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Neuregelung Boofen im Nationalpark

@DietmarWG: Du hast recht. Wir sollten zum Kerngeschäft zurückkommen. Die Wege sind wichtiger als die Boofen.

Rolfs Kommentar dazu:

 

http://www.boehmwanderkarten.de/neuigkeiten/is_neu.html

 

Ach, es ist immer dieselbe Taktik des Naturschutzes. Das Nationalpark-Mensch-Ärgere-Dich-Nicht. Spielregel:

  1. Schritt. Die Nationalparkverwaltung äußert „Freude über den Nationalpark“, der für alle „nur ganz wenige Einschränkungen“ bringt. Naturschutz ist prima. Dann ist in einem
  2. Schritt das Sein des Menschen in der Natur plötzlich aber eine „Nutzung“, nicht mehr selbstverständlich. Kein Problem, kann als „Ausnahme aber nach wie vor gestattet werden“. Das freut die Wandernden, es ist ihnen ja laut Verordnung ausdrücklich erlaubt, auf Wegen zu wandern, in gewissen Boofen zu boofen, an den meisten Gipfeln zu klettern etc.
  3. Schritt: Die Nationalparkverwaltung bemerkt „immer größer werdende Belastungen“, samt „beunruhigten geschützten“ Tier- und Pflanzenarten.
  4. Schritt, Feststellung, dass es nicht mehr hinnehmbar ist, „es gäbe Auswüchse“, Touristen, Kommerz, Jugendliche, Idioten, irgendsowas. Nicht mit den Zielen vereinbar. Kann man eigentlich nicht hinnehmen.
  5. Schritt, die Nationalparkverwaltung teilt den „Verbänden, Vereinen“, SBB etc. intern mit, dass sich nun konkret „wirklich etwas tun muss“. „Kompetente engagierte Ansprechpartner“ freuen sich, dass sie angesprochen werden. Das Gros des Wander- und Klettervolkes denkt, so schlimm wird es schon nicht werden. Lass die mal machen.
  6. Schritt, Gespräch „Naturschutz“ mit den „Kompetenten, Engagierten“. Dabei Klarstellung und Anerkennung, dass man was tun müsse und „Kompromisse“ geboten sind. Ebenfalls Klarstellung, dass man „hinter verschlossenen Türen“ in „nichtöffentlichem Gespräch“ schneller vorankäme, ansonsten seien „keine kreativen Lösungen“ möglich.
  7. Schritt: Die Nationalparkverwaltung stellt schlimme Voll-, Total-, Gesamtsperrungen/-einschränkungen/-zerstörungen vor. Großer Schreck bei den „Engagierten“. „Oh, muss es wirklich so schlimm sein?“ — „Jaja, die Auswüchse, es wird immer schlimmer, es geht nicht anders. Leider.“ In einem
  8. Schritt gelingt es dennoch, sich auf einen „schmerzlichen Kompromiss“ zu einigen. Das so nicht erwartete Verhandlungsergebnis freut die Engagierten, Kompetenten, sie haben Grund, dies als Erfolg anzusehen und stimmen zu.
  9. Schritt: Offizielle Verkündung, selbstverständlich durch die Nationalparkverwaltung. „Nach langem Ringen“ konnte eine „tragfähige Lösung“ (um Gottes Willen niemals die Worte Verbot, Sperrung, Abriss, Zerstörung benutzen) gefunden werden. Das ist prima. Da noch groß was zu ändern, geht wegen der Komplexität der zurückliegenden Verhandlungen der Experten leider nicht mehr.
  10. Schritt: Da der „Kompromiss“ freilich Verbote enthält, die mit der bestehenden Verordnung kollidieren, muss man die „Verordnung anpassen“. Das ist überhaupt kein Problem, dafür gibt es ja „allseits Einvernehmen“. Der Minister unterschreibt.
  11. Schritt: Nun erwacht das Wandervolk, großer Schreck, wieder was verboten. Und immer geht es in die Richtung, dass du etwas weniger darfst und ein etwas noch schlechtes Gewissen haben musst, wenn du in deinem Lebensraum einfach blos mal raus in die Natur gehst.
  12. Schritt. Zur Verordnungsänderung gibt es nun doch noch bissl Presse und PR. Soll ja keiner Dummpulver nehmen können. Es folgen einige Vereinsstammtischdebatten, wo man den Nationalpark allgemein „doof“ findet. Und es gibt etwas Einwendungspost im Anhörungsverfahren. Die freilich weitgehend ignoriert wird.
  13. Schritt. Selbstverständlich müssen verschärfte Verordnungen auch mit größerem Druck durchgesetzt werden. Der Gesetzgeber lässt sich doch nicht auf der Nase rumtanzen. Also gibt es ein paar neue Rangerplanstellen und Bußgeldparagrafen. Natürlich nur für die Bösen. Die sind anders ja „nicht zur Vernunft zu bringen“. Wer gut ist, sich an die Öffnungszeiten hält, immer zwischen den Geländern bleibt und in Kolonne tippelt, muss im Disneyland auch keine Angst vor der Security haben.
  14. Schritt: In ein paar Jahren — neues Verbot. Nach der Wegsperrung das Boofenverbot. Nach dem Boofenverbot, Kletterverbot (haben die alles schon in petto, einfach mal „BUND Nationalpark Sächsische Schweiz quo vadis“ googeln).

