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Neuregelung Boofen im Nationalpark

In einem Beitrag der SZ wird detailliert auf eine "drohende" Neuregelung zum  Thema Boofen eingegangen.

https://www.saechsische.de/sachsen/saechsische-schweiz-boofen-nur-noch-mit-gueltigem-ticket-5596412-plus-amp.html

2-3 Jahre ist es ja schon im Gespräch, nun will man ernst machen. Künftig könnte boofen zu einen Privileg für einige wenige werden..

Wie ist eure Meinung? Sind die Zustände in den Boofen wirklich so schlimm?

Ich muss zugeben, bisher habe ich ausnahmslos im linkselbischen LSG freiübernachtet, und noch nie im NP.

Es wäre sicherlich wert, als IG Stellung zu dieser Thematik beziehen. Ich persönlich sehe nicht diese zwanghafte Verbindung zwischen Klettern und Freiübernachten unter Felsüberhängen, sondern die Tradition viel älter... und heute das Natur erleben im Vordergrund. Früher Waldarbeiter... wovon viele Inschriften zeugen.

Deutsche Regulierungswut im Einsatz. Ranger werden nur noch zu Wege- und Boofenkontrolleuren, andere Arbeit bleibt wohl liegen.

Ich will mich mal in die Diskussion "reindrängeln". Ja, auch ich sehe eine Regulierungswut, aber in allen Bereichen der Gesellschaft, nun wieder zurück zum Thema und ich denke dabei an den SZ-Artikel vom Herbst, in dem Ulrich Augst, Vogelpapst der NPV (wirklich ganz ohne Hähme !) Besucher  des Elbis direkt oberhalb von Brutnestern fotografiert hat, leider aber keine Möglichkeit sah, bzw. sehen wollte, diese direkt auf Ihr Fehlverhalten anzusprechen. Sicherlich lag eine Schlüchte dazwischen, ob er sie noch erreicht hätte, ist warscheinlich zweifelhaft, es war aber jedenfalls nicht der Versuch herauszulesen.

Ich denke dort, liegt das Problem, es findet sich keiner, persönliche Gespräche mit Verursachern zu führen, sei es nur, nicht deren Persönlichkeitsrechte zu verletzen, oder man hat einfach nicht das Kreuz dazu. Da wartet man lieber vergebens auf die Polizei und weil das nicht funktioniert, reguliert man das per Gesetz oder mit Technik und alle fühlen sich sooo schön verfolgt, erreicht wird indes gar nichts, außer Steuerkosten.

Dabei machen wir es allen schön leicht mit unserem Wegsehen, ich selber erschrak schon über verlassene Boofen mit einem warscheinlich uncoolen alten zurückgelassenen Schlafsack und ich durfte mich auch schon regelrecht wegen meines feuchten Bett`s belöffeln lassen, weil ich das Zelt während einer Sonnenaufgangsknipstour auf einem Riff "daneben" fand.

Also ich sehe wirklich Leute/ Eventtouristen im Elbi bzw. deren Hinterlassenschaften, die dort nichts zu suchen haben und ich sehe auch eine NPV, die nicht in der Lage ist, konstruktiv mit solchen Misserscheinungen umzugehen und ich sehe auch vorgenannte Medien, die genauso wenig Lösungen anbieten. Und Herrn Günther vom SMUL fallen scheinbar auch nichts besseres, als Verbote und Online-Tickets zur technischen Regulierung ein.

@ Fichtenfechter, das war eine sehr textreiche Meinung von mir, hat aber zugegeben wenig mit unserem Kernthema zu tun, allerdings sehr mit unserer Gernzone.

Zum "eine NPV, die nicht in der Lage ist, konstruktiv mit solchen Misserscheinungen umzugehen" doch ein paar Bemerkungen:

  • Die Personaldecke bei Rangern ist äußerst dünn und wurde in den letzten 10-20 Jahren kaputtgespart.
  • Die rechtlichen Möglichkeiten sind arg beeinträchtigt, zumindest erzählt man immer von den Problemen. Und es ist durchaus nicht immer ungefährlich, Leute zur Ordnung zu rufen, das glaube ich gern. Das war in den 80ern noch anders.
  • Es ist fast nicht drin, Bestrafungen (anonymisiert) öffentlich zu machen, da Verfahren an vier verschiedene Behörden gehen, die der NPV nicht gerade unterstehen.

Der jetzige Zustand ist keineswegs so neu, wir hatten gerade Anfang der 80er viel Schlimmeres gesehen. Aber es braucht Kreativität und sichtbare Exekutive, um hier etwas zu ändern. Ob nun Minister Günther der "Schuldige" ist, sei mal dahingestellt. Er ist nicht der Einzige, der hier entscheidet, denke ich mal.

Das Thema Kontrolle steht seit den 80ern, und ich spreche es bei regelmäßigen Treffen in der NPV auch regelmäßig an. Aber dort ist man ziemlich verzweifelt. Es liegt nicht am fehlenden Willen.

Zwinki,

danke, Du sprichst den Knackpunkt an, da wurde kaputtgespart und nun fehlen die Möglichkeiten, besonders rücksichtslose Gäste persönlich zu greifen, die die Natur nur so zum Spaß gefährden. Ja und Ranger möchte ich nicht sein, wenn ich meinen Job mit Hingabe mache und stehe dann ohnmächtig solchen Gästen gegenüber oder sehe sie "drüben" genau oberhalb von Nestern.

Ob die Registrierung zum Boofen hilft ?

