Nationalpark will 100-Jährige Bestände abholzen

Die Wandersaison hat gerade begonnen, da sind uns aus dem Nationalpark die Pläne für die nächsten Holzeinschläge bekannt geworden. Ein besorgter Revierförster teilte uns mit, dass man im Herbst/Winter 2013/2014 in Hinterhermsdorf und Schmilka in 100-Jährige Waldbestände hinein gehen und diese für den geplanten Waldumbau nutzen möchte. Dies wurde auf einer Dienstberatung am 07.05.2013 um 08 Uhr in der NPV besprochen. Der Vorschlag kam von einem Beamten, der eine Leitungsfunktion ausübt.

Herr A. fügte in seinen Äußerungen hinzu, dass ein Außenstehender nicht unterscheiden könne, was ein 100-Jähriger Bestand sei und was nicht. Somit stehe dem geplanten Eingriff in solche Waldbestände nichts im Wege.

Für uns als IG sind solche Äußerungen der blanke Hohn und die geplanten Maßnahmen ein Raubbau an den Waldbeständen in der Hinteren Sächsischen Schweiz. Nach alter planwirtschaftlicher Manier wird die Rasenmähermethode in streng geschützten Gebieten angewendet. Offenbar sollen die Filetstücke des Waldes noch entnommen werden, bevor es in ein paar Jahren zu spät ist. Unter dem Deckmantel des Nationalparks, der auf 75% seiner Fläche beruhigt und bis 2030 komplett umgebaut werden soll, setzen sich immer mehr die Vertreter des Forstbetriebes gegen die klassischen Naturschützer durch. Wie wir hören, rumpelt es da gewaltig und selbst altgediente Mitarbeiter beginnen langsam zu zweifeln.

Viele erinnern sich sicher noch an die schweren Maßnahmen im Bereich Lindengründel (Link). Der Nationalpark hat offenbar mal wieder nichts gelernt und selbst den Bürgern, die er in einer Umfrage dazu Stellung nehmen ließ, nicht zugehört. Wenn es Kritik am Nationalpark gibt, dann an den Forstmaßnahmen mit schwerem Gerät, so der Tenor der Umfrageergebnisse. Was bringt also dieser Nationalpark für die Natur im Gebiet der Sächsischen Schweiz? Nichts! Er steht momentan eher für deren Zerstörung, maximales Profitstreben, schonungslose Bereicherung durch den massiven Einfluss des Sachsenforsts und weitgehende Zerstörung jahrhundertealter Waldbestände.

Vor der Bewirtschaftung


Nach der Bewirtschaftung

So sieht Waldumbau im Nationalpark Sächsische Schweiz aus! Vorher und nachher!

5 Gedanken zu „Nationalpark will 100-Jährige Bestände abholzen

  1. Ein gutes Beispiel für “wildes” Abholzen ist der Spitzgrund bei Coswig. Vor einigen Jahren ab Wochenende sogar für den Verkehr gesperrt, daß man da gut wandern kann, so ist das jetzt eine Wüstenei.
    Geschnitten wurde überall und fast alles was weg mußte, sollte und durfte?. Jetzt ca 3 Monate nach dem “Kyrill” der Wettiner* liegt immer noch Holz und große Mengen Äste herum, alles was kein Geld bringt blieb liegen und liegt zum Teil noch auf den Wegen. Und putzigerweise wurden einige Bäume in Bauchhöhe abgesäbelt, War vielleicht einfacher..

    * ich glaube das Gebiet gehört den Wettinern…

    Okay kein Elbi Gebirge, aber so arbeitet man in der Holzindustrie nunmal…. Ich verstehe das nicht…………

  2. Ach was. Weg damit, stören echt nur die Aussicht, grade die ollen 100jährigen. Immer weg. Nur an den Wegen bitte einen Streifen stehen lassen, damit wir nicht so in der prallen Sonne laufen müssen.

    Und nun mal im Ernst gesprochen: Sicher ist es schlimm wenn durch solche Aktionen die Profiterzielungsabsichten aufschimmern, aber das ist doch normal in einem Forstbetrieb und wenn die Zahl 100 irgendjemand mehr anrührt, als die 80 oder 60 – also bitte Leute – das ist doch egal. Unsere Wälder sind keine Wälder. Nicht mal in den Schlüchten des Sandsteins. Und schon gar keine Urwälder. Es sind eben Forste. Da wird Holz angebaut und wenn die Ernte reif ist, dann wird sie eingebracht. Dass sich das mit dem oft gehörten Blödsinn von “NaturNaturseinlassen” schneidet, das steht auf einem anderen Blatt, aber wenn da jetzt ein besonders entrüstetes Aufschreien losgeht, dann ist das aus einer nicht zu Ende gedachten Idee und einer stark romantisch verklärten Sicht begründet. Seid mir ruhig böse, aber das riecht verdächtig nach Bambisyndrom.

    Und diese meine Meinung nicht falsch verstehen – hier ging es jetzt nur um das “ob” geerntet wird. Das “wie” geerntet wird ist wieder was ganz anderes. Mit Monstertrucks den Waldboden zerstören schneidet sich nicht nur mit dem Nationalparkgedanken, sondern auch mit den Zielen nachhaltiger Forstwirtschaft.

  3. Was bedeutet eigentlich “Waldumbau”? Werden dann nur noch Weißtannen angepflanzt? Oder haben wir dann den freien Blick von anno 1900 in der SäSchw?

    Man sieht ja, daß die NPV mit zweierlei Maß mißt. Geld regiert nunmal die Welt… Leider…
    Ein Herr Butter ist sicherlich auch nur eine Marionette, die von weiter oben gegängelt wird. Auch er wird nichts gegen solche Abholzungen machen können, wenn er seinen Posten behalten will.
    Okay, das sind nur Mutmaßungen……………
    Hier hilft vielleicht die Presse und NaBu….

  4. Diese Bilder (wo ist das eigentlich genau?) stimmen traurig. Da zieht eine Behörde einen Plan durch, der jedem gesunden Menschenverstand zuwider läuft. Einen Nationalpark kann man sich nicht basteln! Er ist entweder schon so, wie ein Nationalpark zu sein hat, oder er verdient eben diesen Titel nicht. Und unser Sandstein, so ehrlich sollte man sein, verdient den Titel eben nicht. Zu lange, und zu intensiv, hat ihn der Mensch genutzt. Aber er hat ihn immer so behutsam genutzt, dass bis heute eine einmalige Landschaft voller Schönheit geblieben ist. Und die gilt es zu bewahren. Und eben nicht auf Teufel komm raus zu einer Wildnis umzubauen. Ich frage mich, was die NPV eigentlich macht, wenn in 15 Jahren, nach einem evtl. erfolgreichen “Waldumbau”, eine neue, gebietsfremde Art hier Einzug hält. Bekämpfen? Darf sie eigentlich nicht. Gewähren lassen? Widerspräche dem Dogma von der “heimischen Wildnis”. Ein Dilemma, das sich die Brüder selber eingebrockt haben. Und das die Natur hier auslöffeln muss.

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