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Was kommt nach Mikado und Brand?

Zitat von Falco peregrinus am 30. Oktober 2023, 07:48 Uhr

... ER darf aber (zum Teil) gar nicht die klimatisch dafür "geeignetsten" Bäume pflanzen, da nicht "heimisch" / "ortsüblich" !

Wenn das stimmt, wäre es wirklich sehr schlimm, eigentlich grob fahrlässig. Man wäre in seiner eigenen Ideologie gefangen. Leider ist es weit verbreitet, dass bei politischen Entscheidungen das logische Denken vernachlässigt wird oder ganz aussetzt. 🙁

Fossils Zitat mit den Kühen lässt mich etwas hoffen: Unberechenbares Verhalten der Entscheidungsträger würde im konkreten Fall der Baum-Auswahl die Möglichkeit offen halten, die Sache zu überdenken und zu sinnvollen Entscheidungen zu kommen. Aber sehr wahrscheinlich ist das wohl nicht. Da ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Kühe die Bäume pflanzen, höher einzuschätzen ...    (augenzwinker 🙂 )

Da habe ich gestern mal nachgefragt bei einem, der es genau weiß, und er schreibt:

... es geht nur um standortsheimische Baumarten. Saatgut kann aus zugelassenen Saatgutbeständen auch von woanders herkommen (z.B. Weißtanne aus Rumänien). Nicht standortsheimische Baumarten (Lärche, Douglasie, ... Liste extrem kurz) dürfen 20 % der Aufforstungsfläche nicht überschreiten. ... In FFH-Schutzgebieten noch strengere Auflagen. Damit ist Klimaanpassung nur schwer umsetzbar.

Im Privatwald darf anders gehandelt werden, ist dann aber nicht förderfähig. Er traf gerade einen Förster, der ohne Förderung Lärche, Esskastanie und Eiche pflanzt, und es klappt gut ...

Ich hab da beim Rechner aufräumen mal das Nationalpark-Programm von 2007 gefunden und darin passend zu obigen Ausführungen in Punkt

" ... 5.2.3.2 Wald
In der Naturzone B soll die Waldentwicklung durch geeignete forstliche
Maßnahmen in Richtung der natürlichen Waldgesellschaften gelenkt werden, .......  Dies soll erfolgen durch:
- zeitlich begrenzte Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen zur aktiven Förderung naturnaher Waldstrukturen,
- ein hinsichtlich Intensität, Raum und Zeit gesteuertes Zulassen natürlicher Störungen. In der Naturzone B-Pflegebereich eingeschlossene, bereits relativ naturnahe Waldbestände sind nicht in Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen einzubeziehen.

-20-
Als „geeignete forstliche Maßnahmen“ zur Förderung einer natürlichen Waldentwicklung gelten unter Berücksichtigung der insgesamt gebotenen Eingriffsminimierung folgende Waldbehandlungsmaßnahmen :
a) Abwehr einer Massenvermehrung von Forstinsekten: Durchführung von Waldschutzmaßnahmen, insbesondere bei Fichte, Verhinderung eines Übergreifens auf an den Nationalpark angrenzende Waldflächen
b) Mischungsregulierung in Richtung der potenziell natürlichen Waldgesellschaft:
Zurückdrängung/Entnahme gebietsfremder Baumarten (insbesondere Weymouthskiefer, Roteiche, Späte Traubenkirsche) im Ober- und Unterstand; vorrangige Entnahme aller Samenträger der Weymouthskiefer
• Förderung des natürlichen Baumartenspektrums (vorrangig Weißtanne, Stiel- und Traubeneiche) einschließlich von Pionierbaumarten
• allgemeine Mischungsregulierung vorrangig in jungen und mittelalten Beständen
c) Naturverjüngung heimischer Baumarten als Regelverfahren ... "

Schau, schau, die Idee vom Zurückdrängen gebietsfremder Baumarten hat sich ja länger gehalten. Die Abwehr einer Massenvermehrung muss aber schon mit irgendeinem späterem Nationalpark-Programm verloren gegangen sein 😉