Ein Kommentar zu Fossil:

In einem Tierfilm habe ich letzte Woche gesehen, dass ein Uhu mitten in einem großen Hamburger Friedhof gebrütet und ein Junges großgezogen hat. So schlimm kann es also nicht sein ...

Ich war bisher einmal mehr als fichtenfechter im Nationalpark boofen, nämlich genau einmal. 🙂 Zwei nette Stiegenfreunde nahmen mich zur Mittsommernacht 2019 mit zur Kansteinboofe. Für mich war das ein sehr schönes Erlebnis. Die riesige Kansteinboofe war gut gefüllt, meiner Meinung nach ging es recht gesittet zu trotz der vielen Menschen. Mir fehlt aber der Vergleich. Aus den Äußerungen meiner Begleiter schloss ich damals, dass es in früheren Jahren schöner war, weil da nicht so viele Menschen in dieser Boofe übernachteten. Der Negativtrend ist also scheinbar nicht von der Hand zu weisen, zumal sich leider die Berichte häufen, wo sich Boofer nicht an die elementarsten Regeln halten. Ich meine damit nicht „die Boofer“ allgemein, sondern nur die wenigen Idioten, die die Tradition kaputt machen. Leider scheinen es immer mehr zu werden. 🙁 Dieses Thema wurde aber an anderen Stellen schon intensiv diskutiert.

Ich finde es schade und falsch, dass nun ernsthaft über Reglementierungen zum Boofen nachgedacht wird. Denn das wäre ein zweischneidiges Schwert. Einerseits bekäme man (scheinbar) die Booferszene etwas unter Kontrolle, andererseits hat man nicht genügend Personal, um die Geschichte zu kontrollieren.

Die größte Gefahr für die sensible Landschaft besteht meiner Meinung nach darin, dass die sogenannten „Event-Touristen“ noch mehr als ohnehin schon in Gebiete außerhalb der legalen Boofen ausweichen würden, wodurch noch mehr Schaden entstehen würde. Nach dem Motto: Überall können die Kontrolleure nicht sein. Ob das gewollt ist, bezweifle ich stark.

Und außerdem: Wenn man erst mal das Werkzeug der Reglementierung der Freiübernachtungen in der Hand hat, könnte durchaus die Verlockung entstehen, über einen längeren Zeitraum den Hahn immer weiter zu zu drehen ... Spekulation, zugegeben. Aber wer will es ausschließen?

Die Tradition des Freiübernachtens mag älter sein als der Klettersport. Und die Verknüpfung des Boofens mit dem Klettersport ist auch in meinen Augen eine einseitige Festlegung in der Nationalparkverordnung. Trotzdem sehe ich doch hauptsächlich den Bergsteigerbund in der Pflicht, sich gegen hier drohendes Ungemach zur Wehr zu setzen, denn spontane Klettertouren mit Übernachtung am Fels danach oder davor oder beides wäre dann nicht mehr möglich. Das ist für die Kletterfreunde sicher auch nicht erstrebenswert.

@Wegewächter, nicht ganz so spektakulär, aber bei mir, direkt am Stadtrand freu ich mich über ähnliche Beobachtungen.

Ich bleibe bei meiner Meinung. Hier geht es weniger um Naturschutz. Es geht um eine Machtdemonstration  und den Versuch die Menschen aus dem Nationalpark Schritt für Schritt durch verschiedene abgestimmte Maßnahmen zu verdrängen.

Ich erspare mir hier eine Aufzählung der Regel- und Einschränkungsaktionen . Wir haben aber schon reichlich darüber diskutiert.

 

 

"Regulierungswut" oder "Machtdemonstration" würde ich in diesem Fall der NPV nicht unterstellen. Wir sind uns bestimmt alle darin einig, daß auch wir nicht wollen, daß viele der Boofer nur aus irgendwelchen abenteuersuchenden Personen besteht, die teils bis aus West- oder Norddeutschland hierher kommen und keine Ahnung von der Natur und der Sächsischen Schweiz haben. Die Boofen wurden ja kontrolliert, personell bedingt natürlich nicht immer alle, aber man hat eben gewisse Erfahrungen gemacht, die zu den jetzigen Überlegungen führen. Boofen ist nur in Zusammenhang mit Klettern erlaubt, und gerade deshalb ist es unverständlich, warum die NPV bisher nicht härter durchgegriffen hat, wenn sie hauptsächlich Nichtkletterer in den Boofen antrifft. Das ist doch erkennbar, ob es richtige Kletterer sind, oder nicht. Sind z.B. Rucksäcke vorhanden, wo Seile, Kletterschuhe und andere Klettersachen drin sind? Die alte Ausrede, man würde ohne Seil und barfuß klettern, dürfte doch bei weitem für einen Ranger als Beweis nicht ausreichen. Die allerwenigsten Gipfel kann man free solo im Auf-und Abstieg barfuß machen, und noch unwahrscheinlicher, daß das von allen in der Boofe Anwesenden praktiziert wird. Die gezielte Frage nach Namen von geplanten oder gemachten Klettergipfeln, Kletterwegen und deren Schwierigkeit z.B. würde solche Ausreden doch sofort auffliegen lassen. Wenn dann sofort Geldstrafe und Platzverweis konsequent folgen, spricht sich das rum und das Problem könnte eingedämmt werden. Das Ticket-System allein löst das Problem nicht. Damit ist auch der SBB unzufrieden und hat sich der Sache angenommen:

https://bergsteigerbund.de/stand-der-gespraeche-um-die-neuregelung-des-boofens/

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