Prädikat B – suchenswert

In letzter Zeit waren Teufelsgrund und Kleines Labyrinth in aller Munde und so wollte ich mir dies letzten Samstag auch mal anschauen.Um eine richtige Wanderung draus zu machen und der Circularitis zu entgehen bot es sich an, ein Auto in Leupoldishain stehen zu lassen (schicker kleiner kostenloser Wanderparkplatz in einem auffällig gepflegten Örtchen übrigens) und mit dem zweiten Auto nach Königstein zu fahren. Dort bot sich der ebenfalls kostenlose Parkplatz vor der EDEKA an, den man mit gutem Gewissen nutzen darf, da die Kaufhalle infolge des Hochwassers immer noch geschlossen ist.

Nun also los, bis zur Kirche und dort rechts den Palmsteig hoch, als Malerweg ausgeschildert. Anfang des Palmsteigs Schon mal sehr schön, schmaler steiler Steig zwischen den Grundstücken, mit eindrucksvollen Sandsteinblöcken „gepflastert“ und momentan mit frischem Frühlingsgrün gesäumt. Veilchen am WegeAn einer Stelle zweigten einladende Stufen links ab, aber Moment mal, nach einigen Metern merkten wir, dass wir die Stadt wieder ins Blickfeld bekamen. Das kann nicht der richtige Weg sein, wir wollten doch zum Patrouillenweg. Also zurück und auf die Karte geschaut – unfassbar! Ist nun mein Vertrauen erschüttert, wie bei diesem verwirrten Wanderfreund? Oder erzittere ich vor Entdeckerfreude? Denn es war ja lange nur vermutet, aber unbestätigt, das sogenannte Hicks-Zeichen. kann es gar nicht geben - ein nicht kartographisch erfasstes WegezeichenEin Wanderwegszeichen, das in der realen Welt existieren soll, ohne in einer der detailreichen Böhm-Karten vermerkt zu sein.

Heureka! Aber es kommt noch besser!     

Wir nehmen trotzdem den blauen Weg, an der ehemaligen Palmschänke vorbei und hinauf zum Festungsfuß, der an der Elbseite übrigens gründlich freigeschnitten wurde, wie man es sich bei vielen Aussichten wünschen würde. Schade ist, dass der hübsche Fleck an der kleinen Aussichtsgrotte so verfällt und das Geländer grad an der schmalsten Stelle ganz offen ist.

auf dem Patroillenweg (1) auf dem Patroillenweg (2) auf dem Patroillenweg (3)Nach vollendeter Patrouille geht’s hinunter zum Gegenstück des Nationalparkbahnhofes, dem Parkhaus am Malerweg. Das ist doch was. Am Klettergarten dann  links ins Tal hinunter und in den unauffälligen Eingang des vielgerühmten Teufelsgrundes hinein. im Teufelsgrund (1) im Teufelsgrund (2) im Teufelsgrund (3) im Teufelsgrund (4)Und tatsächlich, wirklich nicht groß, aber wirklich fein. Die Ameisen-Lehrtafel stört nicht, gehört aber zu den gelegentlichen Ungereimtheiten im Gebirge. Die steht da eben, nur auf unmarkierten Wegen erreichbar mitten im Wald, in einer weniger besuchten Ecke. Komisch und ich würde sie zum Schutz des nahebei liegenden Ameisenhaufens ja eher wegmachen. Denn ohne die Tafel würde der Haufen öfter übersehen und das wäre bei vorbeikommenden Idioten für die Ameisen besser. Und solcher Besuch kommt selbst dort vorbei, wie man an diversem Verpackungsmüll bemerken kann. Der nochmal sehr schöne Ausstieg bringt uns dann auf die Hirschstange, ein breiter Waldfahrweg, der durch einen kleinen Rastplatz aufgewertet wird. Aufstieg zum Spanghorn (1) Aufstieg zum Spanghorn (2)Über die Spanghornstufen steigen wir zum Franzosensprung hinauf. Ein schöner Platz mit mäßiger Aussicht zwar, aber wieder, wie alles in der leupoldishainer Flur, mit einem gepflegten Eindruck. Bank vorhanden und gestrichen, Stufen, Geländer und Beschilderung intakt. Da freut man sich. Auf dem Spanghorn bemerken wir reichlich blühende Heidelbeeren, was bei günstig bleibendem Wetter mal ein paar feine Eierkuchen erwarten lässt. Vom Spanghorn runterkommend wollten dann wir eigentlich über die Straße Richtung Zeltplatz gehen, um zum Stelzchen zu gelangen. Laut Meister Böhm gabs keinen geradlinigen Weg. Aber in dieser auffällig umtriebigen Gemeinde gibt’s eben doch einen direkten Aufstieg und so sehr neu sah er gar nicht aus, gleich vom Straßendreieck bis zur Kreuzung vor Bärs Grund. Aufstieg zum BärsgrundDie zweite Entdeckung des Tages, ein nicht registrierter, freilaufender Weg. Einfach großartig und schon wieder freut sich der Wanderer, über den gesparten halben Kilometer. Am am StelzchenStelzchen gabs dann hübschen Buntsandstein. Und die Freude hält an, denn auch die Leupoldishainer Waldbühne hat scheinbar wieder eine Zukunft. Neu Bänke, aufgeräumt, mit Toilettenhäuschen, das aber in der Vorsaison noch geschlossen war. Ob da immer noch Wismutgelder fließen? Wäre nur gerecht, denn der zugeschüttete Wolfgrundwächter wird wohl kaum wieder freigelegt werden. Dort vorbei ging‘s dann der Karte folgend, die hier recht hilfreich war – bis – wir die Suche nach dem Kleinen Labyrinth begannen. In dem kleinteiligen Gelände ist dann selbst 1.10000 nicht mehr ausreichend, da muss man einfach selber um jede Ecke zu schauen. Und da braucht es Geduld, denn es ist dort alles schon sehr labyrinthisch. am Kleinen Labyrinth (1) am Kleinen Labyrinth (2)Wenn man dann die beschriebenen Gänge gefunden hat will man es kaum glauben. Denn man stand quasi schon direkt davor oder oben drauf und hat sie aus einer anderen Richtung einfach nicht gesehen. Das war schon ein wenig wie Ostereiersuchen und machte auch Spaß. im Kleinen Labyrinth (1) im Kleinen Labyrinth (2) im Kleinen Labyrinth (3)Die Felsen bieten dort zahlreiche eigentümliche Formen. Etwas abseits steht dieser recht große Felsen, komplett unterhöhlt, nur noch auf einigen dünnen Beinchen stehend. Auch sonst, überall Sanduhren, Löcher und Spalten. Schön.

