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Höllenthor-Ost

Mein Fichtenmikado-Stammkumpel (man beachte den Doppelsinn), Sandsteinfalke und ich haben uns gestern vom Hochhübelweg bis zum Sattel im Treppengrund immer am Fels entlang durchgefräst. Sinn war keine Wegeerkundung, sondern: Was kann die Feuerwehr unten an der gefüllten Thorwaldwiesenzisterne machen, wenn es oben brennt? Die Antwort ist erschreckend einfach: gar nichts. Wer's nicht glaubt - unbedingt die Galerie ansehen: Höllentour. 3.5h für 4km, und wie ich danach aussah, ist auch in der Galerie. Es ist ein unglaubliches Chaos, das mich auch nach ca. 50 Erkundungstouren (seit 2021) noch beeindruckte und deprimierte. Wir nennen den Nichtweg Beamtenpfad: Ein Fehltritt hätte katastrophale Folgen.

Wanderfalke hat das vor einem Jahr mal geschafft, allerdings mit Drückebergervariante über Gratweg. Das geht nun überhaupt nicht, der ist doch Kernzone 🙂

Ach ja, der Brombeerweg ist überhaupt nicht frei. Habe ich korrigiert.

Wie gut Zisternen, Wärmebilddrohnen, Löschrucksäcke und bessere Organisation als 22 sind, haben wir beim Brand an der Ochel am Montag gesehen (laut Wärmebild übrigens offenbar oben auf dem Plateau entstanden). Trotzdem brauchten die Jungs 3h für 800m Schlauch. Und die haben gewiss nicht gebummelt.

Der Beamtenpfad war unser erster und letzter Weg der Schwierigkeit B6:

B1 - armstarker, liegender Baumstamm
B2 - mindestens ein dicker Baumstamm quer, auch mal schwebend
B3 - mehrere Baumstämme quer mit Ästen, übersteigbar
B4 - Längslieger und/oder Zweige, Weg kaum erkennbar
B5 - Motorsäge und Sprengstoff
B6 - vorher Testament schreiben

Wir haben aber kein Testament geschrieben. Diese Information hätte die Bevölkerung verunsichern können.

Oh ja, ich bin letzten Sommer da lang. Für die 600m von der Felswand weg zum Stimmersdorfer Weg (?) habe ich eine Stunde gebraucht und bin teilweise 2m über Grund, Farn und Jungfichten über kreuzliegende Baumstämme balanciert. Nie wieder !! 🙁  Es ist der "vergessene" Teil der Hinterwelt !

Geht so eine Wegeauflassung noch als beratungsresistent durch, oder ist das schon Vorsatz?

Würde hier keinesfalls von Absicht reden. Das ist m.E. auch bei gutem Willen nicht zu vermeiden gewesen. Mit welcher Technik, welchem Geld und welchen Leuten hätte man das binnen 3-4 Jahren beräumen können, denn so schnell geschah der Zusammenbruch? Klar wurde schon lange im Vorfeld eine Glocke darüber gesetzt, vermutlich besonders seit ca. 2010. Welche Folgen das hatte, konnten nur ausgemachte Pessimisten voraussehen.

Aber momentan muss man wirklich fragen: Was könnte man denn jetzt noch machen? Da werde ich bei Fachleuten immer schön hinhören (die die großen Waldbrände kennen anderswo). Vielleicht ganz schnell entdecken (nur aus der Luft, wer soll dort Sensoren anbringen und betreuen?), ganz schnell aus der Luft etwas bremsen, bis man sich durchgesägt hat? Ab einer gewissen Größe eines Brandherds ist dann nichts mehr zu machen.

P.S.: Der Weg 450582275 auf OSM (teils zwischen Thorwaldwand und Dreiwinkelgrundwächter) hat eine heftige Vandalismusdebatte durch, vgl. Verlauf der Diskussion auf OSM. Da war auch unser Liebling DD1GJ wieder ganz aktiv. Das ist alles erst 1-2 Jahre her. Inzwischen ist es offenbar hoffnungslos zugefallen - ich denke, das konnte keiner aufhalten. Man erkannte wirklich nicht einmal mehr Wildspuren, auch für die war es zu schwer.

Zwinki, soweit würde ich auch nicht gehen wollen, aber zu Borki fällt mir die Geschichte vom Lehrling ein, der den „Meister rief in seiner Not. Herr, ich werde die Geister, die ich rief, nicht los“ Diese zugefallenen Wege waren ohne Zweifel ein gewollter Nebeneffekt, das mit der kommenden Artenvielfalt, ist noch ein langer Weg. Kürzer ist der jeder Kippe oder Feuers, aber wenigstens des Fichtenwuchses.

Zitat von Fossil am 6. April 2024, 19:31 Uhr

Zwinki, soweit würde ich auch nicht gehen wollen, aber zu Borki fällt mir die Geschichte vom Lehrling ein, der den „Meister rief in seiner Not. Herr, ich werde die Geister, die ich rief, nicht los“ Diese zugefallenen Wege waren ohne Zweifel ein gewollter Nebeneffekt, das mit der kommenden Artenvielfalt, ist noch ein langer Weg. Kürzer ist der jeder Kippe oder Feuers, aber wenigstens des Fichtenwuchses.

Da ist was dran, allerdings hat man in der Post-Zimmermannära ohne Frage die Absicht, Kletterzustiege freizuhalten, und das ist dort extrem schwierig geworden (wenn man nicht über den Grat will!). Artenvielfalt: Hier musste ich hinzulernen, siehe mein Wildnis-Artikel, ab "Ist Wildnis gut für den Artenschutz?". Im allgemeinen reduziert sich die Artenzahl. Das ist alles aber noch ökologische Forschung, ich kann da auch nur Ergebnisse wiedergeben.

 

Oh Gott, wie gruselig!

Zum Artenaufkommen haben NP/SF/LSG-Verwaltung bereits vor zehn Jahren in einem kleinen Flyer über Pflanzen der Sächsisch-Böhmischen Schweiz Ergebnisse offenbart.

“Die heimischen Wälder sind ziemlich arm an Arten. Treten in der Sächs. Böhm. Schweiz artenreiche Gebiete auf, dann nur infolge des Menschen, der neue Standorte wie Wiesen, Felder und Siedlungen schuf und somit auch Vorkommen der Pflanzenarten in der offenen Landschaft ermöglichte.“

Das widerspricht zwar nicht der grundsätzlichen Baumartenvielfalt wegen der vielfältigen topografischen Bedingungen, aber auch nicht Risiken der ungesteuerten Wildnis.

Ja nun. Im Nationalparkhaus ist eine anschauliche Tafel, die darstellt, wie die Artenvielfalt im älter werdenden Wald kontinuierlich abnimmt. Das ist so gewollt, denn der "finstere" Wald lässt weniger Unterwuchs aufkommen und das Microklima wechselt auch nicht mehr so richtig, was dann die Lebensbedingungen für viel Arten extrem verschlechtert. Regelmäßige Waldbrände wären da ironischer Weise eine große Hilfe, denn sie würden die regelmäßigen Kahlschläge vergangener Forstbewirtschaftung ersetzen 😉 aber zumindest letzteres ist ja nun ganz böse.

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