Waldstreit bei Struppen–eine Bestandsaufnahme

DSCN7742 Blick vom Malerweg nahe der Königsnase

Schon lange währt ein ebenso nerviger wie scheinbar sinnloser Streit um einige Waldwege rund um Struppen. Betroffen sind vor allem die Wege rund um den Großen und den Kleinen Bärenstein, und die letzte Etappe des Malerweges zwischen Naundorf und der “Königsnase” bei Obervogelgesang.

Worum geht es also? Die Besitzerin dieser Wälder, sie hat sie vor noch nicht einmal zehn Jahren erworben, möchte nicht für den Erhalt der Wanderwege aufkommen. Soweit, so gut, die Gemeinde Struppen hat ihr denn auch, so wie vielen anderen privaten Waldbesitzern, angeboten, diese Pflege zu übernehmen. Was der Dame, sie heißt übrigens Annegret Jesser-Wickel, aber nicht genug war. Mit immer neuen Forderungen hat sie die Gemeinde überzogen, die weit über den Erhalt von Wanderwegen hinaus gingen. Auch das Angebot der Gemeinde, den Parkplatz am Kleinen Bärenstein zu pachten, ging ihr wohl nicht weit genug, der Parkplatz wurde gesperrt.

Grund genug, die Runde mal abzulaufen und eine kleine Bestandsaufnahme zu machen:

Auf dem Malerweg:

Schon kurz hinter der “Königsnase” steht ein Schild, welches den weiteren Weg als “gesperrt” kennzeichnet. Ein kurzer Blick ins Sächsische Waldgesetz (§13, Absatz 2) verrät allerdings, das so eine Sperrung einer Genehmigung durch die Forstbehörde oder durch die Gemeinde bedarf. Eher fraglich, ob eine solche hier vorliegt.

DSCN7738 Merkwürdiges Sperrschild

Der Weg selbst ist einem eher durchwachsenen Zustand: einerseits liegen tatsächlich immer noch einige Bäume über dem Weg, die einst ein Sturm entwurzelt hatte. Die sollen nach Willen der Besitzerin auch liegen bleiben und so den Weg wohl auf ewig unpassierbar machen. Nur: unpassierbar ist er wahrlich nicht, alle Hindernisse lassen sich leicht umgehen. Ganz merkwürdig: an einigen Stellen ist deutlich zu erkennen, dass hier allen anderslautenden Beteuerungen zum Trotz dennoch Totholz entfernt und der Weg freigeschnitten wurde.

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Ansonsten sieht es eher schlecht aus: der kleine Rastplatz auf der Königsnase ist in einem jämmerlichen Zustand, die Bänke am Weg ebenso. Und entlang des Weges deuten verwaiste Pfosten darauf hin, dass hier einst Wegweiser hingen, die entfernt wurden.

DSCN7740 Vergammelter Rastplatz “Königsnase”

DSCN7746 Das war mal eine Bank

DSCN7753 Und hier war mal ein Wegweiser

Auch die Geländer am Abhang des Weges haben allesamt schon mal bessere Zeiten gesehen.

Hier sollte also gehandelt werden, zumal es sich ja tatsächlich um eine Etappe des vielbeworbenen Malerweges handelt. Die Gemeinde hat ihrerseits ja auch zugesichert, sich zu kümmern. Warum die Waldbesitzerin dies nicht duldet, bleibt wohl ihr Geheimnis.

Tipp: man kann den Weg problemlos gehen, die wenigen Hindernisse sind sehr einfach zu überwinden, und das selbstgebastelte Sperrschild dürfte keine rechtliche Relevanz haben. Nur auf Rastbänke muss man halt verzichten.

Rund um die Bärensteine:

Hier sind die Wege allesamt in einem Zustand, der durchaus in Ordnung ist. Wo es aber ganz gewaltig schleift, ist deren Beschilderung. Wegweiser fehlen entweder ganz oder gammeln in einem üblen Zustand vor sich hin. Den auf vielen Karten verzeichneten Weg mit dem roten Punkt verliert man spätestens auf dem Kleinen Bärenstein, der Weg zur “Götzinger-Höhle” ist gar nicht mehr ausgeschildert. Hier herrscht also auch Handlungsbedarf. Und wieder möchte die Gemeinde gern handeln, darf es aber nach dem Willen der Waldbesitzerin nicht.

