Kabelschuh, Blitzeis, Pavillon und Doppelsonne

Jetzt am 4. Adventwochenende war mein letzter Besuch im Sandstein schon ungehörige acht Wochen alt und gleichzeitig war Sonnenwende. Auch wenn die Prognosen für die bereits erwähnte Doppelsonne gänzlich ungünstig waren, wurde die heutige Wanderstrecke doch am Kipphorn vorbei geplant, denn man weiß ja nie…
Und die erste Überraschung gab‘s auch gleich beim Aussteigen aus der S-Bahn. Die üblicherweise geltende Wetterregel, dass es an der Elbe stets milder ist, als am Tor zum mittleren Erzgebirge, stimmte nicht. Wir waren in Chemnitz bei vorfrühlingshaft milden Temperaturen gestartet und fanden es nun in Schmilka unerwartet kalt. Auf den Schrammsteinkuppen glänzte gar Schnee? Seltsam.
Es ging nun erst ein Stück stromab und dann zwischen den Häusern und weiter in der Kahntilke hinauf. Um die unter 30 cm Laub verborgenen Stufen nicht zu verfehlen war der aufmerksame Blick schön auf den Boden gerichtet, was zur Entdeckung des Kabelschuhs in der Kahntilke führte. Kabelschuh in Kahntilke  Welche Geschichte könnte der uns wohl erzählen? Ist eine NPV-Überwachungsdrohne abgestürzt, oder war der Aufstieg früher beleuchtet? Na heute jedenfalls nicht mehr.

Blick von Kleiner BasteiDafür ist die Aussicht von der Kleinen Bastei besser als gedacht. So Nebel hat schon was, auch wenn die eigenen Fotofähigkeiten damit nicht harmonieren. Aber mit den Augen sehen wir den Schnee auf den Schrammsteinkuppen noch deutlicher. Immernoch seltsam, denn im Wald ist kein Schnee zu sehen. Weiter Richtung Elbleitenweg, zum zweiten Mal Flatterbänder zum Holzeinschlag ignorierend. Ist ja Sonntag und man riecht weder Diesel, noch sieht man Harvesterspuren. Dafür ist der Wald von den Schweinen umgepflügt und wir bemerken etwas Eis auf den Pfützen. Und auf dem Hauptweg wird es dann richtig glatt. Komplett vereist und wir werden noch mehr Eis finden. Aber erstmal im Rossteigl runter, über die vereiste Winterbergstraße und den Lehnsteig hinauf. Ob der obere Teil begehbar sein wird? Das Eis wird immer mehr. glasierte SteineDie Steine sind vollständig mit einer Eisglasur von 1-2 mm Dicke überzogen und manche sehen dabei trocken aus, sind aber sowas von a….glatt…. Na zum Glück hat es am felsigen Ausstieg die Eisengeländer. Ohne die hätten wir wahrscheinlich umkehren müssen, denn drauftreten war bei den schrägen Stufen unmöglich und festhalten konnte man sich auch nicht auf der Glasur.

Die Bäume auf dem gegenüberliegenden Winterberg sahen dick weiß verschneit aus, aber an der Kreuzung zum Oberen Fremdenweg erfuhren wir von einem Wanderfreund, dass es keine Schnee, sondern eine dicke Eisummantelung wäre. Am Freitag vorher sei wohl ein heftiger Schneeregen niedergegangen und die nachfolgende Kälte hat dann alles festfrieren lassen, so dass er seine Samstagstour abbrechen musste. Wir konnten uns das gut vorstellen, denn selbst jetzt waren die Wege noch stellenweise sehr glatt und die offenliegenden Aussichtsplateaus haben wir gar nicht erst betreten. Damit war auch klar, dass nirgendwo Schnee auf den Gipfeln lag. Das Weiße war nur Luft unter der Eiskruste, wo diese sich vom Felsen gelöst hatte. Unsere geplante Wegführung wurde kurzerhand geändert. Eigentlich wollten wir den Oberen Fremdenweg zum Pavillon gehen und über den Unteren in Richtung Kipphorn zurückkommen. Nur einerseits stand da das Gernzonenschild und gleichzeitig ein Zeuge und da es am Pavillon rechts steil runter gehen soll … war’s bei dem Eis vielleicht doch besser andersrum. Da würden wir das Schild ja auch zuerst von hinten sehen und dann erst lesen können. Also linksrum um den Kleinen Winterberg und schön nach dem Aufstieg gucken.größere Zapfen viele Zapfen wie nur  hinkommen

Überall Eiszapfen, unerwartet und schön, aber der Aufstieg, wo denn?   Der Pavillon war schließlich zu sehen, aber ich hatte mich nicht nochmal genauer belesen. Es sollte ein steiler, schlecht zu begehender Weg auf glatt-rutschigem Waldboden hochgehen. Ja nee, sowas kam aber nicht. Da war ein Kletterzugang ausgewiesen, aber da fürchtete ich, an der Felswand zu enden und unlustig wieder runterstiefeln zu müssen. Kommt bestimmt weiter vorn noch was. Nein, kam nicht und quer den Hang hoch sah nicht einladend aus. Der ganz alte Weg muss da mal gewesen sein, aber heute – uneben, steil, nass, rutschig und eine Mischung von Kunst und Naturverhau. Ach nööö … weiter.
Als uns klar wurde, dass der Pavillon offenbar nicht zu den offiziellen Besucherzielen des Nationalparks gehören soll, beschlossen wir, ihn links liegen zu lassen und zum Frienstein weiter zu gehen.