Das hat alles der Evaluierungsbericht von 2012 gekippt. Dort wird u.a. gefordert "Einstellung der Borkenkäferbekämpfung in der gesamten Naturzone A und in Teilen der Naturzone B, um 50% eingriffsfreie Fläche zu erreichen", "Programm zum Schutz bzw. zur Wiedereinbringung der Weißtanne ist zu umfangreich" (Punkt 2.5 S.16). Ein NP-Mitarbeiter sagte mal, daß an bestimmten Stellen außerhalb der Kernzone Weißtannen und Laubbäume gepflanzt wurden. Aber die müssen dann auch gegen Wildverbiß geschützt werden, und einige Tiere müßten bejagt werden. Alles viel Arbeit.
Das ganze Programm von 2007 steht hier (Auflage von 2015, aber das Programm vorn ist von 2007):

https://www.nationalpark-saechsische-schweiz.de/wp-content/uploads/2014/01/Nationalparkprogramm-2015.pdf

https://www.nationalpark-saechsische-schweiz.de/wp-content/uploads/2014/01/Evaluierungsbericht-Europarc-NLP-Saechsische-Schweiz1.pdf

Ich war heute nachmittag auf dem Töpfer (582 m) im Zittauer Gebirge, und hab mir den neuen oberirdischen Löschwasserbehälter (PVC-Sack) mit 120 m³ angesehen. Ist ein ganz schönes Monstrum. 14 m lang, 7 m breit, und zwischen 1 m bis 1,5 m hoch. In Lückendorf in der Nähe des Forsthauses liegt noch ein 2. Behälter, es sollen noch weitere folgen. Dagegen wirken die 20 m³-Behälter in der Sächsischen Schweiz geradezu mikrig. Aber gut, ein Nationalpark hat eben nicht so viel Geld wie ein Naturpark ... 😉

Hochgeladene Dateien:
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Naja, die in Hihedo hat auch 100 m³

Und die anderen sahen mir auch nach größer aus als 20 m³. Habe jetzt kein Foto so auf die schnelle gefunden. 20m³ sind ja gerade mal 3x3x2 m.

@Michael: Die Zisterne in Hinterhermsdorf ist aber unterirdisch, hier geht es ja um die oberirdischen Zisternen, wie die hier mit 20 m³: https://www.saechsische.de/sachsen/saechsische-schweiz/erste-mobile-loeschwasserzisterne-im-nationalpark-saechsische-schweiz-5893617-plus.html

Die Zisterne wird hier im Artikel als "Monsterblase" bezeichnet, mit welchem Begriff will man dann die mit 120 m³ im Zittauer Gebirge bezeichnen? Mit "MonsterMegaGigaRiesenSuperblase"? 🙂

Du hast noch "Doppel-Wumms" vergessen 😉

Ich bin nur mal gespannt, ob die auch im Sommer der Sonne und den UV-Strahlen wirklich so trotzen, wie angegeben: Uwe Borrmeister erwähnte im persönlichen Dialog am Rande des zweiten Gesprächsforums in Bad Schandau, dass die mobilen Behälter in Frankreich gefertigt würden und das Material problemlos der Sonne auch ganzjährig standhält. Garantie gibt es für bis zu 20 Jahre, bei ganzjähriger Nutzung, das Thema "Weichmacher" wäre wohl nicht wichtig, da es sich um einen Spezialkunststoff handelt. Im NP will man die Behälter Ende Herbst ablassen, so dass sicher manche Fichte am Wanderweg erfreut sein wird, dass sie mal richtig gegossen wird.

Zu#33 von Andreas P.: mir fiel heute das Heft 7 zum „Wald im Nationalpark“ vom SF/NP in die Hände. Da schrieb Holm Riebe 2012 zu Waldbeständen mit geringer Naturnähe, z.B. Fichtenforste „Man wird sehen,….wie die Natur mit ihren evolutionserprobten Mitteln eine Renaturisierung vornimmt,…sollten größere Borkenkäferbefallsflächen ausbleiben….und damit ein nicht zu unterschätzendes Konfliktpotential in einer vom Tourismus geprägten Region vermieden werden.“

Und zur Frage, Was kommt nach….“ deutet sich an, dass reine Fichtenbestände unter Prozessschutz in absehbarer, naher Zukunft sich nicht oder nur teilweise zu naturnäheren Laubmischwäldern entwickeln…“

Ganz offenkundig auch für den Autor ein interessantes Thema.

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