DSCN7765 Noch die beste Form von Wegweisern hier

Ein Kapitel für sich ist der Parkplatz am kleinen Bärenstein. Der ist mittlerweile massiv verbarrikadiert. Nochmal zum Mitschreiben: die Gemeinde hätte diese Fläche, auf der seit Jahrzehnten geparkt wird, gern gepachtet und sich dann um alles Weitere gekümmert. Nun, Frau Jesser-Wickel will auch das nicht.

DSCN7775 Dichtgemachter Parkplatz

Fazit:

Frau Jesser-Wickel hat hier wohl den Satz vom verpflichtenden Eigentum nicht so recht verstanden. Warum, so fragt man sich, kauft jemand einen touristisch stark genutzten Wald, und versucht dann, die Touristen von dort zu vergraulen? Zumal die Gemeinde ja wohl alle Kosten, die sich aus der touristischen Nutzung ergeben, übernehmen wollte. Beim Malerweg ist mir nicht Bange: der wird auch weiter genutzt werden, putzige Sperrschilder hin oder her. Rund um die Bärensteine braucht es eine gute Karte, aber dann findet man die Wege schon. Und was den Parkplatz betrifft: es ist wohl nur eine Frage der Zeit, wann Volkes Wille hier die Barrikaden beiseite schafft. Oder aber es kehrt etwas ein, was man “Vernunft” nennt – manchmal geschehen ja Zeichen und Wunder.

13 Gedanken zu „Waldstreit bei Struppen–eine Bestandsaufnahme

  1. Hallo Mathias,
    im Allgemeinen wird kaum jemand das Klettern und Wandern in der Sächsischen Schweiz verbieten, solange es im normalen Rahmen abläuft, was leider oft nicht der Fall ist. Auf meinem Grundstück wird schon lange geklettert und gewandert, da brauche ich nicht extra bekanntgeben wo es sich befindet. Aber illegale Boffen, abgesägte Bäume, weggeworfene Flaschen, neue Trampelpfade quer durch den Wald ärgern jeden.

  2. Hallo,
    eines möchte ich noch richtigstellen: die Wanderwege sind zum großen Teil keine öffentlichen Wege, sondern auch diese befinden sich auf und in Privatbesitz. Die Besitzer waren vor den Wanderern da.
    Anwälte für Verwaltungsrecht weisen auch die Besitzer daraufhin, daß selbstgefertigte Schilder aufgestellt werden sollen und keine offiziellen Verkehrsschilder, damit jeder weiß, daß er sich auf Privatgrund befindet. Wißt Ihr eigentlich welche Vorschriften und Haftungen es für Waldparkplätze in Deutschland gibt ?
    Die Gemeinde in Struppen verspricht viel, aber meist nur heiße Luft. Die Begrüßung der Besitzerin des Bärensteinwaldes war ja etwas sehr daneben. ( Artikel in der Sächsischen Zeitung ). Nach diesem Beitrag würde ich mich auch stur stellen, manch einer von Euch wahrscheinlich auch.
    PS.: auf meinem Grundstück ist wandern und klettern erlaubt, ich habe nichts dagegen, aber bitte mit Rücksicht.

    • Ich kenne das so,egeal welche Rechtsform. Jeglicher Wald – außer Naturschutzgebiet oder mit Zaun eingegrenzter Wald – darf bis zur Dämmerung frei betreten werden. Pilze dürfen in selbstverwertbarer Menge mitgenommen werden. Das Betretungsrecht kann durch Arbeiten im Wald (Holzfällarbeiten, Bepflanzung…) durch den Waldbesitzer zeitlich eingegrenzt werden – die Bewirtschaftung hat Vorrang. Auch wegen der Unfallgefahr bei Baumfällarbeiten sollte dieser Bewirtschaftungsbereich weiträumig gemieden werden.

      Ansonsten gilt immer – freies Betretungsrecht duch Gesetz geregelt!
      PS:Wenn Wickels Ihren Privatbesitz mit einen Zaun versehen,dann ist es vorbei mit wandern und Pilzen sammeln.

    • Zitat Waldfee:
      PS.: auf meinem Grundstück ist wandern und klettern erlaubt, ich habe nichts dagegen, aber bitte mit Rücksicht.
      Wo befindet sich das Grundstück ,wo man Klettern und Wandern kann?