Vorbei an einem, dem übrigen Erscheinungsbild der Gemeinde angepassten Spielplatz, auf den manche größere Stadt neidisch sein könnte, kommen wir zum Auto zurück und beenden eine erlebnisreiche Runde, von ca. 12km mit immerhin 600 Aufstiegs- und 400 Abstiegsmetern mit dem Prädikat: Besuchenswert! 

PS

Wer den Suchspaß voll auskosten will, sollte aus dem Süden, vom Märchenwald aus, auf das Labyrinth zulaufen. Wer die Geduld nicht hat geht vom Wasserbecken im Norden in den Wald.

2 Gedanken zu „Prädikat B – suchenswert

  1. Ich nehme an, du meinst die Felsengruppe südlich des kleinen Labyrinthes. Das ist wirklich sehr verwinkelt und (wenn man genügend Geduld mitbringt) sehr besuchenswert. Aber ich muss Rolf insofern entlasten, dass “unbeachtet blieb” natürlich kein Vorwurf sein darf. Denn was soll er machen, wenn es in einem so kleinen Bereich so viele Sehenswürdigkeiten gibt. Er macht schließlich keine Wanderführer, sondern “nur” Karten. Gute und Schöne. Und um mit kartografischen Mitteln die Lage vor Ort zu beschreiben, müsste man Karten mit 1.1000 machen. Das wäre natürlich toll. Sowas hat Old Rolf auch, oder könnte er, wie man hier sehen kann ISBN 3-910181-90-2. Aber da wäre die Kundenzahl wahrscheinlich zu gering, und das ist wiederum auch gut so, denn aus diesem Grund bleibt das Gebiet auch vom Massentourismus verschont, denn die Sehenswürdiglkeiten im Einzelnen sind nicht spektakulär genung und für eine Erlebniswanderung bedarf es eben entweder eines Führers (wie in der vergessenen Welt) oder einer gewissen Vorbereitung der Wanderung. Und schließlich auch noch der Bereitschaft, eine größere Runde zu laufen. Es ist schon ganz gut so, wie es ist. 🙂

  2. Sehr interessant geschrieben! Die Ecke um Leupoldishain finde ich auch höchst sehenswert und idyllisch – die grünen Felsen…
    Es gibt sogar einen weiteren Geheimtipp neben den kl. Labyrinth, mit Ausblick, Höhlen und Klettereinlagen (ein Bereich der auf R.Böhms Detailkarte gänzlich unbeachtet blieb) 🙂

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