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Zitat von Roland am 24. Januar 2023, 13:28 Uhr

@fichtenfechter: Ja, manches klingt schon sehr pervers, was da geplant ist: Entwicklung von Instrumenten zur automatisierten Erkennung und Meldung von neu eingetragenen illegalen Wegen in OpenStreetMap, teilautomatisierte Freiübernachtungszählung, ... optimiertes Besucher(-Live)-Tracking ...

Da muss ich mal ein bisschen bremsen. Natürlich haben mich genau diese Punkte auch aufgeschreckt, nachdem Fichtenfechter darauf hinwies. Aber hier ist der Wunsch der Vater des Gedanken, und schon beim ersten Punkt (automatisierte Erkennung) weiß ich, dass das keine 08/5-Aufgabe für einen guten Informatiker ist, zumindest weit weg von Routine. Durchaus reizvoll, aber da müsste einer schon richtig gut bezahlt werden, um bei der NPV anzufangen  und nicht in der Industrie. Zumal es wieder eine befristete Stelle ist. Und nur für ein Jahr - ich weiß, was man da an Projekten fertig kriegt.

Teilautomatisierte Freiübernachtungszählung ist ein Witz, selbst wenn man sich auf die offiziellen Boofen beschränken wöllte - scheitert doch schon an Technik und Netzabdeckung (wie heißt es so schön: Ein Netz hat Löcher, sonst würde es Mobilfunkdecke heißen). Aber mindestens 50% der Leute boofen wild und oft sogar oben auf Riffen, wo die Feuer am gefährlichsten sind. Es führt ja bisher nicht mal ein Weg zu Drohnenflügen aus der Ferne (Feuer sehen) oder wenigstens Webcams mit automatisiertem Alarm bei Feuer in der Nacht (auch der Alarm wäre noch zu entwickeln).

Gleiches gilt für die Besucherzählung. Auf einer Tagung sagte dazu eine Vortragende aus dem Riesengebirge: Wir haben einfach mal die Mobilfunkprovider gefragt und wussten daher, dass es dieses Jahr 11 Millionen Besucher waren, davon soundsoviele Polen  und soundsoviele Tschechen ... Bei uns haben wir zumindest Datenschutz und Funklöcher. Zählkameras sind extrem unzuverlässig, können nur Tendenzen zeigen, sofern sie nicht zerstört wurden.

Geht alles ohne große Technik viel einfacher, würde hier zu weit führen. Weiß ich aber aus der Praxis, denn ich war in den 80ern selbst bei den Kontrolleuren (das lief sehr anders damals, aber effektiv). Und das mit der Bewaffnung ist ein Mythos. Wäre in der DDR absolut nicht drin gewesen (da zählte schon ein Funkgerät quasi wie eine Waffe, wir wurden bei der Bergwacht gewarnt, wie es benutzt werden darf). Und ist heute wohl ähnlich schwer. Man greift da auf die Polizei zurück, und die kostet und hat zu tun.

Jaja, die Stasi hätte gern mehr kontrolliert und wohl auch mal belegte Boofen fotografiert - aber das waren offensichtlich einzelne Aktionen. Versuche der Infiltration sind kläglich gescheitert, wir hatten auch mal so einen am Tisch. Und heute ist das wohl noch schwerer.

Ich denke, man sollte sich lieber darüber Gedanken machen, wie man die Welten "Boofen" und "Naturliebhaber" besser zusammenbringt. Dort ist bis jetzt noch keine Lösung gefunden worden.

Das mit der Bewaffnung ist kein Mythos. Es gab 1984 einen Antrag beim Kreis Sebnitz, Bürger zu bewaffnen, die kontrollieren sollten wegen aggressiver Elemente im Gebirge. Auch wurden verstärkte Kontrollen gefordert, zusammen mit bewaffneten Organen. Siehe dazu hier:

https://www.stasi-unterlagen-archiv.de/informationen-zur-stasi/themen/beitrag/unsere-kleine-freiheit-boofen-in-der-saechsischen-schweiz-und-die-stasi/#c29510

Und darum wird in der Stellenauschreibung auch ein Jagdschein als Bedingung angegeben.

Damit Er/Sie/Es dann den finalen Fangschuß bei Wanderern in der Kernzone anwenden kann ...

Nö , das ist nur eine überbezahlte Stelle zwischen Forstamt und Oberförsterei .  Jeder Forsteleve macht während des Studiums als Bachalor den Jagdschein verpflichtend. Nur die tschechischen Sprachkenntnisse machen mir Sorgen. Bei der Strafverfolgung können Polizisten in Brandenburg im Rahmen der "Nacheile" Verbrecher auch bis nach Polen hinein verfolgen. Das können dann vielleicht auch die Forstbeamten  der NPV. Feuer frei  !

 

Zitat von Roland am 24. Januar 2023, 19:55 Uhr

Das mit der Bewaffnung ist kein Mythos. Es gab 1984 einen Antrag beim Kreis Sebnitz, Bürger zu bewaffnen, die kontrollieren sollten wegen aggressiver Elemente im Gebirge. Auch wurden verstärkte Kontrollen gefordert, zusammen mit bewaffneten Organen. Siehe dazu hier:

https://www.stasi-unterlagen-archiv.de/informationen-zur-stasi/themen/beitrag/unsere-kleine-freiheit-boofen-in-der-saechsischen-schweiz-und-die-stasi/#c29510

Ja, das kannte ich. Aber nicht Bürger sollten bewaffnet werden, sondern Stasileute - das ist ein himmelweiter Unterschied. Und trotzdem Tagträumereien, die sind der Situation nicht Herr geworden. Ich habe den "initialen Assibefall" seit Pfingsten 1979 selbst miterlebt und die Entwicklung danach, und ja, es wurde nicht kontrolliert - das schrie zum Himmel. Wer dann nach Jahren effektiv kontrollierte, waren Grenzer (selten in Boofen, regelmäßig Personalausweise auf den Fähren, was nicht wenige abschreckte). Erst ab 1987 wurde überhaupt eine organisierte Kontrolle geschaffen, etwa 200 Leute, davon ca. 80% Bergsteiger. Es gab auch bei der Stasi wohl einen Fachkräftemangel 😉

Und nein, Bewaffnung war 'ne Schnapsidee. Es gab genügend Möglichkeiten zum Bluffen. Auch heute, aber da ist Kreativität nicht so in ...