  3. Hallo liebe Wanderfreunde,
    das Foto der Bankfragmente könnte auch vom Rauenstein sein, da gab es auch so etwas. Das Holz der Bank und des danebenstenden Abfallbehälters wurde von “Wanderfreunden” für ein Feuer gebraucht. Sonst wird da einfach mal im Wald ein Baum abgesägt, es stehen da ja genug rum. Wir wollen es ja schön warm haben und uns etwas kochen. Zu den abgerissenen Wegweisern ist nur zu sagen, auch die brennen gut oder man macht mal Weitwurfübungen. Denkt in Zukunft bitte mal nach und macht in den eigenen Reihen Ordnung. Die Medaille hat immer zwei Seiten. Der Wald um den Bärenstein stand lange zum Verkauf, warum hat denn keiner von Euch etwas gekauft. Diese Ost-West Diskussionen sind doch schon sehr albern. Werdet endlich erwachsen. Denkt in Zukunft daran, der Wald gehört nicht Euch, zu sehr großen Teilen ist er in privaten Besitz.

    • Man könnte der Waldfee uneingeschränkt zustimmen. Vandalismus ist ärgerlich und auf die korrekten Besitzverhältnisse muss man schon auch mal hinweisen dürfen.
      Nur, dies alles hat mit dem obenstehenden Beitrag nichts zu tun.

      Dass es diese eigentümliche und offenbar recht unglückliche Rechtslage gibt, dass ein öffentlicher Wanderweg über Privatgrundstücke geführt wird, das scheint mir die Hauptursache für die undurchsichtige Lage zu sein. Die Verweigerungshaltung der Waldbesitzerin erklärt sich für mich aber daraus noch nicht, denn ich nehme doch an, dass sie weder für verheizte Bänke, fehlende Wegweiser oder baufällige Rastplätze verantwortlich ist.

      Für umgefallene Bäume im eigenen Wald aber schon und für gesperrte Parkplätze auch. Bei den Bäumen sehe ich zwar, das mit der Beräumung Kosten verbunden sind. Aber ersten dürfte da, was die Wanderwege betrifft, sicher sogar Unterstützung durch die Gemeinde zu erwarten sein und zweitens wäre die Beseitigung von Bruchschäden im eigenen Wald wohl doch allein schon aus forstwirtschaftlichen Gründen angezeigt. Da bleiben also Fragen offen. Bei den Parkplätzen auf dem eigenen Grund kann ich zwar gewisse Belastungen erkennen, aber wenn die Gemeinde dort eine Pacht anbietet …. Da liegt der Schwarze Peter doch wieder bei der Waldfee, äh Waldbesitzerin.

      Kurz, die Gründe für die Verweigerung bleiben den Wanderfreunden (auch denen, die keine Bänke verheizen) unerfindlich und man ist geneigt, eine gewisse Boshaftigkeit zu vermuten. Eine Darlegung der eigenen Beweggründe und die Beibringung sachlicher Argumente könnte dem wohl abhelfen. In den bisherigen Veröffentlichung, wie Wanderwegsperrungsfolien, Parkplatzverhauen, Windbruchliegenlassen und Klagen über Vandalismus ist jedoch keine diesbezügliche Tendenz zu erkennen.

  4. Oh, liebe Wanderfreunde, glaubt mir! Blödheit ist nicht an eine bestimmte Landsmannschaft gebunden. Der liebe Herrgott war bei der Verteilung überaus gerecht gegen Alle. :-)) Wir hatten im Osten nur das Pech, daß die meisten guten und fähigen Aufbauhelfer nach der Kehre keine Veranlassung hatten in den Osten zu gehen. Die “Buschzulage” haben in der Regel die anderen kassiert
    …..das ist doch ein alter Hut. Für die” ProblemBärensteine” sollte es doch eine Lösung geben. Oder?

  5. Der Sächsische Bergsteigerbund hat mit den Waldbesitzern wohl auch keine guten Erfahrungen gemacht, nachzulesen in dieser [url=http://www.bergsteigerbund.de/dokumente/ag_freischneiden/liste.pdf]Liste[/url]. Fast alles, was dort rot markiert ist, liegt an diesen Leuten. Ob ihres Verhaltens sollten die sich schämen, und am Besten wieder in den Westen gehen.

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