Die beiden schmutzigen Stellen auf den OAP-Abschnitt waren bei der Eislage übrigens besonders spannend und an der steilen Stelle bilden sich links und rechts Umgehungswege. Erosion scheint dort nicht so aufzutreten und wenns auch ohne Treppenbau geht – bitte. Mal sehen welcher Weg gewinnt. Ich tippe auf den rechts hoch.

Inzwischen war es fast 14:00 und es fand sich im Schatten der Friensteinwestwand ein trockenes Fleckchen für den längst überfälligen Imbiss. Und wie wir da so sitzen wird der blauer HimmelHimmel blau und ein Schweizer kommt von der Idagrotte zurück. Ich sag ihm, als er, wie schon auf dem Hinweg, wieder schlittert, dass es immer noch glatt ist, aber herrlich, dass pünktliche Sonnedie Sonne jetzt rauskommt. Ja, meint er, es wäre alles großartig hier. Das ham’ mir Sachsen so gebaut sag ich ihm. Und da meint er, Nu, und die Schweizer hätten ihren Teil dazu getan. Nu, da hatter recht hatter, wie sollt mers sonst nenn’, das Stückel Erde, wo jetze so herrlich die Sonne droff scheint.
Ja die Sonne, sackzement nochmal. Wenn ich nicht irre genau zur richtigen Zeit. Wahrscheinlich perfekt für den “Dopplereffekt” am Kipphorn. Aber wir waren ja nun in die falsche Richtung umgeleitet worden. Mannomann.  🙄 Seit vier Jahren klappt das nicht.
Naja, das Loch in der Satanswand ist auch immer recht schön und ich hoffe immer noch, mal etwas eleganter runterzuklettern.  😳 Vielleicht auch beim nächsten Mal. Und weil wir nun den Weg langsam Richtung Heimat umbiegen müssen gleich mal links hoch. Links ist meistens besser und die Partisanenhöhlen wollte ich mir sowieso mal anschauen. Ein hilfreicher Mensch hat da auch mal passende rote Dreiecke angebracht, aber so eine richtige Höhle war nicht zu finden. Nur ein recht enges Loch. Länger suchen wollten wir aber nun nicht mehr, denn die Bahn wartet nicht. Der Abstieg ging dann noch mal in die Knie, aber insgesamt war es ein schöner Wandertag. Die Doppelsonne wird irgendwann mal werden und ein komplett glasiertes Gebirge hat man auch nicht jeden Tag.

Hochwasserreste
Übrigens: An der Treppe zum Bahnsteig, schon ein ganzes Stück von der Fähre hoch, hingen noch ein paar unscheinbare, aber eindrucksvolle Hochwasserzeugnisse. Die Laterne stand bestimmt schon drei Meter über dem Wasser und war selbst nochmal drei Meter hoch. Unheimlich ….

Mit diesem Gedanken –Lichter am Fluss

Euch Allen ein trockenes, sicheres und friedliches Weihnachtsfest!

Ein Gedanke zu „Kabelschuh, Blitzeis, Pavillon und Doppelsonne

  1. Hallöchen ein gesundes neues Jahr den Sandsteinwanderern!

    Es ist von der Parkverwaltung (welch schönes Wort…) so angedacht das man zum Pavillion den Kletterzugang benutzt. Der ist ja auch für Wanderer normal begehbar, nur besteht halt eben keine Sicherungspflicht des Begehbarkeit des Weges seitens der um uns Wanderer stets bedachten Grünröcke. Sie haften dort nicht, wenn was passiert.

    Was den Oberen Fremdenweg angeht, so gibt es zwei Argument contra Begehung seitens der Behörde: Erstens gibt es unten einen Weg am Gleitmannshorn vorbei, der nur wenige Meter davon weg verläuft, warum soll also der Obere Fremdenweg auch noch genutzt werden -> nachvollziehbar, wenn auch zähneknirschend. Zweitens sind dort eine Reihe alter Buchen, deren Sicherung der Behörde einiges an Kopfzerbrechen bereitet. So ein Buchenast kommt einfach mal runter, das sieht man Ihm nicht an -> ok, dieses Argument nehmen wir mit, obwohl es auf dem GWB mit den hundertjährigen Buchen ja auch funktioniert.

    Ich sage mal so, auf dem O.F.-Weg verpasst man nicht allzu viel…

    Viele Grüsse!

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