Die Stasi wusste bei weitem nicht alles. Ich hatte aus Flucht vor der Assiplage damals ein "ZBV" erstellt = Zwinkis Boofenverzeichnis, mit 200 möglichen Schlafgelegenheiten inkl. Klassifizierung. Viermal mehr, als die Stasi kannte. Wegen des ZBVs kam ich 1994 bei Mempel ins Biwak 😉

Und in den Boofen ging es wirklich sehr "alternativ" zu. Seit Mitte der 80er hatte die DDR-Führung m.E. die Kontrolle ziemlich verloren, die kamen nicht mehr hinterher. Nicht zu vergessen die großen Ausreisewellen ca. 1982 und 1987 - ein ziemlicher Teil meiner Kumpels verschwand damals 🙁

@Zwinki: ich hab mich auf die Originaldokumente bezogen, da wissen wir, wer die verfasst hat. Dort ist die Rede von "gesellschaftlichen und staatlichen Kräften" und von "zu bewaffnenden Bürgern". Da ist es logisch, daß damit kein normaler Förster oder Bergsteiger gemeint ist. Der nächste Satz dazu ist allerdings aufschlußreich.

Jetzt auch in den Tagesthemen:

https://www.youtube.com/watch?v=sS0Z5Nxr5E4

 

Das ist schon eine ganz schöne Frechheit, was Herr Z. da wieder von sich gibt: "es passiert auch schon mal, daß ein Stamm über dem Weg liegt, die werden auch regelmäßig aufgeschnitten", "Wenn man ab und zu mal über einen Stamm drübersteigen muß". Eine Verarsche der Reporter und aller anderen, die sich nicht auskennen. Und was ist mit den Löfflerschlüchten, seit 3 Jahren komplett zugefallen? Sommersloch, Zustieg zum Backofen u.v.a.? Weberschlüchte? Dort kann er ja mal versuchen, über einen Stamm drüberzusteigen.

Im Übrigen wird in den o.g. neuen Bergwacht-Folgen noch ein anderes Problem benannt, was durch stehendes Totholz verursacht wird: Der Rettungshubschrauber kann manchmal die Verletzten nicht direkt vom Unfallort abholen, weil durch den Abwind der Rotorblätter die toten Bäume auf die Bergretter stürzen würden und markierte Wanderwege mit Wanderern in der Nähe sind. Kilometerweises Schleppen des Verletzten also angesagt (Beispiel war am Halbenweg u.a.) Über dieses Thema hat man von der NPV noch gar nichts gehört.

Dem Zimmermann interessiert doch eh nichts mehr. Er kam aus dem nichts und verschwindet im nichts.

Zitat von Roland am 27. Januar 2023, 14:34 Uhr

Und was ist mit den Löfflerschlüchten, seit 3 Jahren komplett zugefallen? Sommersloch, Zustieg zum Backofen u.v.a.? Weberschlüchte? Dort kann er ja mal versuchen, über einen Stamm drüberzusteigen.

Ach, da würde ich mich jetzt nicht hochziehen, insbesondere eingedenkt polenztaler Bemerkungen 🙂 Löfflerschlüchte sind kein ausgewiesener Weg, mal rein formal betrachtet (brauchen wir eigentlich dringend für die Feuerwehr, anderes Thema). Es wird schon was gemacht - Initiative von NP-Aktivisten und SBB, zuletzt Aufstieg vom Brandstein in den Weberschlüchten hoch zu Jortanshorn und Gratwand, nächster Einsatz (Ort noch nicht ganz klar) am 18.2. Sommersloch war den Experten zu gefährlich, dort traut sich keiner zu sägen. Müssen wir anerkennen. Weberschlüchte: Der jetzige, eigentlich erfreuliche Zustand ist der Feuerwehr zu verdanken, die offenbar befürchtete, dass der Kessel hinten abbrennt. Das war weise! Klar ist der "Stammabschnitt" kritisch, wo man über die Längsstämme wackeln muss, aber es geht nicht alles auf einmal. Das Problem ist bekannt, das weiß ich.

Momentan scheinen die markierten Wege und ziemlich viele Zustiege noch frei zu sein. Selbst so ein verheerendes Feuer hat noch positive Wirkungen (ich sage nur Königsweg). Zu befürchten ist Schneebruch (in diesem Fall bei morschen Fichten), aber letzten Samstag war die obere Richterschlüchte zu meiner Freude freigesägt. Es passiert was - ich frage nicht, von wem.

Ändert nichts daran, dass die Gesamtsituation äußerst kritisch ist. Das Sterben geht weiter, zieht auch westwärts, das Wandern wird noch lange schwierig bleiben. Aber ob der Anblick den Touristen gefällt? Jedenfalls sind offenbar alle, die ein paar Jahre nicht dort waren, entsetzt - und viele werden nicht wiederkommen.

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