Nächste Runde, nächstes Glück im Nationalpark-Mensch-Ärgere-Dich nicht:

Springe zurück und fange wieder bei Schritt 1 an.

Kletterverbot -

kann man auch anders lösen:

Schaut Euch mal das NPV Gesamtkunstwerk Seife - Herbertfels an !

Rolf Böhm hat auf seiner Website unter Neuigkeiten eine aktuelle Boofenkontrolle/ Feldstudie von Ingo Geier eingestellt.

Da hat Ingo wirklich saubere Arbeit geleistet und entlarvt einmal mehr einige Behauptungen der NPV als unwahr. Es gibt sicher eine paar Boofen, die arg überfrequentiert sind, wo Müll und Idioten eher ein Problem sind, aber das war doch früher nicht anders.

Hier stellt sich aber auch die Frage, warum erst ein Wanderer wie Ingo so eine Feldstudie unternimmt, und niemand vom SBB.. (weil immernoch einige der Meinung sind, dass Leute wie Ingo, "Abenteuertouristen", kein Anspruch auf das Boofen haben).

Ob Studien von der NPV selbst als vertrauenswürdig anzusehen sind? Normalerweise müssten externe Gutachter (was Flora/Fauna, oder Zählungen betrifft) beauftragt werden. Fremdüberwachung nennt man sowas.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser - keine Frage. Nicht dass der SBB die behaupteten Boofenzahlen so einfach schluckt. Aber wir haben noch keine besseren Zahlen. Und ich selbst habe schon 1994 gegen ziemlich wilde Behauptungen gekämpft - war damals eine Biwak-Sendung mit Horst Mempel.

Die Initiative von Ingo ist lobenswert, leider aber wenig aussagekräftig. OK: Die meisten Boofen sind sauber und nicht vermüllt. Das ist eine Ansage. Aber - und hier gebe ich nur die Argumente unseres "Boofenverhandler" Johannes Hönsch wieder:

  • Die Bildzeiten sind keine typischen Booferzeiten (tagsüber).
  • Woher weiß er, welche Boofen viel besucht sind? Ich wusste das in den 80/90ern aus Erfahrung vor Ort.
  • Wieviel Boofer unterwegs sind, kann man nicht tags auf Wanderwegen feststellen. Dazu muss man sich z.B. mal ab spätem Nachmittag ein paar Stunden in Schmilka hinstellen. Macht aber nicht viel Spaß.

Auch weiß ich aus eigener Erfahrung, dass man Holzkohle ihr Alter nicht ansieht. Frische Feuerstellen: klar. Aber ansonsten ist es typisch, dass noch nach Jahren Holzkohle "freigeblasen" wird.

Ohne Frage, der SBB will auch selbst Statistiken erstellen. Die Frage ist, wie man das einigermaßen verlässlich macht - die Ergebnisse müssen ja auch in Verhandlungen Bestand haben. Aber keine Bange, die drei Jahre Evaluierung werden sicherlich nicht ungenutzt verstreichen 🙂

Die Waldbrandgefahr sehe ich momentan als das dringendste Problem. Da läuft was, aber die Eiansätze sind noch ihm Huhn.

Ja, das sehe ich auch so. Die Idee, selber mal nachzusehen, ist nicht nur naheliegend und logisch, sondern auch lobenswert, aber tatsächlich leider nicht sehr aussagekräftig.

Denn natürlich steigen die Zahlen im Lauf des Jahres erst noch an und zu den "besonderen" Terminen wie Feiertage, lange WE, Ferien und angesagte Schönwettertage schießen die Zahlen in unangenehme Höhen.

Ich halte zwar die Zahlen der NPV ebenfalls für weit überhöht und sie basieren natürlich auch nur auf Stichprobezählungen IN DEN SPITZENZEITEN und IN DEN HOTSPOTBOOFEN, wurden dann aber über den Jahresverlauf und auf alle Boofen hochgerechnet. Ich habe damals selbst miterlebt, dass ein Rancher zur Sommersonnenwende vormittags  und abends am Kanstein kontrolliert und gezählt hat. Ja, da hat er abends mindestens 30 Personen in sein Buch eintragen können ... aber da war nicht nur grade eine 20köpfige Pfadfindertruppe eingezogen, sondern eben auch Wochenende, die kürzeste Nacht und spitzenmäßiges Wetter in einer "fußbodenbeheizten" südorientierten Boofe mit Spitzenaussicht, die auch noch auf kürzestem Weg bequem zu erreichen ist.

Solche Zahlen werden natürlich nicht in all den anderen, teils feuchten, schattigen, aussichtslosen, weit abgelegenen, oder gar nur durch beschwerliche Kraxelei zu erreichenden Boofen erreicht werden. Schon gar nicht über die Woche und bei bescheidenem Wetter und im Winter gehen die Zahlen auch nochmal deutlich runter.

https://www.nationalpark-saechsische-schweiz.de/aktuelles/news/zum-schutz-der-natur-zeitweises-boofenverbot-tritt-in-kraft/

Zitat von Roland am 10. Mai 2022, 21:58 Uhr

https://www.nationalpark-saechsische-schweiz.de/aktuelles/news/zum-schutz-der-natur-zeitweises-boofenverbot-tritt-in-kraft/

Bin ja mal neugierig, ob die "Verhandlungspartner" dieselbe Sicht auf die Dinge haben.

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