in der Art überhaupt nur Männchen gibt, ging kurz in die typische Imponierpose und verschwand schnell wieder. Das Bild ist in soweit recht wertvoll, da man die arteigene Ausrüstung gut erkennen kann. Häufig wird man einen HSC, zumindest im Mikadowald, mit Schutzhelm sehen. Der Selbsterhaltungstrieb scheint also ausgeprägt genug, dass sich der HSC mit dem Helm vor herabfallenden Ästen ein wenig schützen möchte. Die Maske erfüllt als Grundausstattungselement mehrere Funktionen. Denn natürlich möchte ein HSC möglichst unerkannt bleiben und sich insbesondere vor aktiven Forstleuten verbergen, welche sich durch Zerstörung seines geliebten Biotopes als natürliche Feinde darstellen. Aber auch vor Borkenkäferstaub und Coronaviren schützt eine Maske natürlich. In den Händen hält unser Exemplar jeweils eine Hippe zum Abschlagen kleiner Äste bis 3-4 cm Stärke und eine ausgezeichnete japanische Zugsäge für Hölzer von 30-40 cm Stärke. Eine Wind- und Regenjacke wird auch zur oft gesehenen Ausrüstung zählen, denn im kahlen Borkenkäferwald fehlt ja durch die Entnadelung jedweder natürliche Schutz vor Regen und Wind.

Unser Exemplar verschwand sehr schnell wieder in Richtung Großer Zschand und nach kurzer Zeit waren leise Schlag- und Sägegeräusche zu hören, begleitet von einem zufriedenen Grunzen. Achtet einmal darauf wenn ihr euch in der Nähe eines möglichst unberührten Käferwaldes befindet. Es können allerdings gelegentlich auch lauter heulende E-Sägen-Geräusche zu hören sein, dann wird ein eher urbaner HSC am Werk sein.

Erstmals ist es jetzt gelungen, bewegte Bilder vom vollkommen natürlichen Verhalten mehrerer HSC in artgerechter Umgebung einzufangen:

 

 

 

 

5 Gedanken zu „Homo Silvestris Cryphalus

    • Nein, man nimmt an, dass es eher eine Folge-Spezies ist. Mit Entstehen eines Mikadowaldes erscheinen zeitnah die HSC und verschwinden von selbst, wenn der Lebensraum sich wieder wandelt.

  1. Ei, was es nicht alles gibt! Da ist eine sehr schützenswerte Art entdeckt worden. Zum Glück kommt diese Art im Nationalpark vor, durch den Schutzstatus dürfte einem Fortbestand dieses wertvollen Vorkommens nichts im Wege stehen.
    Vielleicht werden eines Tages auch Weibchen gesichtet. Falls nicht, bleibt zu hoffen, dass die Vermehrung dieser Art auch ohne Weibchen erfolgreich verläuft. Der Lebensraum für diese (noch) seltene Spezies entwickelt sich zur Zeit jedenfalls prächtig.

  2. Das HSC sieht zwar recht martialisch aus, scheint aber dennoch ein viel zu rares Exemplar zu sein. Man sollte es gemeinsam suchen, auch abseits des Aprilscherzes in den ganzjährigen Verfallsbiotopen, aber sicher nicht am Elbdisney-Hotspot.

Schreibe einen Kommentar