Häntzschelstiege

(Subjektives) Vorwort des Verfassers: Die Häntzschelstiege gilt als einziger „Klettersteig“ der Sächsischen Schweiz. Sie ist auch direkt als Bergpfad ausgewiesen und deshalb im Gegensatz zu anderen von uns beschriebenen Stiegen deutlich besser zu finden. Die Häntzschelstiege, benannt nach ihrem Erbauer Rudolf Häntzschel, zählt nicht zu meinen bevorzugten Aufstiegen in das Gebiet der Affensteine/Schrammsteine. Das hat zwei Gründe: 1. Wird die Häntzschelstiege heute „massentouristisch überrannt“. An Wochenenden und Feiertage muss man regelrecht Schlange stehen, um überhaupt einsteigen zu können (siehe Bild im 3. Absatz). 2. Ist die Stiege als Klettersteig ausgebaut worden und damit aus meiner Sicht völlig „übersichert“ (Stahlseil, massenhaft verbaute Stahlklammern etc.). Wer die Stiege noch nicht kennt, sollte aber unbedingt einmal den Aufstieg probieren, den Aufstieg, denn der Abstieg ist nicht gestattet (oder besser nicht erwünscht). Wer die Chance hat, die Stiegentour außerhalb der Saison und in der Woche zu unternehmen, kann durchaus Glück haben, dass er (fast) allein unterwegs ist. Dieses Glück war mir im März 2007 beschieden. Ich traf unterwegs nur zwei Mitwanderer, die dann auf halber Strecke in die obere Affensteinpromenade abbogen, da sie sich wohl etwas „übernommen“ hatten. Nach dem längeren Vorwort hier aber nun die nicht mehr subjektive Beschreibung:

Man erreicht den Klettersteig am einfachsten vom Kirnitzschtal aus, mit dem Auto oder Zug bis Bad Schandau fahren, dann in das Kirnitzschtal bis zum Parkplatz Beuthenfall (etwa 2 km vor dem bekannten Lichtenhainer Wasserfall). Am Beuthenfall hält auch die Kirnitzschtalbahn, eine Straßenbahn (Bild). Vom Beuthenfall gehen wir durch den Dietrichsgrund und folgen dann weiter der Markierung roter Strich. Nach etwa 15 Minuten erreichen wir den Bloßstock, einen sehr markanten Kletterfelsen in den Affensteinen - ausgeschildert (Bild). Um die Häntzschelstiege zu finden, geht man direkt bis zum Fuß des Bloßstocks, dann nach rechts immer direkt an den Felsen entlang (ein guter Wanderweg) und erreicht nach 5 bis 10 Minuten das Hinweisschild (Bild), den Beginn der Häntzschelstiege.

Zunächst geht es über die für die Sächsische Schweiz typischen Holzstiegen (Bild) nach oben. Manchmal sind die verwendeten Baumstämme in großen Abständen verlegt. Kinder werden hier bereits das erste Mal „gefordert“. Nach stärkeren Regenfällen sind die Hölzer oft noch glitschig. Dann wird es unangenehm. Wie bei allen anderen beschriebenen Stiegen, stellt bereits der Einstieg (Bild) die erste Herausforderung dar. Wir müssen etwa zwei bis drei Meter frei klettern. Die erste Steighilfe ist relativ hoch angebracht. Ich habe hier schon Leute umkehren sehen. Sind die Tritteisen einmal erreicht, kann man auch ein Klettersteigset in das ab hier mitlaufende Stahlseil einhängen. Wir steigen zunächst senkrecht auf Stahlbügeln (Bild) nach oben bis zu einen Absatz. Einige Schritte geht es fast geradeaus. Weiter gehen wir auf einer Rampe (Bild) nach links, Trittstiften helfen an schwierigen Stellen. Um eine ziemlich ausgesetzte Ecke (Bild) herum erreichen wir eine kleine Schlucht (Bild). Hier kann man erst einmal durchpusten. Es geht jetzt zwar immer noch relativ steil nach oben, aber nicht mehr ausgesetzt (Tritteisen, Stahlseil an der Felswand). Wir erreichen einen kleinen Sattel und sollten jetzt unbedingt auf den Aussichtspunkt nach links gehen. Beim Ausblick nach Westen fällt sofort die Brosinnadel (Bild), ein schlanker, bizarrer Kletterfelsen, ins Gesichtsfeld. Der Blick schweift über die Affensteine bis zu den Schrammsteinen. Über eine lange Stahlleiter (Bild) geht es nun weiter nach oben. Ein schmaler Pfad bringt uns zur Wegkreuzung mit der oberen Affensteinpromenade, die man als „Kneifervariante“ nutzen kann. Wir wollen aber weiter aufsteigen. Nur wo?

