Ein Blick über den Rand des (Sandstein-) Tellers

Nicht nur im Nationalpark „Sächsische Schweiz“, sondern auch in anderen Regionen Sachsens macht sich der „Staatsbetrieb Sachsenforst“ derzeit mit Harvester & co unbeliebt – und das ebenfalls in eigentlich gesperrten Naturschutzgebieten. Speziell soll es hier und heute um das NSG „Triebtal“ gehen (Liste der NSG in Sachsen bei wikipedia, Nr. C35). Wer es nicht kennen sollte: es handelt sich um ein mittelgroßes Schutzgebiet (108 ha) beidseits des Flüßchens Trieb zwischen der Talsperre Pöhl und der Mündung in die Weiße Elster im Vogtland, auch als „Vogtländische Schweiz“ bezeichnet. Ein felsiges, steiles, tief eingeschnittenes und sehr wildromantisches Tal mit bewaldeten Hängen und ein sehr beliebtes Wanderziel.

Und hier liegt schon das Problem: Ein großer Teil dieses (Hang-) Waldes besteht aus Fichten – und Sachsenforst plant den Waldumbau hin zu einem Laubmischwald. Das dabei natürlich noch bestes Fichtenholz anfällt, welches derzeit gute Preise erzielt, ist natürlich ein schöner Nebeneffekt für die Staatskasse ;-).

Ausriss 1

Ausriss 1

Doch etwas anders als im Nationalpark, wo primär unsere „IG Stiegen- und Wanderfreunde“ den Finger medial in die Wunde zu legen pflegt, gibt’s beim „kleinen zänkischen Bergvolk“ echten Widerstand. Bereits im Dezember wurden von einer Initiative Flugblätter in der Region verteilt, um die Bevölkerung zu informieren und zu mobilisieren. Sachsenforst zeigte sich entsprechend „überrascht“ von den heftigen Reaktionen (siehe Ausriss 1).

Ausriss 2

Ausriss 2

So kam es am 2. Januar dann zu einem „Spaziergang durch das Triebtal“, dem sich trotz schlechten Wetters etwa 1000 Teilnehmer anschlossen – was sogar die Veranstalter überraschte. Die Teilnehmer zeigten breites Unverständnis für die geplante Fällaktion, wurde doch aus Naturschutzgründen sogar das Angeln im Flüsschen Trieb vor einigen Jahren verboten. Dieselbe Naturschutzbehörde hat übrigens dem Abholzen zugestimmt (Ausriss 2).

Ausriss 3

Ausriss 3

Inzwischen hat sich die Situation weiterentwickelt: Sachsenforst wird diese Woche damit beginnen, Fichten zu fällen, hat aber auch bei einem Treffen vor Ort mit 200 Bürgern einen Kompromissvorschlag auf den Tisch gelegt, nach dem nur noch die Hälfte der Fichten gefällt werden soll und ab März dann für 10 Jahre keine weiteren Aktionen mehr folgen sollen. Von der Bürgerinitiative wird das abgelehnt (Ausriss 3).

Ausriss 4

Ausriss 4

Von einem Gegner der Aktion wurde inzwischen Strafanzeige gegen Sachsenforst und die Umweltbehörde des Landkreises erstattet, die Erstgenanntem eine Umweltstraftat und Letzterem Beihilfe vorwirft. Als Argument wird unter anderem das Brutverhalten von Eisvogel und Wasseramsel angeführt, die bereits ab Ende Januar nicht mehr gestört werden dürfen. Auch der BUND hat sich inzwischen gegen die Fällung ausgesprochen. (Ausriss 4)

Und damit ein vorläufiges und tendenziell politisches Schlusswort von mir: Ich würde es toll finden, wenn auch in Dresden und der Nationalparkregion Bürger auf die Straße gehen würden, um solche zerstörenden Aktionen im Nationalpark zu verhindern (oder für eine sozialere Politik oder für mehr politische Mitbestimmung oder … oder … oder …) – anstelle sich von Bauernfängern für konstruierte fremdenfeindliche und nationalistische Ziele einspannen zu lassen!

[Quelle der Ausrisse: „Freie Presse“ vom Dezember 2014 und Januar 2015]

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