Wir überqueren die obere Affensteinpromenade. Vor uns liegt im Dunkel ein enger Kamin (Bild), durch den wir uns ins Innere der Felsen zwängen müssen (Rucksack eventuell abnehmen). Die Kluft (Bild), in die wir hineingegangen sind, endet schnell. Wir müssen nun auf Tritteisen (Bild) fast senkrecht aufsteigen. Nach einer kleinen höhlenartigen Erweiterung, hier gibt es eine kleine Fläche, auf der man sich kurz ausruhen oder ein Foto schießen kann, geht es weiter steil nach oben. Wir kommen nun zur eigentlichen Schlüsselstelle (Bild) der Stiege. Auf Tritteisen geht es an der rechten Seite der Felswand einer Kluft entlang. Wir queren die Kluft und müssen dann auf die linke Seite übertreten, mehrere Meter „Luft unter uns“ wissend. Der Spreizschritt ist allerdings nicht allzu groß und auch für Kinder zu bewältigen. Über weitere Stahlklammern geht es nach oben bis zum luftigen Ausstieg (Bild) auf eine kleine Plattform. Wir befinden uns auf der äußersten Spitze des Langen Horns. Die Fernsicht ist von diesem Platz herrlich. In der Ferne grüßt der Falkenstein, einer der dominantesten Kletterfelsen der Sächsischen Schweiz. Hier sollte man bei guter Sicht verweilen und die Aussicht genießen. Die eigentliche Stiege ist zu Ende. Um auf den Wanderwerg über das Lange Horn zu gelangen, müssen wir aber noch einige kleinere Klüfte übersteigen. Teilweise helfen uns künstliche Einbauten dabei. Die breiteste Kluft wird durch einen Metallsteg (Bild) überbrückt. Der Weg über das lange Horn bringt uns schließlich zur Kreuzung Reitsteig/Zurückesteig (Bild), wo wir unsere Wanderung Richtung Großer Winterberg oder Schrammsteinaussicht fortsetzen können.

Wer den Tipp per Karte nachvollziehen möchte, sollte am besten über die Wanderkarte "Schrammsteine Affensteine", Maßstab 1:10.000 vom Böhmverlag verfügen. Eine Übersicht der wichtigsten Stiegen und Aussichtspunkte der Sächsischen Schweiz gibt es in der Stiegenmatrix.

2 Gedanken zu „Häntzschelstiege

  1. Ich hatte das Glück schon den Bau der Steige mit zu erleben und ein paar Fotos von damals habe ich auch noch. Froh bin ich darüber, dass es die Häntzschelstiege, trotz aller Versuche sie zu entfernen, die übrigens schon während des Baus begannen, immer noch gibt. Allerdings gefiel mir die Gestaltung früher besser. Die Stiege war gerade am Einstieg nicht so monströs,
    keine Seile im Fels und irgendwie interessanter. Aber bei dem
    heutigen Massentourismus muss sie mittlerweile wohl etwas massiver ausfallen, um dem Andrang stand zu halten. Ich kann diese Tour nur jedem empfehlen. Vor allem wenn man den zweiten Teil erklommen hat und die Aussicht genießt, weis man, dass sich die Mühe gelohnt hat. Da oben ist dann auch der Andrang nicht mehr so groß 😉

  2. Die Häntzschelstiege ist wirklich sehr interessant. Oben angekommen hat man einen fantastischen Ausblick.
    Wir waren am Pfingstsamstag gegen Mittag dort und es war kaum ein Mensch zu sehen. Also ein perfekter Tag für den Aufstieg.

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